Rekordhoch harte Nuss Dax ohne Biss
05.07.2007, 17:53 UhrDie deutschen Standardwerte haben wieder vergeblich versucht das Rekordhoch zu knacken. Nachdem der deutsche Leitindex Donnerstagmorgen bis auf rund 20 Punkte an seinen Höchststand aus dem März 2000 herangekommen war, stiegen im Laufe des Tages immer mehr Anleger auf die Bremse.
Am Ende des Tages stand für den Dax ein minus von 1,1 Prozent bei 7.987 Punkten auf der Anzeigetafel. Händler machten dafür vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen sorgte der Brand eines Tanklastwagens auf der Autobahn A9 für Aufregung, der zunächst Anschlagsängste schürte, sich dann aber als Autounfall entpuppte.
Zum anderen deuteten viele Marktteilnehmer Aussagen von EZB-Chef Jean-Claude Trichet nicht nur als Signal für eine Zinserhöhung im September, sondern auch als Hinweis auf eine weitere Straffung der Geldpolitik im Dezember. Beides habe in Folge technischer Kursreaktionen den Markt wieder nach unten gedrückt, sagten Händler. "Die Nervosität ist extrem hoch. Viele haben heute Stopp-Orders eingegeben, durch die dann automatische Verkäufe von Aktienpaketen ausgelöst wurden", erläuterte ein Börsianer.
Neben der Verunsicherung im Zusammenhang mit der Sicherheitslage - Meldungen über ein U-Bahn-Unglück in London schürten die aktuellen Sorgen zusätzlich - belastete auch der hohe Ölpreis den Markt. "Öl kostete heute so viel wie seit einem Jahr nicht mehr. Das musste negativ am Markt zu Buche schlagen", sagte ein Händler. Die Europ äische Zentralbank (EZB) beließ den Leitzins für die Euro-Zone bei vier Prozent.
In ihrem Bemühen, auf Nummer sicher zu gehen, machten Investoren vor allem Kasse bei Titeln, die zuletzt gut gelaufen waren. So standen unter anderem Adidas auf den Verkaufslisten und verzeichneten ein Minus von einem Prozent. In den vergangenen Tagen hatte die Erwartung guter Quartalszahlen den Kurs getrieben.
Deutsche Telekom verloren 0,9 Prozent. Die Telekom kommt laut einem Bericht in der "Financial Times" bei dem Vertrieb von Apples iPhone in Großbritannien nicht zum Zug.
Volkswagen gaben 0,2 Prozent ab. Die Prognose von VW, im laufenden Jahr mehr als 800.000 Pkw in China und Hongkong abzusetzen, war nach Aussage mehrerer Händler kursneutral bis leicht negativ. Die Wolfsburger haben im ersten Halbjahr 431.369 Fahrzeuge in der Region abgesetzt. "Nimmt man die Zahl von 800.000 zum Maßstab, würde das sogar eine Abschwächung des Wachstums im zweiten Halbjahr bedeuten", stellte ein Händler fest.
Einen Erholungskurs schlugen dagegen Metro ein. Die zuletzt eher unbeliebten Titel gewannen 0,4 Prozent und waren damit der einzige Gewinner im Dax.
Deutsche Börse hielten sich nicht im Plus, sondern rutschten 0,3 Prozent ins Minus auf 85,97 Euro. Einem Bericht der "Börsen-Zeitung" zufolge hält der Vorstandsvorsitzende Reto Francioni die Frankfurter für gut gerüstet, die auf die Branche zukommenden Herausforderungen zu meistern. Händler sprachen zudem von einer anhaltenden Konsolidierung im Sektor und verwiesen auf ein Investorentreffen der UniCredit.
Im MDax waren Premiere mit einem Plus von 5,6 Prozent auf 18,53 Euro die mit Abstand gefragtesten Titel. Das Kartellamt hat die Vertriebskooperation mit Arena genehmigt.
Beiersdorf profitierte mit 0,7 Prozent Plus auf 54,98 Euro von einer Kaufempfehlung der Credit Suisse. "Die Credit Suisse hat ja ein sehr ambitioniertes Kursziel von 57 Euro ausgegeben, und daran wird jetzt gearbeitet", sagte ein Händler. Bereits am Vortag hatten die Titel in Reaktion auf die Anlageempfehlung 3,4 Prozent zugelegt.
EADS gaben ihre Tagesgewinne nach positiven Nachrichten bis auf 0,3 Prozent wieder ab. Die Investorengruppe Dubai International Capital (DIC) hat sich mit 3,12 Prozent an EADS beteiligt.
Auch Lanxess machten schlapp und notierten 1,2 Prozent niedriger bei 40,37 Euro. Die Umstrukturierungen bei dem Chemieunternehmen seien noch nicht ausreichend im Aktienkurs berücksichtigt, hatten die Analysten der HSBC geschrieben.
Gerüchte über ein Übernahme-Interesse des Billigfluganbieters Ryanair trieben den Aktienkurs des Konkurrenten Air Berlin in die Höhe. Es gebe da Gerücht, dass Ryanair die Billigfluglinie übernehmen wolle, sagten Händler. Die Aktie von Air Berlin stieg 5,5 Prozent. Air Berlin wollte die Gerüchte nicht kommentieren.
Quelle: ntv.de