Marktberichte

Trotz EZB-Zinssenkung Dax nicht euphorisch

Die höchsten Zinssenkung in der Geschichte der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag ziemlich kalt gelassen. Die angesammelten Kursgewinne vom Vormittag schmolzen nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung in Brüssel.

Die Senkung um 0,75 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent war am Markt bereits eingepreist worden. Börsianer und Analysten hatten bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass alles andere als eine Zinssenkung von 75 Basispunkten eine große Enttäuschung darstellen würde. Insgeheim hatten sie doch auf eine Zinssenkung um 100 Basispunkte gehofft.

Grund war der Vorstoß der schwedischen Reichsbank am Vormittag. Die Stockholmer Währungshüter hatten mit einer drastischen Zinssenkung um 1,75 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent überrascht. Im Gefolge dessen wurden die Märkte nach oben getrieben. "Das sind immerhin 75 Basispunkte mehr als erwartet", sagte ein Börsianer. Auch die Bank of England (BoE) hatte den Leitzins für Großbritannien kräftig von 3,0 auf 2,0 Prozent gesenkt.

Der Dax verlor seine Gewinne und schloss mit einem Minus von 0,1 Prozent höher bei 4564 Punkten. Der MDax gewann 0,4 Prozent auf 5193 Zähler. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 1,6 Prozent und wies 487 Punkte auf.

Anfangs hätten wohl viele auf einen derart starken Zinsschritt gesetzt, sagte ein Händler. Nachdem die EZB dann wie vom Markt erwartet den Leitzins für die Eurozone um 75 Basispunkte auf 2,5 Prozent gesenkt habe, seien Gewinne mitgenommen worden.

Zugleich sorgten einige US-Unternehmen für schlechte Stimmung an der Wall Street: AT&T kündigte einen drastischen Stellenabbau an, und Dupont und Merck äußerten sich skeptisch zum weiteren Geschäftsverlauf. Auch die Auftragslage für die US-Industrie sah im Oktober alles andere als rosig aus.

Thema auf dem Börsenparkett waren die am Vorabend angekündigten Veränderungen in den deutschen Aktienindizes. Insbesondere die momentan noch im MDax notierten Aktien des Stahlkonzerns Salzgitter profitierten von dem am 22. Dezember bevorstehenden Aufstieg in den Dax und legten 4,2 Prozent zu. "Das ist ein Schritt in Richtung Ausgewogenheit im Dax", sagte eine Analystin. Der Leitindex wurde in den vergangenen Jahren stark von Finanzwerten geprägt. Die Kursgewinne bei Salzgitter zogen Händlern zufolge die Papiere des deutschen Branchenprimus ThyssenKrupp 2,3 Prozent mit nach oben.

Der zweite Dax-Aufsteiger Beiersdorf verbuchte ein Minus von 0,7 Prozent. "Ich betrachte es als positiv, dass mit Beiersdorf ein defensives, wachstumsstarkes Unternehmen mit einer sehr konservativen Bilanz in den Dax aufsteigt", sagte Analyst Christian Bruns vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Beiersdorf und Salzgitter werden für Hypo Real Estate und Continental eingewechselt. Die Aktien der beiden Absteiger reihten sich mit Abschlägen von 7,1 Prozent beziehungsweise 2,4 Prozent in die Reihe der Dax-Verlierer ein.

Lufthansa-Aktien stiegen um 0,1 Prozent und profitierten damit von dem bevorstehenden Einstieg beim österreichischen Konkurrenten AUA. Am Vorabend hatte der Aufsichtsrat der deutschen Fluggesellschaft der Übernahme des knapp 42-prozentigen Staatsanteils an der AUA zugestimmt und damit den Weg für die vollständige Übernahme freigemacht. Analysten zufolge wird die Übernahme die Position der Lufthansa in Osteuropa deutlich stärken.

Als Stütze für den Dax erwiesen sich die schwer gewichteten Aktien der Versicherer: Titel der Münchener Rück gewannen 2,6 Prozent, die der Allianz 4,4 Prozent.

Die Bankenwerte boten kein einheitliches Bild: Commerzbank-Aktien fielen um 2,2 Prozent; die der Deutschen Bank gewannen 1,0 Prozent. Die Banken hätten am ehesten von einem noch stärkeren Zinsschritt der EZB profitiert, sagte ein Händler.

Die am Mittwoch abgestürzte Infineon-Aktie gab nach kurzzeitigen Gewinnen erneut nach und rutschte in den Penny-Stock-Bereich ab. Ihr Kurs fiel um 1,5 Prozent.

In der zweiten Reihe stiegen Vossloh nach Aussagen zu den kommenden beiden Jahren um 3,3 Prozent. Der Ausblick liege zwar über den Erwartungen, doch habe die Aktie aufgrund des Bewertungsaufschlags kaum Aufwärtspotenzial, sagte ein Analyst.

Conergy erholten sich im TecDax um 4,3 Prozent. Am Vortag litt die Aktie unter der Angst einer möglichen Platzierung durch die Dresdner Bank.

Quelle: ntv.de

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