Marktberichte

Banken im freien Fall Dax rauscht hinterher

Kräftige Verluste, insbesondere bei den Banken, haben dem Dax am Dienstag ein neues Sechs-Jahres-Tief beschert. Nach deutlichen Gewinnen im frühen Handel ging dem Kursbarometer am Mittag schon wieder die Luft aus. Ein Kursrutsch bei den Aktien der Deutschen Bank machte die leichte Erholungstendenz wieder zunichte. Das Papier des Börsenschwergewichts litt vor allem unter Gerüchten über eine bevorstehende Gewinnwarnung. Der Dax brach zeitweise bis auf 2.542 Zähler ein - erst mit Unterstützung der US-Börsen wurde die Marke von 2.600 Punkten wieder zurückerobert. Am Ende stand ein Minus von 1,7 Prozent bei 2.622 Punkten.

Die Gewinne im frühen Handel seien auf die Ankündigung von US-Präsident Bush zurückzuführen gewesen, dass ein Schlag gegen den Irak nicht unmittelbar bevorstehe, so ein Händler. Eine wirkliche Entwarnung sei die Rede aber nicht gewesen. Der drohende Krieg zwischen den beiden Ländern hänge nach wie vor wie eine schwarze Wolke über den Märkten. Dazu kämen noch die anhaltend schwachen Unternehmensergebnisse aus den USA, hieß es weiter.

US-Präsident George W. Bush hatte in seiner Rede am Montagabend seine Entschlossenheit unterstrichen, den Irak zur Abrüstung zu zwingen. Der irakische Machthaber Saddam Hussein müsse sich selbst entwaffnen oder die USA würden dies an der Spitze einer internationalen Koalition tun, sagte Bush in einer landesweit ausgestrahlten Ansprache. Damit gab der US-Präsident dem Irak allerdings noch eine Chance, einen Militärangriff zu vermeiden. Bush sagte, wenn der US-Kongress in den nächsten Tagen eine Irak-Resolution verabschiede, heiße dies nicht, dass ein Krieg „unmittelbar bevorsteht oder unvermeidlich ist“.

Schwer unter die Räder kamen in Frankfurt vor allem Finanzwerte. Unter den größten Verlierern war die Aktie der Deutschen Bank zu finden. Das Kreditinstitut hat den 40-prozentigen Anteil von Leo Kirch am Axel Springer Verlag selber ersteigert. Der insolvente Medienhändler hatte die Beteiligung bei der Deutschen Bank als Sicherheit für einen Kredit über 720 Millionen Euro hinterlegt, den er derzeit nicht zurückzahlen kann. Wie erwartet war die Bank auf der Auktion einziger Bieter für das bereits an sie verpfändete Paket. Der Zuschlag für insgesamt gut 13,6 Millionen Springer-Aktien wurde zum Preis von 667,3 Millionen Euro erteilt. Das Gebot lag damit exakt beim Kassakurs vom Dienstag in Höhe von 49 Euro je Aktie. 10 Prozent der Aktien will die Deutsche Bank an Friede Springer weiterverkaufen. Wenn interessante Angebote vorliegen sollen auch die übrigen Anteile veräußert werden, hieß es weiter.

Weitaus stärker wogen allerdings Gerüchte, dass es von der Deutschen Bank eine Gewinnwarnung geben wird, so Händler. Einige Aktienhändler verwiesen zudem auf eine Mitteilung der Investmentbank J.P Morgan, wonach Investoren derzeit aus Bankentiteln in Versicherungswerte umschichten sollten. Dies wurde anscheinend auch ausgiebig getan: Das Papier der Deutschen Bank brach um 5,6 Prozent auf 37,75 Euro ein - im Tagesverlauf waren die Verluste fast doppelt so hoch gewesen.

Nicht besser sah es erneut bei der Commerzbank aus. Das Unternehmen muss möglicherweise Abschreibungen auf Beteiligungen vornehmen, die wegen der Börsenschwäche an Wert verloren haben. Dies sagte Konzern-Chef Klaus Peter Müller in einem Zeitungsinterview. Die Rating-Agentur Standard & Poors hat unterdessen wesentliche Ratings für die Aktie heruntergestuft. Die Herabstufung reflektiere das weiter abgeschwächte Geschäft der Commerzbank, hieß es zur Begründung. Die Papiere verbuchten ein Minus von 7 Prozent auf 5,30 Euro.

Größter Verlierer auf dem Frankfurter Parkett war jedoch die Metro-Aktie, die 7,6 Prozent auf 15,77 Euro fiel. Die schwache Prognose des US-Einzelhandelsriesen Sears belaste die Aktie des Einzelhandelskonzerns, so ein Händler. Einige Investoren rechneten nun damit, dass Metro seine Gewinnziele für dieses Jahr nicht erreichen werde, hieß es weiter.

Siemens und der japanische Computerkonzern Fujitsu wollen ihre Kooperation im europäischen PC-Geschäft nun auch auf den asiatischen und nordamerikanischen Raum ausdehnen. Die Aktie verlor dennoch 0,2 Prozent auf 32,05 Euro. Auch Infineon zeigte sich zunächst freundlich, drehte am Nachmittag aber mit 1 Prozent auf 5,38 Euro ins Minus, Epcos fiel 5,6 Prozent auf 5,76 Euro. SAP konnte hingegen 3,9 Prozent auf 43,26 Euro zulegen, obwohl UBS Warburg das Kursziel der Aktie drastisch von 65 auf 45 Euro reduziert hatte, und war damit der größte Dax-Gewinner.

Unter Druck gerieten die Autobauer. DaimlerChrysler fiel 4 Prozent auf 32,84 Euro, obwohl die Stuttgarter für den Absatz der Marke Mercedes im September ein Plus von 10 Prozent vermeldeten. BMW schloss mit 3,9 Prozent bei 31 Euro im Minus und Volkswagen verlor 2,6 Prozent auf 35,23 Euro. Der US-Autobauer General Motors hatte zuvor mitgeteilt, im kommenden Jahr mit einem Rückgang der Verkaufszahlen zu rechnen.

Die Deutsche Telekom plant den Abbau von Stellen noch auszudehnen. Bis 2005 sollen nun weltweit rund 46.000 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Dies sei in der mittelfristigen Personalplanung vorgesehen, hieß es. 35.000 Stellen entfallen davon auf das Inland - 11.000 Stellen auf das Ausland. Bislang hatte die Telekom einen Abbau von 30.000 Stellen ab 2002 und den Folgejahren bis 2005 angelkündigt. Die T-Aktie legte im Tagesverlauf 0,8 Prozent auf 8,81 Euro zu.

Ohne größeren Einfluss auf den Börsenhandel blieben Äußerungen von EZB-Präsident Wim Duisenberg in Brüssel zu den Leitzinsen in Europa. Duisenberg bezeichnete das Leitzinsniveau in den Euro-Ländern als derzeit angemessen. Ebenso blieben die von der Bundesanstalt für Arbeit veröffentlichten Arbeitslosenzahlen für den Monat September ohne Auswirkungen auf dem Parkett.

Quelle: ntv.de

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