Marktberichte

Schulden auf beiden Atlantikseiten Dax mit dickem Minus

Ärgerlich: Der Markt wird immer wieder zurückgeworfen.

Ärgerlich: Der Markt wird immer wieder zurückgeworfen.

Hohe Staatsschulden auf beiden Seiten des Atlantiks und sich eintrübende Wirtschaftsaussichten nehmen Anlegern erneut die Lust auf Aktien. Der Dax weitet seine Verluste aus und fällt unter die Marke von 7280 Punkten.

Maue Stimmung auf dem Parkett: "Konjunktursorgen in Amerika, das Auf und Ab an den Rohstoffmärkten und die Schuldenkrise in Europa - viele Anleger sind derzeit verunsichert und warten lieber ab, bis sie wieder bei Aktien zugreifen", sagte ein Händler. Auf der Stimmung lastete neben dem Rückgang des ZEW-Index für Deutschland die Prognosesenkung des weltgrößten Computerkonzerns Hewlett-Packard. Der Dax büßte 1,77 Prozent auf 7257 Zähler ein.

Die Erleichterung vieler Anleger über grünes Licht für ein Milliardenhilfspaket an Portugal verflüchtigte sich angesichts der ungelösten Finanzprobleme Griechenlands. Die Investoren verunsicherte die aufkommende Diskussion über Erleichterungen beim Schuldendienst für das hoch verschuldete südeuropäische Land. Losgetreten hatte die Diskussion Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker, der sich unter bestimmten Bedingungen für eine "weiche Umschuldung" aussprach. Am Markt wird darunter etwa die Streckung von Rückzahlungspflichten verstanden im Gegensatz zu einer harten Umschuldung, bei der ein Teil der Verbindlichkeiten Athens gestrichen würde. "Dass ausgerechnet Juncker dieses Thema auf den Tisch gebracht hat, kam überraschend", sagte ein Händler. "Aber immerhin würden bei einer weichen Umschuldung die Banken nicht zerstört."

Der europäische Stoxx-Bankenindex notierte nahezu unverändert. Commerzbank-Aktien, die nach den gestrigen Verlusten zeitweise deutlich im Plus lagen, rutschten mit dem Markt ab. Übrig blieb ein winziges Plus von 0,15 Prozent auf 3,86 Euro. Damit waren die Titel aber immer noch die einzigen Gewinner im Dax.

Zur Unruhe trug auch bei, dass die USA die gesetzliche Höchstgrenze für die Verschuldung des Bundes erreicht haben. "Das passt ins Thema und zeigt, wie brenzlig die Situation ist", sagte ein Börsianer. Die Experten der Denkfabrik Third Way sagen für den Fall eines Zahlungsausfalls eine schrumpfende Wirtschaft, den Verlust von 640.000 Arbeitsplätzen, abrutschende Börsenkurse und eine Kreditklemme voraus.

Zu den Sorgen über die Wirtschaftsentwicklung trug auch der dritte Rückgang des deutschen ZEW-Barometers für die Konjunkturerwartungen bei. Allerdings wird die aktuelle Lage von den vom Mannheimer ZEW befragten Experten besser beurteilt. "Eine sehr hohe Einschätzung der gegenwärtigen Lage ist sicherlich einer der Gründe dafür, warum die Konjunkturerwartungen sich eingetrübt haben: Vom Gipfel führen alle Wege bergab", sagte Analyst Andreas Scheuerle von der Dekabank.

Die Konjunktursorgen drückten die Kurse von Unternehmen, deren Wohl und Wehe stark vom Wirtschaftswachstum abhängt. Zu den großen Dax-Verlierern gehörten die Aktien des Stahl- und Technologiekonzerns ThyssenKrupp, die 3,74 Prozent nachgaben. Zu dem dreiprozentigen Kursrückgang trug auch ein skeptischer Kommentar der Societe Generale bei. Die Neuordnung des Konzerns dürfte noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es. Die Aktien der Autobauer Daimler und Volkswagen gaben 1,9 beziehungsweise 2,7 Prozent nach.

Auf Unternehmensseite sorgte der weltgrößte Computerkonzern Hewlett-Packard für negative Nachrichten. Der aus Deutschland stammende Konzernchef Leo Apotheker warnte vor einem "weiteren schwierigen Quartal" und mahnte seine Führungskräfte, "auf jeden Pfennig zu achten und Neueinstellungen auf ein Minimum zu beschränken". Das geht aus einem firmeninternen Schreiben an das Top- Management hervor, aus dem die Finanzagentur Bloomberg am späten Montag zitierte.

Zudem zieht HP die Vorlage seiner Quartalszahlen auf diesen Dienstagabend nach US-Börsenschluss vor. Händler sahen in den Aussagen eine potenzielle Belastung für Technologiewerte wie etwa SAP. Die Aktien fielen um 1,8 Prozent auf 43,60 Euro. Halbleiter-Hersteller Infineon notierten gar 3,8 Prozent tiefer bei 7,86 Euro, Chip-Designer Dialog Semiconductor verloren 2,5 Prozent.

Größter Dax-Verlierer wurden jedoch die Aktien der Deutschen Börse mit einem Abschlag von 4,34 Prozent auf 53,95 Euro.

Kabel Deutschland und Continental sind laut Händlern die Gewinner der MSCI-Umstellung. Die Gewichte der beiden Unternehmen in den Indizes nehmen zur Neuverkettung Ende Mai deutlich zu. Kabel Deutschland steigen um 1,3 Prozent auf 43,35 Euro, Continental rutschen mit dem Markt um 0,5 Prozent auf 66,93 Euro. Puma werden dagegen aus den MSCI-Indizes entfernt. Die Aktie gibt um 3,7 Prozent auf 220,00 Euro nach.

Aixtron hat vom LED-Hersteller Samsung einen weiteren Auftrag zur Lieferung von Anlagen zur Herstellung von Licht emittierenden Dioden erhalten. Die Aktie rückt mit einem Plus von 1,3 Prozent auf 27,46 Euro vor.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa/DJ

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