Infineon + T-Aktie gefragt Dax mit Aufholjagd
13.05.2002, 20:15 UhrEnde gut - alles gut, hieß es am Montag für den Dax. Im Windschatten der starken US-Börsen konnten die deutschen Standardwerte nach schwachen Auftakt doch noch deutlich Boden gut machen. Getrieben wurde die Aufwärtsgewegung insbesondere von Kursgewinnen der Deutschen Telekom und bei Infineon. So konnte sich der Dax sogar wieder an die psychologisch wichtige 5.000er-Marke heranpirschen. Er schloss bei 4.975 Punkten - ein sattes Plus von 2,1 Prozent.
Die Unsicherheit bei den Anlegern sei jedoch nach wie vor sehr groß, so ein Händler. Und auch die schlechte Stimmung im Telekom-Bereich halte an. Entwarnung gebe es daher auch noch nicht. Die Erholung der Technologiewerte sei allein eine technische Reaktion auf vorangegangene Kursverluste, hieß es von Händlern. Auch für den Gesamtmarkt sehe es nicht gut aus. Einen echten Grund, warum man derzeit in Aktien einsteigen sollte, gebe es einfach nicht. Bei der heutigen Rally hänge man schlicht am Tropf der Wall Street, eigenen Antrieb habe der Dax nicht.
Im Blickpunkt auf dem Frankfurter Parkett stand erneut die Aktie der Deutschen Telekom, die im frühen Handel auf ein Allzeittief von 12,02 Euro fiel. Die indonesische Regierung hat nach eigenen Angaben den Anteil des Bonner Konzerns an dem zweitgrößten indonesischen Mobilfunkunternehmen PT Satelindo für 325 Millionen Dollar gekauft. Nach Angaben der Telekom wurde jedoch noch kein endgültiger Beschluss über den Verkauf erzielt. Von der Analystenseite gab es zudem erneut schlechte Nachrichten. Credit Suisse First Boston hat die T-Aktie nach Angaben von Händlern auf „halten“ von zuvor „kaufen“ heruntergestuft.
Die T-Aktie ging nach den Verlusten im frühen Handel jedoch auf Erholungskurs und legte 3,7 Prozent auf 12,79 Euro zu. Investoren, die in der vergangenen Woche mit geliehenen Aktien auf weiter fallende Kurse gesetzt hätten, die sogenannten Leerverkäufer, müssten sich nun angesichts des überraschenden Kursanstiegs wieder eindecken und beschleunigten dadurch die Aufwärtsbewegung, so ein Händler zum Kursanstieg der T-Aktie.
Eine Analystenabstufung gab es für die SAP-Aktie. Die US-Investmentbank Lehman hat ihr Kursziel für die Aktie des Walldorfer Softwarehauses auf 170 Euro von zuvor 200 Euro gesenkt, die Einstufung beließen die Aktien-Experten bei "strong buy ". Im freundlichen Marktumfeld legte die SAP-Aktie nach schwachem Start dennoch 3,8 Prozent auf 131,70 Euro zu.
Die anderen High-Techs befanden sich ebenfalls auf Erholungskurs. Infineon setzte sich mit einem Plus von 6,3 Prozent auf 18,69 Euro an die Spitze der Gewinner. Dieses Plus sei eine technische Reaktion auf das Minus von über sieben Prozent am Freitag, so ein Händler. Epcos verbesserte sich 2,7 Prozent auf 44,40 Euro.
Siemens legte 3,8 Prozent auf 68 Euro zu. Ein Konsortium aus Siemens, Alstom und Bombardier hat von der Deutschen Bahn einen Auftrag zur Lieferung von 28 ICE-Hochgeschwindigkeitszügen erhalten. Das Auftragsvolumen für Siemens als Konsortialführer liegt nach Angaben der Münchener bei 256 Millionen Euro. Der Siemens-Mobilfunkvorstand Lothar Pauly heizte am Montag zudem Spekulationen an, der Elektro-Konzern sei an einer Übernahme der Mobilfunknetzwerksparte von Motorola interessiert. Siemens würde gerne auch Netztechnologie für den Mobilfunkstandard CDMA anbieten, wolle diese aber nicht selbst entwickeln, so Pauly. Motorola bietet die CDMA-Technik, die besonders in den USA verbreitet ist, an.
Der Spezialchemiekonzern Degussa hat im ersten Quartal den Vorsteuergewinn um zwei Prozent auf 190 Millionen Euro gesteigert, damit aber die Erwartungen von Analysten, die mit 227 Millionen Euro gerechnet hatten, verfehlt. Beim Umsatz legten die Düsseldorfer um drei Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu und lagen damit leicht über den Analystenschätzungen von 2,622 Milliarden Euro. Die Aktie verlor 0,7 Prozent auf 34,60 Euro.
Auch von Linde gab es Zahlen. Der Industriegase- und Anlagenbauerkonzern hat vor Steuern im ersten Quartal mit 118 Millionen Euro rund 5 Prozent weniger verdient als noch vor einem Jahr. Der Umsatz stieg dagegen um 2,1 Prozent auf 2 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einem Vorsteuergewinn von 137,8 Millionen Euro gerechnet. Für das Gesamtjahr gab sich Linde weiterhin zurückhaltend und bekräftigte lediglich frühere Prognosen wonach Umsatz und Ergebnis in 2002 gesteigert werden sollen. Die Papiere schlossen mit 0,4 Prozent bei 53,30 Euro im Minus.
Der deutsche Autobauer BMW will die Diesel-Motoren für sein Mini-Modell von dem japanischen Konzern Toyota Motor Corp bauen lassen. Dies berichtet die Financial Times Deutschland. Darauf hätten sich beide Unternehmen nach fast einem Jahr Verhandlungen geeinigt, so der Bericht. Die BMW-Aktie schloss 0,5 Prozent fester bei 47,25 Euro.
Die Aktie der Lufthansa gab einen Teil der Gewinne wieder ab, nachdem das Unternehmen für April einen Rückgang der Passagierzahlen bekannt gegeben hatte. Das Minus der beförderten Passagiere belief sich auf mehr als 9 Prozent. Die Aktie schloss bei 16,13 Euro, ein Plus von knapp 1 Prozent.
Einen kräftigen Einbruch gab es hingegen für die Aktie des im MDax gelisteten Cargolifter. Zuvor hatte ein Magazin berichtet, Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens hätten in einem Brief an den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe die drohende Insolvenz des Unternehmen angekündigt. Trotz eines Dementis von Cargolifter fiel die Aktie zeitweise über 45 Prozent, konnte dann den Verlust jedoch auf ein Minus von 23 Prozent bei 1,99 Euro eingrenzen.
Quelle: ntv.de