Tief in der 8000er Zone Dax rekordfreudig erwartet
06.05.2013, 08:45 Uhr
Mit großem Schwung über die 8100: So ging der Dax ins Wochenende.
(Foto: dpa)
Nach dem kräftigen Sprung nach oben steuert der deutsche Aktienmarkt auf einen verhalten-freundlichen Wochenauftakt zu: Beobachter in Banken und Brokerhäusern rechnen mit einem besonnenen Start. Das Allzeithoch im Dax bleibt in Reichweite. Der Dax-Future legt hauchdünn zu.
Nach seiner jüngsten Kursrally dürfte der Dax nach Einschätzung von Händlern nahezu unverändert in die neue Woche starten. Vor dem Wochenende hatten sich die internationalen Aktienmärkte dank starker US-Arbeitsmarktdaten zu neuen Höhen aufgeschwungen. Der Dax schloss so hoch wie noch nie und verabschiedete sich mit einem rekordnahen Schlusskurs von 8122 Punkten 2 Prozent fester ins Wochenende. Zu einem neuen Rekordhoch fehlten dem deutschen Leitindex nur knapp 30 Stellen.
Kurz vor Handelsstart in Frankfurt stieg der Juni-Kontrakt des Dax-Futures um 2 Zähler auf 8127 Punkte. Das Tageshoch lag zunächst bei 8138 und das Tagestief bei 8126 Punkten. Umgesetzt wurden am frühen Morgen rund 800 Kontrakte. Obwohl zum Handelsschluss ein "Doji" gebildet worden sei, deute die Verlaufsstruktur eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung in Richtung der 8174/85er-Zone an, meinte Martin Siegert von der LBBW. Kurse unterhalb der 8111er-Zone dürften die Aussichten eintrüben und ließen zunächst den Test der 8084er-Zone beziehungsweise im Extrem der 8050er-Zone erwarten, erklärte er.
Die Vorgaben sind übersichtlich: Der Dow-Jones-Index hatte vor dem Wochenende 1 Prozent gewonnen, S&P-500 und Nasdaq-Composite waren jeweils 1,1 Prozent fester aus dem Handel gegangen. In Japan bleibt die Börse am Montag wegen eines Feiertags geschlossen. Der Shanghai-Composite in China rückte um 1 Prozent vor.
Mit Blick auf den bevorstehenden Auftakt an den europäischen Börsen rechneten Beobachter am Morgen ebenfalls nicht mit größeren Kursbewegungen. Aufgrund der Feiertage in Großbritannien und Japan erwarteten Händler einen Auftakt mit eher dünnen Umsätzen. Zudem erwarten Investoren neue Impulse aus der Berichtssaison, die in dieser Woche weiter auf Hochtouren läuft. In Deutschland legen unter anderem der Industriegasekonzern Linde und der Versicherer Talanx Ergebnisse vor.
Obwohl der Spezialgaskonzern Linde mit guten Zahlen für das erste Quartal überzeugt und die Jahresprognose bestätigt hat, sieht Analyst Heino Ruland von Ruland Research für die Aktie nur ein geringes Kurspotenzial. "Die Aktie ist als eher defensiver Wert in der Vergangenheit sehr gut gelaufen. Sie hat ihre Limits wohl erreicht", meinte Ruland. Er hält das Papier, das seit Jahresbeginn gut acht Prozent zugelegt hat, beim aktuellen Preis von 142,70 Euro für fair bewertet. Im vorbörslichen Spezialisten-Handel gewinnt die Aktie 0,7 Prozent.
Die allgemein freundlichen Bewegungen in den asiatischen Aktienmärkten außerhalb Japans führten Beobachter auf die Reaktionen auf die Kursgewinne im Dax und an den US-Börsen zurück. An der Börse in Malaysia reagierten Anleger auf das Wahlergebnis, das die alte Regierung bestätigte.
Auf Unternehmensseite stehen neben den Zahlen von Linde und Talanx auch die Ergebnisse des Online-Konzerns Xing auf der Tagesordnung. Bei Linde erwarten Analysten gute Zahlen, angetrieben von einer stabilen Nachfrage und der Übernahme von Lincare im Vorjahr. Gewinne im asiatischen Rohstoffsektor könnten den Kurs zudem stützen. Für Xing erwarten Analysten der Privatbank Hauck & Aufhäuser ein "gesundes Wachstum" im ersten Quartal.
Nur wenig Impulse auf den Kurs von Hochtief erwarteten Händler vom Quartalsbericht von Leighton. "Der Einfluss hat seit dem Einstieg von ACS bei Hochtief abgenommen", meinte ein Händler mit Blick auf die Kursimpulse der vergangenen Quartale. Hinzu komme, dass die interne Unzufriedenheit mit den Verträgen zur Elbphilharmonie wachse. Die Risiken höherer Kosten liegen bei Hochtief. Der Kurs von Leighton steigt nach dem Quartalsbericht um 2,5 Prozent. Hochtief werden seit Wochen in einer Trading-Range zwischen knapp 50 und gut 55 Euro gehandelt.
Ein allgemeiner Nachholbedarf dürfte Rohstoff-Aktien nach Ansicht von Beobachtern weiterhin stützen. "Das Umfeld stimmt", meinte ein Händler und verwies zur Begründung auf die anhaltende Preiserholung bei Öl und Edelmetallen. Zudem seien Metall-Aktien in China gefragt. "Der Katalysator für Käufe ist der US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag", sagte er. Dieser habe ein klares Zeichen gesetzt, dass der Abgesang auf die Konjunktur zu früh gekommen sei. Aus technischer Sicht habe der Stoxx-Index der Rohstoff-Aktien kurzfristiges Aufwärtspotenzial bis zum April-Hoch bei 409 Punkten, also von etwa 2 Prozent.
Auch Dow Jones und S&P-500 waren vor dem Wochenende auf neue Rekordhochs geklettert. Im nachbörslichen US-Aktiengeschäft hatte sich vor dem Wochenende nur noch wenig getan: Zu den meistgehandelten Aktien an der Nasdaq gehörten Facebook, die sich um 0,5 Prozent auf 28,45 Dollar verteuerten. Ebenfalls nachrichtenlos ging es für Brocade Communications um 2,7 Prozent nach unten auf 5,10 Dollar.
Die Aktien von Linkedin zeigten sich nach ihrem Kurseinbruch um rund 13 Prozent im regulären Handel stabilisiert. Die Titel des sozialen Netzwerks gab lediglich um weitere 0,2 Prozent auf 175,20 Dollar nach. Linkedin hatte zwar im Berichtsquartal bei Umsatz und Gewinn im die Marktprognosen deutlich übertroffen, doch war die Zielvorgabe für die Erlöse im zweiten Quartal unter den Erwartungen geblieben.
Der Euro fiel nach den guten US-Arbeitsmarktdaten am Freitag zunächst auf das Tagestief von 1,3033 Dollar. Im späten US-Handel notierte die Gemeinschaftswährung dann wieder erholt bei 1,3111 Dollar. Analysten gehen nicht davon aus, dass sich der Euro in den kommenden Wochen stark verteuert. "Weiterhin schwache Wirtschaftsdaten über die nächsten Monate und niedriger als erwartete Inflationsraten sollten zu einer weiteren Zinssenkung anregen", so Volkswirt Benjamin Reitzes von BMO Capital Markets. Am Morgen lag der Euro bei 1,3120 Dollar.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts