Marktberichte

Dämpfer für Konjunkturoptimisten Dax macht sich leichter

Rezessionssorgen halten den deutschen Aktienmarkt unter der 6100er-Marke. Öl im Feuer ist das schwächer als erwartet ausgefallene BIP in den USA. Auch der erneute Preisanstieg der Griechenland-CDS bereitet Sorgen.

En bisschen Voodoo hätte nicht geschadet.

En bisschen Voodoo hätte nicht geschadet.

(Foto: Pixelio/Angela Parszyk)

Zweifel an der langfristigen Zahlungsfähigkeit Griechenlands sowie an der weltweiten Konjunkturerholung haben die deutschen Aktien am letzten Handelstag der Woche wieder den Weg nach Süden eingeschlagen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA ist schwächer als erwartet ausgefallenen. Einmal mehr waren es auch Sorgen um die Staatsverschuldungen in Europa, die die Kauflaune von Investoren verhagelten. An den Anleihemärkten stiegen die Risikoprämien auf westeuropäische Staatspapiere kräftig an.

Der Dax notierte zuletzt 0,7 Prozent leichter bei 6.070 Punkten.

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Dax 23.698,15

Die Ausfallversicherung griechischer Staatsanleihen ist so hoch wie nie zuvor. Heute kostete es 1,131 Mio. Euro, um fünfjährige Staatsanleihen von Griechenland im Volumen von zehn Mio. Euro zu versichern, wie aus Daten von CMA DataVision hervorging. Am Vorabend waren es noch 1,127 Mio. Euro gewesen. Nach Einschätzung von Analysten hing diese Marktentwicklung zum Teil mit der Rating-Herabstufung der Agentur Moody's zusammen: Viele Fonds müssen sich von ihren Griechenland-Bonds trennen, weil sie nicht mehr über eine ausreichende Bonität verfügen. Nach Einschätzung von Experten spiegelt sich diese Entwicklung gerade in den Kreditausfallversicherungen wider und nicht in den Anleihekursen, weil diese durch das Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank gestützt werden.

Was können die G20 stemmen?

Als zusätzlicher Belastungsfaktor erwirsen sich auch Befürchtungen, dass es beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen (G8) keine Einigung über eine umfassende Regulierung der Finanzmärkte geben wird.

Bei den Einzeltiteln sorgten vor allem Analystenkommentare für Kursbewegungen. Eine stärkere Erholung bei Daimler und VW wurde dadurch verhindert. Die Kurse gaben nach einer Abstufung durch die Analysten der UBS deutlich nach. Daimler verloren 3,2 Prozent, VW büßten 2,8 Prozent ein.

Autowerte im Fokus

Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" steht zudem ein Wechsel in der VW-Führungsriege an. Der VW-Manager Stefan Jacoby soll neuer Chef des schwedischen Autobauers Volvo werden. Ein Händler bewertete auch diese Nachricht als leicht negativ für VW: "Jacobys Weggang könnte dazu führen, dass die VW-Expansionspläne in Nordamerika gefährdet werden oder sich zumindest verzögern."

Die Porsche-Vorzüge notierten 2,8 Prozent höher. Neben erneuten Spekulationen, denen zufolge der bisherige Chefstratege von Volkswagen, Matthias Müller, an die Spitze der Porsche AG rücken soll, berichtete das "Handelsblatt" nun, dass Ferdinand Piech an einem Geheimplan für Porsche bastelt. Es gehe um eine neue Baureihe. Der Zeitung zufolge soll es sich dabei um einen Geländewagen handeln, der kleiner ist als der Cayenne. Ein Börsianer meinte, Pläne für eine fünfte Baureihe könnten den Porsche-Kurs stützen, zumal der Sportwagenhersteller mit seinen Neueinführungen zuletzt immer sehr erfolgreich gewesen sei.

Banken stoppen Talfahrt

Die Titel von Commerzbank beendeten derweil ihre jüngste Durststrecke. Die Papiere legten knapp zwei Prozent zu. Damit zählten sie zu den wenigen Gewinnern im Dax. Finanzwerte waren wegen wieder aufgeflammter Sorgen über die Stabilität europäischer Banken zuletzt unter Druck geraten.

Für die Stimmungsaufhellung sorgte nach Einschätzung von Händlern der sich in den USA abzeichnende Kompromiss bei der Regulierung des Derivatehandels. Es scheine nicht auf eine so extrem strenge Regulierung hinauszulaufen, wie sie zum Höhepunkt der Finanzkrise gefordert wurde, sagte ein Börsianer. Der europäische Stoxx-Bankenindexlag rund ein Prozent im Plus.

Viele Analystenstimmen

Der Broker Nomura hat Beiersdorf mit "Kaufen" empfohlen. Die Aktien zogen danach um 1,4 Prozent an.

Die Bank HSBC erhöhte sowohl Solarworld als auch Freenet auf "Übergewichten". Freenet profitierten mit plus 0,4 Prozent. Bei Solarworld schmolzen die Gewinne bis auf Vortagesschlussniveau ab.

Die Citigroup hob das Kursziel von BASF leicht auf 53 von 51 Euro an. Die Papiere, die zunächst auch von der Heraufstufung profitierten, konnten die Gewinne auch nicht halten und rutschten mit 0,2 Prozent ins Minus.

Keine stärkere Belastung sehen Händler in einer Strafe für Infineon in den USA. Mehrere Speicherchiphersteller müssen in einem Vergleich mit dem Bundesstaat Kalifornien wegen Preisabsprachen 173 Mio. US-Dollar zahlen. Davon entfallen 29,1 Mio. auf Infineon. Zwar gaben die Aktien der ebenfalls betroffenen Hersteller Hynix und Elpida jeweils um rund 2,0 Prozent nach. Händler in Asien führen dies jedoch vorwiegend auf stagnierende Preise für Speicherchips zurück. Infineon tendierten bei handelsschluss 0,2 Prozent niedriger.

Südzucker mit süßer Jahresprognose

Die Aktien von Südzucker konnten sich nach überraschend vorgelegten Zahlen an der MDax-Spitze bewähren. Die Titel nahmen 3,4 Prozent Plus mit ins Wochenende. Europas größter Zuckerproduzent ist laut dem vorläufigen Quartalsbericht mit mehr Umsatz und Ergebnis in das neue Geschäftsjahr gestartet. Seine Jahresprognose bestätigte Südzucker ebenfalls. Die egschäftsführung erwartet demnach einen stabilen Umsatz und einen Anstieg beim operativen Gewinn. Börsianer zufolge fielen die Zahlen deutlich besser als erwartet aus. Die bestätigte Prognose sei ein zusätzliches Plus.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa/rts

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