EZB-Entscheidung vertreibt Anleger Dax ohne Gewinn
08.09.2011, 18:12 Uhr
Das gesamte Tagesplus schwand dahin.
(Foto: dapd)
Nach der Entscheidung der EZB, die Leitzinsen unverändert zu lassen, beendet der deutsche Aktienmarkt den Handel knapp behauptet. Die gesenkten Konjunkturerwartungen der Währungshüter werden für Gewinnmitnahmen genutzt.
Die gesenkten Konjunkturerwartungen der EZB haben einige Anleger zum Ausstieg aus den europäischen Aktienmärkten bewogen. "Angesichts der ohnehin fragilen Stimmung nutzt der eine oder andere offenbar die Gelegenheit zu Gewinnmitnahmen", sagte ein Börsianer. Rainer Sartoris, Volkswirt bei HSBC Trinkaus, betonte allerdings: "Die Projektionen des EZB-Stabs zur Konjunktur und Inflation weichen nicht dramatisch von den früheren Schätzungen ab. Das ist durchaus noch ziemlich zuversichtlich."
Die EZB-Ökonomen rechnen für 2011 nur noch mit einem Plus des Bruttoinlandsproduktes der Euro-Zone von 1,4 bis 1,8 Prozent. Zuvor waren sie von 1,5 bis 2,3 Prozent Wachstum ausgegangen. Für das kommende Jahr reduzierten sie ihre Erwartungen auf 0,4 bis 2,5 von bisher 0,6 bis 2,8 Prozent.
Der Dax beendete den Xetra-Handel nach anfänglichen Gewinnen von bis zu 1,3 Prozent fast unverändert bei 5408,46 Punkten. Der EuroStoxx50 legte immerhin 0,4 Prozent auf 2161,43 Zähler zu. An der Wall Street arbeitete sich der US-Standardwerteindex Dow Jones ins Plus vor und notierte bei Börsenschluss in Deutschland 0,3 Prozent fester.
Die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten trugen nicht zur Aufhellung der Stimmung bei. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen überraschend auf 414.000. Vor diesem Hintergrund warteten Börsianer gespannt auf eine Rede des US-Präsidenten Barack Obama vor dem US-Kongress. Börsianer gingen davon aus, dass er ein 300 Mrd. Dollar schweres Paket vorstellen werde, um den schwächelnden Arbeitsmarkt auf Trab zu bringen. Die Analysten von Metzler warnten jedoch: "Politik und Notenbank müssen Hand in Hand arbeiten, ansonsten ist die verfahrene Lage der US-Konjunktur nur schwer umzukehren."
Mit einem Kursplus von 1,3 Prozent auf 24,89 Euro gehörten die Aktien der Deutschen Bank zur Spitzengruppe der ersten deutschen Börsenliga. Sie profitierte unter anderem von der Bekräftigung der Gewinnziele für 2011. "Das würden die sicher nicht noch mal veröffentlichen, wenn sie dieses Ziel für nicht erreichbar hielten und im August schwere Handelsverluste erlitten hätten", erklärte ein Börsianer.
Auf der Verliererseite standen dagegen K+S. Händler begründeten das Minus von 1,5 Prozent auf 46,09 Euro mit einer Herunterstufung durch Morgan Stanley. Die Analysten der Bank hätten die Einstufung der Titel des Düngemittel-Herstellers auf "Underweight" von "Equalweight" gesenkt.
Im Minus notierten auch Bayer. Am Abend (MESZ) sollte in den USA eine Vorentscheidung zum Bayer-Hoffnungsträger Xarelto fallen. Ein Gremium unabhängiger Medizinexperten sollte der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Empfehlung geben, ob der Blutverdünner bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen zugelassen werden soll. Bayer-Papiere verloren 0,2 Prozent auf 38,97 Euro.
Im Nebenwerte-Index MDax profitierten die Papiere des Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie von einer Hochstufung durch Morgan Stanley und kletterten um 3,8 Prozent auf 92,66 Euro. Die Aktien von Axel Springer zogen um 0,4 Prozent auf 28,51 Euro an. Der Chefredakteur der des Springer-Flaggschiffs "Bild"-Zeitung, Kai Diekmann, hatte in einem "Handelsblatt"-Interview gesagt, er peile dieses Jahr einen Rekordgewinn an.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ