Marktberichte

Achterbahnfahrt Dax rauf und runter

Viel Lärm um Wenig: Schnäppchenjagd und Gewinnmitnahmen folgen dicht aufeinander.

Viel Lärm um Wenig: Schnäppchenjagd und Gewinnmitnahmen folgen dicht aufeinander.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Von der deutlichen Gegenbewegung zu den Vortagesverlusten bleiben zuletzt nur moderate Gewinne. Händlern zufolge spielt der nahende kleine Verfallstermin hier eine Rolle. Auch die näherrückende Umschuldung Griechenlands belastet den Markt.

Risiko "Schnäppchenjagd: Diese Kursgewinne in der Regel wenig nachhaltig.

Risiko "Schnäppchenjagd: Diese Kursgewinne in der Regel wenig nachhaltig.

Das gute Ergebnis des US-Computerherstellers Dell hat den Anlegern nach fünf Handelstagen mit Kursverlusten eine kleine Verschnaufpause beschert. Allerdings präsentierte sich der Markt äußerst nervös. Auf eine Schnäppchenjagd am Morgen folgten die obligatorischen Gewinnmitnahmen. Auf niedrigerem Niveau konnten die Marktakteure dann am Ende des Tages wieder einsteigen.

Zuletzt notierte der Dax 0,6 Prozent höher bei 7.303 Punkten. Der MDax schloss nahezu unverändert bei 10.662 Zählern. Der TecDax hielt sich 0,3 Prozent im Plus bei 917 Punkten.

DAX
DAX 24.132,41

Händlern zufolge dürfte der Markt vor dem nahenden kleinen Verfallstermin am Freitag auch so volatil bleiben. Die größten offenen Positionen liegen um das Niveau von 7.400 Punkten.

Einmal hin, einmal her

"Dell war gut und hat uns etwas abgelenkt von der Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Griechenland", sagte ein Händler. Angesichts der vielen Krisen weltweit - vom Nahen Osten bis zu der Schuldenmisere in Griechenland und auch den USA - bleibe die Nervosität aber hoch. Zuletzt hatten vor allem Spekulationen auf eine Umschuldung Griechenlands die Anleger beunruhigt und an den Aktienmärkten zu Verkäufen geführt.

Der Computerhersteller Dell habe die Anleger wieder an die Berichtssaison erinnert, die gar nicht so schlecht gelaufen sei, sagte ein Händler. Dell hatte nach einer Verdreifachung des Gewinns im abgelaufenen Quartal seine Geschäftsziele für das Gesamtjahr erhöht. Dell-Aktien stiegen auf Xetra um bis zu fünf Prozent. "Das hat vor allem der Stimmung gut getan, auch wenn im Dax kaum eine Aktie direkt davon profitieren kann", sagte ein Händler. So lagen Infineon lediglich 0,3 Prozent höher.

Analystenstimmen und Übernahmespekulationen

Zu den Spitzenreitern im Dax zählten die Titel der Deutschen Telekom mit einem Plus von 1,7 Prozent. Die jüngsten Restrukturierungen wie der Verkauf der US-Mobilfunksparte oder die Einsparungen spiegelten sich bislang nicht angemessen im Aktienkurs wieder, schrieb Bank of America/Merrill-Lynch-Analyst Emmet Kelly in einer Studie. Sein Citi-Kollege Simon Weeden äußerte sich positiv zum geplanten Verkauf des US-Geschäfts

Ansonsten wurden die Gemüter von dem sich drehenden Übernahmekarussell unter den Börsenbetreibern bewegt. "Angeblich plant Nasdaq OMX nach der gescheiterten Offerte für Nyse Euronext ein Angebot für die Deutsche Börse", sagten mehrere Börsianer übereinstimmend. Sie schenkten diesem Gerücht aber wenig Glauben. Die Nasdaq sei hoch verschuldet und könne so eine Transaktion nur mit einem Partner stemmen. Die Nasdaq hatte am Montag von ihrem gemeinsam mit der US-Börse ICE gestarteten Versuch Abstand genommen, die Deutsche Börse bei dem geplanten Zusammenschluss mit der New Yorker Nyse auszustechen. Die Papiere der Deutschen Börse gewannen 1,3 Prozent.

Deutsche Bank auf Erholungskurs

Einen der Spitzenplätze im Dax ergatterten auch die Titel der Deutschen Bank. Die Aussicht auf einen Vorsteuergewinn von bis zu zwölf Milliarden Euro in den nächsten zwei bis drei Jahren schob die Aktien 0,9 Prozent nach vorn. Solche Ziele stießen bei Anlegern immer auf Wohlwollen, sagte ein Händler. Nach Einschätzung eines anderen Börsianers könnte sich der positive Effekt auf die Aktien aber auch schnell wieder verflüchtigen, da sich Vorstandschef Josef Ackermann bereits auf einem Abendessen mit Analysten zuversichtlich gezeigt habe.

Die Papiere von Konkurrent Commerzbank tauchten mit 1,4 Prozent ins Minus ab. Die Autoren des "Platow Brief" machten vor allem "massive Leerverkäufe einiger Hedgefonds im Vorfeld des geplanten zweiten Kapitalschritts" für die zuletzt deutlichen Verluste verantwortlich. Sie seien auf einen möglichst niedrigen Einstandskurs für die Bezugsrechts-Kapitalerhöhung aus.

Quandt-Erbin treibt SGL

Für viel Gesprächsstoff sorgte vor allem die Aufstockung der Beteiligung der BMW-Großaktionärin Susanne Klatten beim Grafitspezialisten SGL Carbon. Ein Sprecher von Klattens Beteiligungsgesellschaft Skion erklärte zwar, eine Komplettübernahme sei nicht geplant. Doch Händler zeigten sich wenig beeindruckt: "Das schürt natürlich Übernahmefantasien", sagte einer. SGL Carbon notierten 6,6 Prozent im Plus.

Die Aktien des Autobauers Volkswagen, der vor einigen Monaten bei SGL eingestiegen war, rückten 0,3 Prozent vor, nachdem die Bafin mitgeteilt hat, dass der Automobilkonzern mit 59,90 Euro theoretisch etwas weniger für die MAN-Vorzugsaktie zahlen müsse. VW hatte bislang angekündigt, den durchschnittlichen Aktienkurs zahlen zu wollen und dieser lag nach der bisherigen Schätzung bei rund 60 Euro je Vorzugsaktie..

Salzgitter machten nach einer Hochstufung Boden gut. Die Aktien des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns verteuerten sich im MDax um 1,0 Prozent, nachdem sie an den vergangenen fünf Handelstagen 3,6 Prozent verloren hatten. Nach dem überraschend hohen Gewinn zu Jahresbeginn und der Anhebung der Geschäftsziele sehen die Analysten der WestLB für die Aktien noch Potenzial nach oben. Sie stuften die Aktien hoch auf "Add" von "Neutral".

Rivale ThyssenKrupp notierte im Dax 0,6 Prozent leichter.

Im TecDax stürzten die Aktien des Biotechunternehmens Evotec um bis zu 12,8 Prozent ab, nachdem die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Pharmariesen Roche bei der Entwicklung eines Antidepressivums beendet wurde. Dies könnte zu einer Neubewertung der Aktien führen, sagte ein Händler.

Ebenfalls unter Druck waren im MDax die Aktien von IVG Immobilien, die 3,3 Prozent verloren. Das Unternehmen hatte für viele überraschend den Rückzug seines Chefs Gerhard Niesslein Ende Oktober angekündigt.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa/DJ

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