Schlussspurt zu spät Dax mit leichtem Verlust
10.04.2008, 17:51 UhrDie trüben Aussichten für die Weltkonjunktur haben den Dax weiter nach unten gedrückt. "Das Umfeld für den Aktienmarkt ist denkbar schlecht", sagte ein Händler. "Die USA schlittern in eine Rezession, ein Ende der Subprime-Krise ist nicht in Sicht, die Gewinnwarnungen der Unternehmen häufen sich, Ölpreis und Euro klettern auf neue Rekordstände."
Der Dax konnte zum Handelsende hin zwar einen großen Teil seiner Verluste abbauen, schloss aber dennoch mit einem Minus von 0,25 Prozent bei 6704 Punkten. Der MDax mittelgroßer Werte gab um 0,1 Prozent auf 8863 Zähler nach. Der TecDax sackte um 0,6 Prozent auf 805 Punkte ab.
Neben dem konjunkturellen Umfeld litt der Aktienmarkt Händlern zufolge unter technischen Verkäufen. Als der Dax am späten Morgen unter die charttechnisch wichtige Marke von 6680 Punkten gerutscht war, wurden quer durch alle Branchen sogenannte Stop-Loss-Verkäufe zur Verlustbegrenzung ausgelöst. "Da sind die Fluttore geöffnet worden", kommentierte ein Börsianer.
Wichtiges Thema in den europäischen Handelsräumen war die Aussicht auf eine Übernahme von British Energy. Kreisen zufolge hat der Essener Versorger RWE ein unverbindliches Übernahmeangebot für seinen britischen Konkurrenten im Wert von rund elf Milliarden Pfund (knapp 14 Milliarden Euro) in bar abgegeben. Auch der britische Gashändler Centrica ist an British Energy interessiert und bietet Kreisen zufolge ähnlich viel wie RWE, allerdings in Aktien. Analysten bezeichneten eine Übernahme des britischen Atomkraftwerk-Betreibers durch RWE als zwar strategisch sinnvoll, den Kaufpreis aber als zu hoch. RWE-Aktien verloren 2,8 Prozent.
Europaweit standen erneut die Finanzwerte unter Verkaufsdruck. Auslöser war die Ankündigung der US-Bank Lehman Brothers, drei Investmentfonds nach Wertverlusten aufzulösen. Im Dax gehörten die Anteilsscheine von Hypo Real Estate und Commerzbank mit Abschlägen von 3,1 beziehungsweise 1,7 Prozent zu den größten Verlierern.
Dem Abwärtstrend im Dax konnte sich vor allem Merck entziehen. Die Papiere des Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzerns bauten ihre Vortagesgewinne aus und stiegen um 3,3 Prozent. Ein Händler erklärte dies mit dem Kaufinteresse ausländischer Anleger.
Im MDax gewannen die Titel von MLP 2,4 Prozent. Das Anlegermagazin "BörseOnline" bringt die Deutsche Postbank als Übernahmeinteressenten an dem Finanzdienstleister wieder einmal ins Gespräch. Ein Händler meinte: "DieseGerüchte tauchen mittlerweile jeden Tag auf - ich kann es nicht mehr hören."
Im TecDax rutschten Nordex in der letzten Stunde in den positiven Bereich und gewannen 1,0 Prozent. Die ursprünglich geplanten Verkaufsverhandlungen fänden momentan nicht statt, berichtete die "Financial Times Deutschland". Das Interesse möglicher Bieter sei nicht so hoch gewesen sei wie erwartet.
Im SDax notierte Papiere mussten zum Teil massive Kursverluste hinnehmen. So stürzten die Aktien von Thielert 32,4 Prozent in die Tiefe. Der mit einer akuten Liquiditätskrise kämpfende Flugzeugmotorenhersteller will sich frisches Geld beschaffen. Zudem räumen Vorstandschef Frank Thielert und Finanzchefin Roswitha Grosser ihre Posten. "Die Seifenoper geht in die nächste Runde, und die K.O.-Gefahr ist weiterhin hoch", sagte ein Händler.
Titel von Escada büßten 22,3 Prozent ein. Der Modekonzern hat sowohl seine Umsatz- als auch seine Gewinnschätzungen für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 nach unten revidiert. Am Vortag bereits war die Aktie wegen abnehmender Übernahmefantasie deutlich unter Druck geraten und hatte fast 10 Prozent verloren - im Parketthandel war es noch weiter nach unten gegangen.
Quelle: ntv.de