Rezessionsängste Dax rauscht runter
15.02.2008, 17:40 UhrÜberraschend schwache US-Konjunkturdaten haben die Rezessionsängste der Aktienanleger in Deutschland wieder angefacht. Viele trennten sich von ihren Papieren und drückten den Dax 1,8 Prozent ins Minus auf 6832,43 Punkte. Der MDax büßte 1,5 Prozent auf 8945,36 Zähler ein. Der TecDax gab 2,4 Prozent auf 801,23 Punkte ab.
"Die Daten reihen sich ein in die lange Serie schlechter Nachrichten des Tages", sagte ein Händler. "Da ist es eigentlich überraschend, dass der Dax nicht deutlich tiefer steht. Das kann aber alles noch kommen." Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von New York, der als Indikator für den landesweiten ISM-Index gilt, fiel im Februar auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren. Die Importpreise zogen im Januar unerwartet stark an.
Außerdem ist das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes ist im Februar drastisch gesunken. Der entsprechende Index der Universität Michigan gab nach vorläufigen Berechnungen auf 69,6 Punkte von 78,4 Zählern im Vormonat nach. Daneben teilte der größte US-Immobilienfinanzierer Countrywide mit, dass Zwangsversteigerungen und Zahlungsverzögerungen ein Rekordhoch erreicht hätten.
"Über alledem hängt wie ein Damokles-Schwert das Thema Anleihefinanzierer", betonte ein anderer Börsianer. "Wenn dort die Probleme weiter um sich greifen, drohen Banken zusätzliche Abschreibungen." Die Ratingagentur Moody's hatte dem US-Anleihefinanzierer FGIC die Bonitätsbestnote "AAA" entzogen. Damit droht auch den von FGIC versicherten Anleihen Herabstufungen und in der Folge Wertverluste.
Für den Gesamtmarkt spielten die Ermittlungen gegen Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung kaum eine Rolle. "Ein Rücktritt von Zumwinkel ist weitgehend schon eingepreist, da seit langem klar war, dass er das operative Geschäft nur noch für kurze Zeit leitet", sagte ein Händler. Börsianer erwarten, dass unter Zumwinkels möglichem Nachfolger, dem Logistik-Chef Frank Appel, das erfolglose Amerika-Geschäft der Post rascher auf Vordermann gebracht werden kann als bisher gedacht. Dies sei auch der Grund für die erneuten Kursgewinne der "Aktie Gelb" von 1,1 Prozent.
Zulegen konnten auch die Titel der Post-Tochter Postbank, die sich nach Vorlage der Bilanz für 2007 um 2,8 Prozent verteuerten. "Das operative Geschäft war sehr solide", sagte DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr. Händlern zufolge ist das Kursplus aber zum Großteil auf die latenten Übernahmespekulationen zurückzuführen. Deutschlands größte Filialbank führt nach Aussagen von Firmenchef Wolfgang Klein derzeit keine konkreten Gespräche Verkaufsgespräche.
Zu den Verlierern im Dax zählten die Titel von Bayer, die 3,7 Prozent nachgaben. "Die Aktie leidet neben der allgemeinen Marktschwäche unter schlechten Nachrichten zu zwei Medikamenten und Herunterstufungen", sagte ein Börsianer. Einem US-Arzt zufolge hätte ein schnellerer Verkaufsstopp des Herzmittels Trasylol 22.000 Patienten das Leben gerettet. Außerdem hatte Bayer am Vortag vor möglichen schweren Nebenwirkungen seines Antibiotikums Avelox gewarnt.
Unter Verkaufsdruck standen außerdem die Aktien von Infineon. Sie fielen um 3,7 Prozent. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Sanford Bernstein hatten den europäischen beziehungsweise globalen Halbleitersektor heruntergestuft. Am Vortag auf der Hauptversammlung hatten Aufsichtsrat und Aktionäre Druck auf die Unternehmensführung des Chip-Herstellers gemacht, den Konzern endlich profitabel zu machen.
Quelle: ntv.de