Marktberichte

Tag der Zahlen Dax mit sattem Plus

Die deutschen Anleger hatten am Donnerstag viel zu verarbeiten: Mit der Deutschen Bank, MLP, Epcos und Linde legten gleich vier Dax-Unternehmen ihre Ergebnisse vor, Infineon spricht mit Hynix über eine Kooperation, und das Bundeskartellamt hat Liberty Media eine Abmahnung im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme des Telekom-Kabelnetzes erteilt. Und dennoch stand der Handel mal wieder ganz im Zeichen der USA. Die Börsen dort kamen nur zögerlich in Tritt; der Dax schwächelte zwischenzeitlich, legte aber zum Schluss wieder zu. Der Endstand: 5108 Punkte, ein Plus von 1,1 Prozent.

Unterstützung kam zunächst von der freundlichen Wall Street. Die US-Notenbank hatte am Mittwochabend nach Börsenschluss in Frankfurt die Leitzinsen unverändert bei 1,75 Prozent belassen. Händler sagten, dass der Kommentar der Notenbank positiver gewesen sei als frühere Kommentare. Gleichwohl hätten die Währungshüter auf immer noch bestehende Risiken für die US-Wirtschaft hingewiesen und so die Tür für weitere Zinssenkungen offen gelassen. Nachdem die US-Börsen am Mittwoch nach der Entscheidung noch zu einem Schlussspurt angesetzt hatten, scheint der Greenspan-Effekt am Donnerstag bereits wieder zu verpuffen: Die Wall Street kam nur schwer in Schwung.

Im Mittelpunkt auf dem Frankfurter Parkett stand am Donnerstag die Aktie der Deutschen Bank. Das Kreditinstitut hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Vor Steuern und einem kumulierten Effekt aus Änderungen der Bilanzierungsmethode sei ein Ergebnis von 1,8 Mrd. Euro nach 6,9 Mrd. Euro im Vorjahr erzielt worden, teilte Deutschlands größte Bank am Morgen mit. Die Deutsche Bank legte ihr Ergebnis erstmals nach den US-Bilanzierungsstandard GAAP vor. Vorstandssprecher Rolf Breuer bekräftigte nochmals, dass eine Verlagerung des Vorstandes der Bank nach London kein Thema gewesen sei und auch keines werde. Die Aktie fiel zunächst 1,6 Prozent auf 69,69 Euro, drehte dann jedoch mit 2,0 Prozent auf 72,12 Euro ins Plus. Händler begründeten die Kursschwankungen mit der neuen Bilanzierungsmethode, die das Ergebnis für die Anleger schwer vergleichbar mache.

Zahlen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres gab es am Morgen auch von Epcos . Das Netto-Ergebnis in den ersten drei Monaten des Jahres bezifferte der Hersteller von passiven Bauelementen mit vier Mio. Euro, ein Rückgang um über 95 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als noch 89 Mio. Euro erwirtschaftet worden. Operativ verbuchte die Siemens-Tochter einen Gewinn von 6 Mio. Euro, im Vorjahr war noch ein Gewinn von 130 Mio. Euro erwirtschaftet worden. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 44 Prozent auf 318 Mio. Euro. Die Erwartungen von Analysten wurden mit diesem Ergebnis erfüllt. Wegen der unverändert schwierigen Lage erwartet Epcos im laufenden zweiten Quartal keine nennenswerten Umsatzzuwächse und kündigte an, dass es schwer werde, ein positives Ebit zu erzielen. Die Aktie legte 0,8 Prozent auf 45,84 Euro zu.

Dritter im Bunde des Zahlenreigens war der Finanzdienstleister MLP, der ebenfalls ein Ergebnis im Rahmen der Analystenschätzungen vorlegte. Das Ergebnis vor Steuern ist nach Angaben von MLP im Geschäftsjahr 2001 auf 151 Mio. Euro gestiegen. Im Vorjahr waren es noch 115 Mio. Euro gewesen. Das Ergebnis nach Steuern erhöhte sich um 45 Prozent auf rund 90 Mio. Euro. Der Konzernumsatz verbesserte sich um 32 Prozent auf 1,08 Mrd. Euro, so MLP weiter. Die Aktie schloss nach starken Zugewinnen im frühen Handel mit 4,7 Prozent bei 68,06 Euro im Minus.

Nach Börsenbeginn gab es dann auch noch Zahlen von dem Industriegase- und Gabelstaplerkonzern Linde. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 seinen Umsatz um 7,4 Prozent auf 9,08 Mrd. Euro gesteigert. Die eigene, noch im November abgegebene Umsatzprognose von einer achtprozentigen Steigerung verfehlte Linde damit knapp. Die Ebita-Prognose von Plus 8 Prozent bekräftigte Konzernchef Gerhard Full dagegen. Die Linde-Aktie ging mit einem Plus von 2,7 Prozent bei 50,00 Euro aus dem Handel.

Unter Druck stand die Aktie von DaimlerChrysler. Deutsche-Bank-Vorstands-Sprecher Rolf Breuer hatte am Nachmittag in einer telefonischen Analystenkonferenz bekräftig, dass sich das Institut prinzipiell von seinem rund zwölfprozentigen Anteil am Autobauer trennen will. Für etwas Erleichterung sorgte erst ein Unternehmenssprecher am Abend: Es gebe keine aktuellen Pläne, das Aktienpaket zu verkaufen. Der Kurs, der zwischenzeitlich bis auf 46 Euro einbrach, erholte sich wieder und schloss noch mit einem Abschlag von 1,3 Prozent bei 46,95 Euro.

Der Chip-Hersteller Infinieon bestätigte Gespräche mit dem südkoreanischen Konkurrenten Hynix Semiconductor. Infineon-Chef Ulrich Schumacher sagte während eines Japanaufenthaltes, er könne sich ein Joint Venture zur Produktion von Dram-Chips vorstellen, um so die Position von Infineon weiter zu verbessern. Die Infineon-Aktie legte 5,1 Prozent auf 25,01 Euro zu.

Die unendliche Geschichte um den Kabelnetzverkauf der Deutschen Telekom wurde am Donnerstag um ein Kapitel reicher. Der US-Konzern Liberty Media bestätigte, dass das Bundeskartellamt Einwände im Zusammenhang mit der geplanten 5,5 Milliarden Euro-Übernahme der Kabelnetze der Deutschen Telekom erhoben hat. Das Bundeskartellamt bestätigte die Abmahnung ebenfalls, wies jedoch darauf hin, dass es sich noch nicht um eine endgültige Entscheidung handele. Die T-Aktie verbesserte sich nach den teilweise starken Verlusten der Vortage um 2,6 Prozent auf 17,15 Euro. Die Deutsche Telekom gab sich zuversichtlich. Man gehe davon aus, dass Liberty die Bedenken des Kartellamtes ausräumen könnte, Verhandlungen mit anderen Interessenten über den Verkauf des Kabelnetzes gebe es nicht, so der Bonner Konzern.

Gefragt waren am Donnerstag auch Konsum-Titel wie Metro und Adidas Salomon, ohne dass es Nachrichten aus den Unternehmen gegeben hätte. Nach Händlerangaben profitierten die Werte von der wieder gewachsenen Hoffnung auf eine baldige Erholung der Konjunktur. Für die Metro-Aktie ging es 1,7 Prozent auf 37,62 Euro nach oben, Adidas legte um 3,9 Prozent auf 78,99 Euro zu.

Quelle: ntv.de

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