Marktberichte

Gestern ruhig, heute tot Dax packt's nicht

Sowohl unerwartet starke Geschäftszahlen von Siemens als auch ein überraschender Anstieg des Ifo-Index haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag nicht nachhaltig anschieben können. Die Anleger waren nicht aus der Reserve zu locken. "Gestern war es ruhig, heute ist Totentanz", kommentierte ein Händler das Geschäft. Trotzdem gelang es dem Markt auf den letzten Metern sich ins Plus zu hieven, das Vergnügen währte jedoch nur kurz.

Der Dax schloss 0,1 Prozent leichter bei 4.323 Punkten. "Es ist zwar ein gutes Zeichen, dass die Nachrichten nicht mehr ausschließlich schlecht ausfallen", sagte ein Händler. Allerdings rechnen viele Anleger damit, dass der Dax vor einer größeren Erholung erst noch einmal auf 4.000 Punkte oder darunter fällt."

Wie ein Marktanalyst vom Brokerhaus Lang & Schwarz erklärte, fehlte es an Anschlusskäufen, weil die großen Investoren bislang kaum im Markt aktiv sind. Derzeit prägten nur kurzfristig orientierte Anleger das Geschehen. Nach dem Anstieg vom Vortag atme der Markt erst einmal durch, kommentierte ein anderer Marktteilnehmer.

Auch der über den Erwartungen ausgefallene Ifo-Geschäftsklimaindex sorgte kaum für positive Ausschläge. Auch wenn Händler mit Blick auf die Daten von einem "ersten Lichtblick" sprachen. Es sei zu früh von einer Trendwende sprechen zu können, hieß es auf dem Parkett. Laut Ifo hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zum neuen Jahr überraschend aufgehellt. Der Geschäftsklimaindex stieg von 82,7 Punkten im Vormonat auf 83,0 Punkte.

Unterstützung für den Markt kam weiterhin von den Siemens-Zahlen. Der Konzern gab für das erste Quartal einen operativen Gewinn über Markterwartungen bekannt. Auch die Ziele für das Geschäftsjahr 2008/2009 wurden bekräftigt. "Die Sparte Energie, die zuletzt enttäuscht hatte, hat sich sehr gut entwickelt. Auch das Ergebnis der Sparte HealthCare lag über den Erwartungen. Dies hat dann die Schwäche der Industriesparte überkompensiert", sagte ein Marktanalyst. Die Papiere verteuerten sich um 2,8 Prozent.

Im Bankensektor setzten nach den deutlichen Aufschlägen vom Vortag leichte Gewinnmitnahmen ein. Händler halten den Sektor allerdings weiterhin für stark überverkauft. Das könnte jederzeit weitere Erholungstendenzen auslösen. Insbesondere der Quartalsausweis von Barclays wurde am Vortag positiv von den Investoren zur Kenntnis genommen. Er löste eine regelrechte Erleichterungsrally in dem Sektor aus. Deutsche Bank hievten sich mit 0,4 Prozent ins Plus, Postbank schafften ein Plus von 0,5 Prozent und Commerzbank b üßten 2,1 Prozent ein.

Autowerte profitierten von der Einigung der großen Koalition auf eine Neuregelung der KfZ-Steuer. "Durch die kombination von CO2-Emission und Hubraum bleiben die gerade in der Mittelklasse starken deutschen Hersteller vergleichsweise ungeschoren", sagte ein Teilnehmer. VW stiegen 2,8 Prozent, BMW verteuerten sich um 2,0 Prozent und Daimler um 3,0 Prozent.

Für Infineon ging es um 6,3 Prozent nach oben. Nachbörslich waren Aktien desChipherstellers Texas Instruments nach dessen Quartalszahlen stark gefragt. Hier war der Nettogewinn im vierten Quartal zwar um 86 Prozent eingebrochen. Mit einem düsteren Ausblick im Dezember hatte das Unternehmen den Markt aber auf das Ergebnis eingestimmt und die niedrigen erwartungen nun übertroffen.

In der zweiten Reihe übertraf Software AG mit seinen Geschäftszahlen die Analystenprognosen. "Wir sind vor allem von der Entwicklung der Sparte Webmethods positiv überrascht", schrieb ein DZ-Bank-Analyst in einem Kurzkommentar. "Offenbar wurde das bisherige Absatzproblem überwunden." Die im Technologie-Index TecDax gelisteten Papiere verteuerten sich um 15,2 Prozent.

Ebenfalls stark präsentierten sich im TecDax die Aktien von Phoenix Solar. Sie legten 10,9 Prozent zu. Das Solarunternehmen will im laufenden Geschäftsjahr seinen Umsatz um gut 35 Prozent auf 520 Mio. Euro steigern und beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) 31 Mio. Euro Gewinn erzielen. Bis 2013 will der Vorstand den Umsatz auf 1,5 Mrd. und das Ebit auf 100 Mio. Euro steigern. "Der Ausblick klingt sehr bullish", sagte ein Börsianer.

Gut aufgenommene Jahreszahlen verhalfen den Aktien von Loewe zu Kursgewinnen. Die Titel verteuerten sich um 3,0 Prozent. Damit zählten sie zu den größten Gewinnern im SDax. "Das Unternehmen hat gezeigt, dass es auch während der Krise die Preise stabil halten konnte", kommentierten die Analysten der DZ Bank. Loewe dürfte gut im Premium-Segment positioniert sein. Der Konzern hat 2008 das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 35 Prozent auf 28,5 Mio. Euro erhöht, der Umsatz stieg leicht auf 374 Mio. Euro.

Quelle: ntv.de

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