DaimlerChrysler brummt Dax nicht zu bremsen
25.02.2002, 20:10 UhrEs waren die Auto- und Technologiewerte, die die deutschen Blue Chips am Montag auf Trab brachten - nach einem zunächst unentschlossenen Handel zog vor allem das Schwergewicht DaimlerChrysler den Dax am Nachmittag ins Plus. Das Börsenbaromenter legte 2,5 Prozent auf 4.864 Punkte zu und schloss damit fast auf Tageshoch.
Die DaimlerChrysler-Aktie, die mit 5,6 Prozent bei 45,50 Euro im Plus schloss, war lange Zeit größter Gewinner im Dax. Zum Schluss wurde sie aber von Infineon auf den zweiten Platz verwiesen. Händler begründeten die Kursgewinne mit der Anhebung der Gewinnprognose des US-Konkurrenten General Motors. Der US-Autobauer hatte am Montag seine Gewinnerwartungen sowohl für das erste Quartal als auch für das Gesamtjahr 2002 deutlich angehoben und dies mit einer stärkeren Nachfrage in den USA begründet. Auch die anderen Automobil-Werte konnten von der Nachricht profitieren. Volkswagen stiegen 4,0 Prozent auf 52,30 Euro, für BMW ging es 3,2 Prozent auf 41,65 Euro nach oben.
Zusätzliche Unterstützung gab es am Nachmittag von den US-Börsen, die nach einigen guten Unternehmensmeldungen deutlich zulegen konnten und damit ihren Aufwärtstrend vom Freitag fortsetzten.
Allgemein werde jedoch bezweifelt, dass die positive Entwicklung für den Gesamtmarkt nachhaltig sei, dämpfte ein Händler allzu große Hoffnungen. Der Markt sei weiterhin angeschlagen. Analysten rechnen für diese Woche trotz vermutlich erneut besser werdender Konjunkturdaten in den USA und Deutschland daher eher mit nachgebenden Kursen. Grund hierfür seien vor allem die weiterhin schwachen Unternehmensergebnisse, hieß es.
Die Frühindikatoren signalisierten zwar eine Erholung, der Markt wolle aber nun auch bessere Gewinne bei den Unternehmen sehen, so Fondsmanager Carsten Hilck von Union Investment. Im Mittelpunkt des Handels dürften in der kommenden Woche daher ThyssenKrupp und Linde stehen, die Geschäftszahlen vorlegen werden.
Der Dax hatte in der vergangenen Woche bei starken Schwankungen mehr als zwei Prozent nachgegeben. Wahrscheinlich werde sich der Markt im Wochenverlauf bei 4.700 Punkte einpendeln, so ein Händler. Die Marke von 4.800 Punkten sei eine wichtige Marke für den Dax, es müsse sich zeigen, ob er diese nachhaltig durchbrechen könne.
Der EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hat sich in einem Zeitungsinterview gegen eine Ministererlaubnis im Streit um die geplante Übernahme des Gasversorgers Ruhrgas durch den Energiekonzern E.ON ausgesprochen. Mit einer Ministererlaubnis würde die Ablehnung des Bundeskartellamtes aufgehoben. Die Aktie stieg nach anfänglichen Verlusten um 0,9 Prozent auf 56,11 Euro.
Der Streit um die Mehrwertsteuerbefreiung für die Deutsche Post beschäftigt auch am Montag weiter die Aktionäre. Einem Zeitungsbericht zufolge soll der Bonner Konzern mehrere Millionen Euro an Steuern zurückzahlen. Dies ergebe sich aus einem Antwortschreiben des Bundesfinanzministeriums an das nordrhein-westfälische Finanzressort, so der Bericht. Aus Regierungskreisen in Berlin verlautete unterdessen, dass die umstrittene Befreiung der Deutschen Post von der Umsatzsteuer rechtmäßig sei und an ihr festgehalten werde. Die Post-Aktie drehte nach schwachem Start mit 2,2 Prozent bei 14,72 Euro ins Plus.
Der Softwarekonzern SAP will sich bei der Suche nach geeigneten Firmenübernahmen auf kleinere Unternehmen und mögliche Beteiligungen beschränken. Es gebe immer wieder Gelegenheiten andere Unternehmen zu übernehmen, sagte der SAP-Chef Hasso Plattner in einem Zeitungsinterview. Die Papiere verbesserten sich um 4,8 Prozent auf 156,20 Euro. Auch die anderen High-Tech-Werte standen vorwiegend auf der Gewinnerseite. Infineon legte 5,9 Prozent auf 25,00 Euro zu, für Siemens ging es 3,9 Prozent auf 64,21 Euro nach oben, und Epcos stieg um 3,2 Prozent auf 41,12 Euro.
Schwankungsanfällig zeigte sich die Aktie der Deutschen Telekom , die im frühen Handel zunächst deutlich zulegte, dann jedoch ins Minus drehte. Zum Schluss legte die T-Aktie dann wieder 2,4 Prozent auf 15,56 Euro zu. Das Bundeskartellamt wird am Dienstag den geplanten Verkauf des Telekom-Kabelnetzes an das US-Unternehmen Liberty Media untersagen. Dies geht aus einem Schriftstück hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters bereits am Montagabend vorlag.
Die Lufthansa-Aktie drehte ebenfalls nach gutem Start ins Minus, um sich später wieder zu erholen. Die größte deutsche Fluglinie hatte sich am Wochenende mit der Pilotenvereinigung Cockpit im Streit um die Tochtergesellschaft Cityline geeinigt. Damit habe die Lufthansa den zweiten Streik innerhalb von zwölf Monaten abwenden können, so ein Händler. Die Aktie legt 0,3 Prozent auf 17,25 Euro zu.
Im Blickpunkt der Anleger standen ebenfalls einige Mdax-Titel. Die Großbäckerei Kamps ist nach Worten des Vorstandschef Heiner Kamps an einer strategischen Allianz mit dem italienischen Nudelhersteller Barilla interessiert. Auch einen Einstieg der Italienier bei Kamps sei nicht ausgeschlossen, hieß es weiter. Die Aktie legte 4,4 Prozent auf 10,75 Euro zu.
Der Luxus-Autobauer Porsche denkt über ein Listing in den USA nach. Man habe dabei auch keine Probleme damit, überhaupt nicht mehr an der Frankfurter Börse notiert zu sein, zitiert eine Zeitung den Konzern-Chef Wendelin Wiedeking. Hintergrund ist der Streit zwischen den Stuttgartern und der Deutschen Börse über die Vorlage von Quartalsberichten, der bereits zu einem Ausschluss der Porsche-Aktie aus dem Mdax geführt hatte. Die Porsche-Aktie schloss mit 3,0 Prozent bei 474,00 Euro im Plus.
Quelle: ntv.de