Marktberichte

"Relative Stärke" Dax mit Kraftakt

Die deutschen Standardwerte sind unter dem Strich fester aus dem Handel gegangen. Der Dax gewann 0,2 Prozent auf 7948,65 Zähler. Der MDax legte 0,5 Prozent auf 9810,402 Zählern zu. Auch der TecDax
schloss im Plus, der Index stieg 0,65 Prozent auf 973,66 Punkte zu.

Die Börse war angesichts guter Vorgaben aus den USA freundlich in den Handel gestartet. Eine überraschend hohe Gewinnprognose des US-Mischkonzerns Honeywell hatte in den USA die Kauflust der Anleger geweckt. Doch dann sorgten schlechte Konjunkturdaten für Abgabedruck. Doch in der letzten Handelsstunde drehten die Indizes wieder ins Plus, da die US-Börsen ihre Auftaktverluste reduzierten. Der Dax setze seine relative Stärke in Kursgewinne um, sagte ein Händler.

Inflation im Fokus

Auf die US-Verbraucherpreise hatte der Markt kaum reagiert. "Wie erwartet schlechter als erwartet", kommentiert ein Händler die Daten. Nach dem Schreck über die doppelt über der Prognose liegenden US-Produzentenpreise am Vortag habe man sich auf schlechte Daten eingestellt. "Der Markt reagiert relativ kühl auf das CPI", sagt der Händler weiter.

Die Daten könnten Hinweise auf die künftige Geldpolitik der Federal Reserve geben. Sollten die Inflationsgefahren in den USA zunehmen, dann dürfte dies den Spielraum der US-Notenbank für weitere Zinssenkungen einschränken, erläuterte ein Händler. "Thema des Tages ist die Inflation", sagte ein anderer Börsianer.

In Europa zogen die Preise ebenfalls deutlich an. Die deutsche Inflation erreichte im November mit 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat den höchsten Stand seit Januar 1994. Die Teuerung der Euro-Zone lag ebenfalls bei 3,1 Prozent. Analysten hatten im Schnitt ein Plus von drei Prozent vorausgesagt.

"Die Hoffnung auf eine Zinssenkung durch die EZB ist damit nicht unbedingt größer geworden", sagte ein Börsianer. Die Kurse gerieten nach Veröffentlichung der Daten etwas unter Druck, der Dax drehte ins Minus.

Mit Blick auf das nahende Weihnachtsfest dürfte die Liquidität an den Märkten immer mehr ausdünnen, sagte ein anderer Händler. Das könne hier und da die Kursbewegungen überzeichnen. Zudem berichten Börsianer von allmählich einsetzendem Window Dressing. Dahinter stehen Käufe der auf Jahressicht stark gestiegenen Aktien durch Fonds. Diese wollen damit die Entwicklung ihrer Produkte aufpeppen.

Händler sprachen von einem schleppenden Geschäft. "Es gibt kaum Unternehmensnachrichten, die für Impulse sorgen und die Anleger zum Handeln bewegen", sagte einer von ihnen.

"Der Dax hat bis zum heutigen Tag seit Jahresanfang rund 22 Prozent gutgemacht, damit kann man zufrieden sein", sagte Christian Schmidt, Marktstratege von der Helaba. "Viele Anleger wollen dewegen kurz vor dem Jahresende kein Risiko mehr eingehen und halten sich zurück. Das spürt man."


Lufthansa im Blick

Im Fokus der Anleger standen Lufthansa, die 0,4 Prozent verloren. Der Konzern hat sich mit 19 Prozent am US-Billigflieger JetBlue beteiligt. "Der strategische Schritt ist zu begrüßen, da die Lufthansa somit mehr Inlandsflüge in den USA anbieten kann", sagte ein Händler. Ein Kollege ergänzte, der Preis von umgerechnet rund 205 Mio. Euro sei überschaubar. Nach Veröffentlichung der Meldung hatten die Papiere deutlich zugelegt, im Verlauf zehrten die Aktien ihre Gewinne aber wieder auf.

Merck profitierten von der Zulassung des Stoffwechsel-Medikaments "Kuvan" auf dem US-Markt. Die Papiere gewannen 0,7 Prozent an Wert. Auch Analystenkommentare sorgten für Bewegung: Deutsche Telekom verteuerten sich um 0,2 Prozent, nachdem Credit Suisse das Kursziel für die T-Aktie erhöht hatte. Dagegen gaben Tui wegen einer skeptischeren Einschätzung von Morgan Stanley ab. Continental verbilligten sich um 2,2 Prozent. Analysten von Morgan Stanley hatten die die Bewertung der Conti-Aktie wiederaufgenommen - mit der Einschätzung "untergewichten".

Zu den Gewinnern gehörten auch die Aktien von Siemens. Im Rahmen der Aufarbeitung seiner Korruptionsaffären hat sich der Konzern nach nur einer Woche wieder von seinem Finanzchef der Industriesparte getrennt. Grund sind dem Konzern zufolge neue Erkenntnisse im Korruptionsfall um die Arbeitnehmerorganisation AUB.

Beim Motorenhersteller Deutz wird Helmut Leube neuer Chef des Vorstands. Die im MDax gelisteten Aktien verloren 2,2 Prozent zu. Die am Vortag in den Index aufgerückten Gildemeister gewinnen 0.5 Prozent. Der Flugtechnikkonzern EADS will seine Abhängigkeit von der wichtigsten Konzerntochter Airbus mindern, die anderen Konzernsparten ausgebaut werden. So soll der Dienstleistungsbereich von zehn auf 25 Prozent Umsatzanteil wachsen. Die Papiere legten ein Prozent zu.

Im TecDax erholen sich Conergy mit einem Plus von 6,7 Prozent etwas von den massiven Verlusten der Vortage. Auch Morphosys machen mit einem Plus von 1,2 Prozent einen Teil der Verluste wieder wett.

Quelle: ntv.de

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