Genug der Zypern-Krise Dax mit Mini-Minus
22.03.2013, 18:00 Uhr
Der Markt läuft den schlechten Nachrichten davon
(Foto: dpa)
Nachdem der Ifo-Index keinen neuen Schwung mit sich brachte, vertrösten sich die Anleger mit der Aussicht auf bessere Zeiten. Für Zypern wird schon eine Lösung in letzter Minute gefunden werden und die mauen Ifo-Zahlen waren die letzte Konjunkturdelle nach unten, heißt es.
Der drohende wirtschaftliche Kollaps Zyperns hat auch am Freitag Unruhe an den europäischen Börsen ausgelöst. Die Hoffnung vieler Anleger auf eine Lösung in letzter Minute verhinderte allerdings einen größeren Kursrutsch. Der Dax fiel im frühen Handel auf ein Zweieinhalb-Wochen-Tief von 7920,82 Punkten, erholte sich dann aber wieder und drehte zeitweise gar ins Plus. Zum Schluss blieb ein Minus von 0,3 Prozent auf 7911 Zählern übrig. Der Euro konnte gar zeitweise über die Marke von 1,30 Dollar klettern.
Die Regierung in Nikosia schlug zuletzt unter anderem die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen sowie die Einrichtung eines Solidaritätsfonds über staatliche Vermögenswerte vor. Dabei sollen unter anderem auch die Pensionskassen herangezogen werden. Die Parlamentarier sollten am Freitag über die jüngsten Vorschläge abstimmen. "Die nächsten Stunden werden über die Zukunft des Landes entscheiden", betonte Regierungssprecher Kristos Stylianides.
Bei der Bundesregierung stießen die jüngsten Pläne jedoch auf Ablehnung. Das größte zyprische Geldhaus, die Bank of Cyprus, warnte vor einem Austritt aus der Euro-Zone und warb für die von der EU vorgeschlagene Sonderabgabe auf Bankeinlagen über 100.000 Euro. Die Europäische Zentralbank drohte den Banken damit, ab Dienstag den Geldhahn zuzudrehen, sollte bis dahin kein Programm zur Sanierung von Staat und Großbanken vorliegen.
Die Analysten von Berenberg äußerten sich "vorsichtig optimistisch" über die Aussichten für einen Kompromiss. "Europa ist wohl flexibel bei den Details, aber unnachgiebig bei den grundlegenden Auflagen für Zypern." Zu letzterem gehört die Verkleinerung des überdimensionierten Finanzsektors.
Der unerwartet schwache Ifo-Index drückte die Kurse am Vormittag nur vorübergehend. Das Konjunkturbarometer liege immer noch deutlich über dem Niveau des vierten Quartals 2012, betonte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Insofern halten wir an der Erwartung fest, dass das Schlussquartal 2012 den konjunkturellen Boden in Deutschland bildet."
Für Aufsehen an den Börsen sorgt Volkswagen. Die Wolfsburger, die 75 Prozent am Lkw-Hersteller MAN halten und Zugriff auf den Gewinn des Unternehmens haben wollen, zahlen den anderen Aktionären eine Abfindung von 80,89 Euro je Aktie. Diesen Preis haben Wirtschaftsprüfer festgelegt. Die MAN-Aktie kostete am Vorabend jedoch mit 87,10 Euro gut sechs Euro mehr. MAN-Aktien fielen um 2,6 Prozent auf 84,80 Euro und notieren damit weiterhin über dem VW-Gebot. Volkswagen-Titel steigen um 0,83 Prozent.
Turbulent geht bei der australischen Hochtief-Tochter Leighton Holdings zu. Bei Leighton haben der Aufsichtsratschef und zwei Direktoren ihre Posten geräumt. Die drei Manager sollen die Beziehungen zum deutschen Mehrheitsaktionär Hochtief für zusammengebrochen halten. Leighton-Aktien brachen daraufhin in Sydney um sieben Prozent ein und auch Hochtief-Aktien leiden unter den Zerwürfnissen der Unternehmenslenker und verlieren 5,3 Prozent.
Adidas-Aktien profitieren mit einem Kursplus von 2,5 Prozent von den starken Ergebnissen des Kontrahenten Nike. Nike konnte jüngst die Margen steigern, was die Aktie im späten Handel an der Computerbörse Nasdaq um gut acht Prozent nach oben trieb.
Papiere der Lufthansa verlieren 1,0 Prozent. Seit dem frühen Morgen lassen Lufthansa-Mitarbeiter an sechs großen deutschen Flughäfen die Arbeit ruhen. Rund 690 Flüge musste Deutschlands größte Fluggesellschaft streichen.
Daneben sorge Analystenkommentare für Kursbewegungen. Eon-Aktien ziehen um 1,2 Prozent an, nachdem die Bank BNP Paribas die Aktie auf "Neutral" hochgestuft hat. Gleich mehrere Banken haben ihre Kursziele für die Lanxess-Aktie gesenkt, was diese um 4,5 Prozent nachgeben lässt.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/dpa