T-Aktie glänzt Dax mit Licht & Schatten
15.05.2002, 20:20 UhrInsbesondere dem Index-Schwergewicht Deutsche Telekom war es am Mittwoch zu verdanken, dass der Dax förmlich im Endspurt noch die Kurve bekam und im Plus schloss. Auch die Einigung in den Metall-Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg am Mittwochabend gab den deutschen Standardwerten nach Angaben von Händlern noch etwas Rückenwind. So schloss der Dax mit einem Plus 0,5 Prozent bei 5.072 Punkten, nachdem er im Tagesverlauf schon bis auf die 5.000 Punkte-Marke zurückgefallen war.
Am Abend hatte die IG-Metall mitgeteilt, sie habe sich mit den Arbeitgebern auf Lohnerhöhungen von 4 Prozent zum 1.Juni geeinigt. Hinzu komme eine Einmalzahlung von 120 Euro für Mai. Vom 1.Juni 2003 an würden die Beschäftigten einen Nachschlag von 3,1 Prozent auf den Lohn bekommen. Mit Blick auf die Laufzeit des Tarifvertrages von 22 Monaten sagte ein Händler, diese Lohnerhöhungen seien volkswirtschaftlich verkraftbar.
Etwas gebremst wurde der Dax am Nachmittag durch neue US-Konjunkturdaten. Vor allem die stärker als erwartet gestiegenen Verbraucherpreise in den USA verdarben den Anlegern die Kauflaune. Die Sorge sei, dass die Notenbank bei steigender Inflation die Zinsen schneller als bislang erwartet erhöhen könne, so ein Händler. Die US-Verbraucherpreise waren im April um 0,5 Prozent gestiegen, Analysten hatten nur mit einem Anstieg um 0,4 Prozent gerechnet.
Weiter unbeirrt nach oben marschierte die Aktie der Deutschen Telekom. Einen Magazin-Bericht zufolge will die Deutsche Telekom einen 25-prozentigen Anteil an der Internet-Tochter T-Online an den US-Softwareriesen Microsoft verkaufen. Der Verkauf soll den Bericht zufolge zwischen 3 und 4 Milliarden Euro in die Kassen des Bonner Konzerns bringen. Die Telekom plane außerdem den Abbau von 15.000 der derzeit rund 118.000 Stellen bei der Festnetztochter T-Com, so der Bericht weiter. Der Konzern wolle Gewerkschaften und Betriebsräte in den nächsten Tagen über erste Details der Stellenstreichungen informieren, hieß es weiter. Die Telekom-Aktie legte 5,6 Prozent auf 14,08 Euro zu.
Nach einem recht volatilem Handelsverlauf konnten auch die anderen Hightechs den Tag im Plus beschließen. Infineon verbesserte sich 2,4 Prozent auf 20,31 Euro. Die Aktie des Halbleiter-Herstellers profitierte von den guten Zahlen des US-Herstellers von Anlagen für die Chip-Produktion, Applied Materials, der mit einem Gewinn von 3 Cent je Aktie im ersten Quartal die Erwartungen von Analysten um 1 Cent übertraf.
Siemens zog 1,4 Prozent auf 71,98 Euro an, Epcos legte 0,7 Prozent auf 46,10 Euro zu und SAP kletterte 1,3 Prozent auf 137,66 Euro.
Im Mittelpunkt auf dem Frankfurter Parkett standen die Aktien der Deutschen Lufthansa. Die größte deutsche Fluggesellschaft hat in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres mit einem operativen Gewinn von 12 Millionen Euro ein Ergebnis am oberen Ende der Analystenerwartungen erwirtschaftet. Netto sah es jedoch nicht so gut aus. Der Nettoverlust der Fluglinie stieg auf 186 Millionen Euro nach 94 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahresquartal. Einen Ausblick für das Gesamtjahr wollte die Deutsche Lufthansa auf Grund des schwierigen Umfeldes weiterhin nicht geben. Analysten zeigten sich von dem Ergebnis dennoch angetan: Die Zahlen seien überraschend gut, so Uwe Weinreich von der HVB Gruppe. Die Aktie konnte 1 Prozent auf 16,40 Euro zulegen.
Zahlen gab es auch vom Energiekonzern RWE. Die Essener haben im ersten Quartal ihren operativen Gewinn auf 1,3 Milliarden Euro nach 1,18 Milliarden Euro im vergleichbaren Vorjahresquartal gesteigert und die Erwartungen der Analysten damit deutlich übertroffen. Der Umsatz stieg um 5,1 Prozent auf 14,69 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet RWE nach eigenen Angaben mit einem deutlich höheren Betriebsergebnis im Kerngeschäft. Die Papiere gaben dennoch 1,1 Prozent auf 41,45 Euro nach.
Dritter im Bunde der Dax-Unternehmen, die am Morgen Zahlen vorlegten, war MAN. Der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugekonzern verfehlte allerdings die Erwartungen der Analysten mit einem operativen Verlust von 38 Millionen Euro im ersten Quartal. Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte noch ein Betriebsgewinn von 138 Millionen Euro in den Büchern gestanden. Analysten hatten für die ersten drei Monate mit einem operativen Gewinn von 77 Millionen Euro gerechnet. An dem Ziel in 2002 gegenüber dem Vorjahr ein verbessertes Vorsteuerergebnis zu erzielen hielten die Münchener dennoch fest. Die Aktie verlor 3,4 Prozent auf 26 Euro.
Die Deutsche Bank will einem Zeitungsbericht zufolge den 40-Prozent-Anteil der angeschlagenen Kirch-Gruppe am Hamburger Axel Springer Verlag im Wert von schätzungsweise rund 800 Millionen Euro zu Beginn des zweiten Halbjahres and die Börse bringen. Dem Bericht zufolge liegt das Aktienpaket bereits im Depot der Deutschen Bank. Diese hatte einen Kredit über 720 Millionen Euro drei Tage nach dem Insolvenzantrag der Kirch-Kerngesellschaft KirchMedia am 12. April fällig gestellt. Die Deutsche Bank-Aktie gab 0,1 Prozent auf 78,23 Euro nach.
Volkswagen will über seine Finanztochter VW Financial Services das Direktbankgeschäft und sein Angebot vor Kfz-Versicherungen europaweit ausweiten. Unter anderen wollen die Wolfsburger ihr Direktbankgeschäft in Italien, Spanien und Frankreich anbieten. Angestrebt werde beim Ausbau des Finanzservice eine Kooperation mit einem Versicherungskonzern, so Volkswagen weiter. Die Aktie schloss mit 0,7 Prozent bei 56,31 Euro unter dem Vortagesschluss.
Im Blickpunkt stand auch wieder die Aktie von Cargolifter, die 28 Prozent auf 1,15 Euro fiel. Der angeschlagene Luftschiffbauer wird nach Angaben der Bundesregierung auch vom Bund vorerst keine staatlichen Hilfen bekommen. Zuvor hatte bereits das Land Brandenburg beschlossen, dem Unternehmen keine finanziellen Hilfen zu gewähren.
Quelle: ntv.de