Totentanz auf dem Parkett Dax rettet 4100 Punkte
21.11.2008, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat eine hochnervöse Börsenwoche mit empfindlichen Verlusten beendet. Neuerliche Minuszeichen an den US-Börsen ließen den Dax fast unter die psychologisch wichtige Marke von 4000 Punkten fallen. Bis Handelsschluss konnte sich der deutsche Leitindex jedoch knapp über die Marke von 4100 Punkten retten.
Der Dax beendete den Handel mit einem Minus von 2,2 Prozent bei 4127,41 Punkten. Auf Wochensicht hat der Index damit ganze 12,4 Prozent verloren. Der MDax verlor 0,4 Prozent auf 4735,3 Punkte. Der TecDax konnte dagegen ein Plus von 0,2 Prozent einheimsen und schloss bei 432,48 Zählern.
Nach dem dramatischen Ausverkauf an den Börsen am Vortag hatten sich die Aktienkurse am Freitag zunächst etwas erholt. Als die US-Börsen jedoch nach einer freundlichen Eröffnung ins Minus drehten, brachen im Dax alle Dämme.
Aktienhändler Stefan Söllner von der Postbank führte die zwischenzeitlichen Gewinne des Dax auf die positiven Vorgaben aus Asien zurück. Die Börsen dort hätten von den Verkaufsspekulationen um den US-Finanzriesen Citibank profitiert. Jedoch löse ein möglicher Verkauf der Citibank die größeren Probleme am Markt nicht, sagte Söllner. "Ich glaube nicht,dass wir uns der Marke von 4000 Punkten nach unten verschließen können", sah Söllner kein Ende der Talfahrt beim deutschen Leitindex.
Neue VW-Kapriolen
Gebremst wurden die Kursverluste von den Volkswagen-Aktien, die in der Schlussauktion ins Plus drehten und 4,3 Prozent höher schlossen. Während der Börsensitzung hatten die VW-Titel überwiegend im Minus notiert. Mit dem Plus zum Schluss kamen VW-Aktien nahe an die Titel von Münchener Rück heran, die mit einem Aufschlag von 4,4 Prozent die Gewinnerliste anführten. "Hier sammelt jemand seit Tagen Stücke ein", sagte ein Börsianer. Angesichts des dünnen Volumens treibe das Interesse die Aktie schnell in die Höhe. Daneben verwiesen Marktteilnehmer auf eine positive Studie zum Versicherungssektor von Credit Suisse.
Starke Kursbewegungen verbuchten erneut die Finanztitel. Bankenaktien hatten sich zunächst ein ganzes Stück von ihren Vortagesverlusten erholt. Doch die große Unsicherheit über die Zukunft des schwer angeschlagenen US-Finanzriesen Citigroup drückte bis Handelsschluss auf die Tagesbilanz. Die Postbank führte die Verliererliste im Dax mit einem Minus von 5,9 Prozent an. "Die Geschichte einer schnellen Übernahme durch die Deutsche Bank scheint sich nun doch nicht zu bewahrheiten", sagte ein Händler. Die Hypo Real Estate verbuchte hingegen ein Tagesplus von 1,4 Prozent. Erst nachbörslich wurde bekannt, dass die Bank einen 20 Milliarden Euro schweren Kapitalrahmen des staatlichen Rettungsfonds erhält. Die Commerzbank legte 0,8 Prozent zu.
Unter Druck standen auch die Versorger. So büßten Eon 5,3 Prozent ein und RWE gaben um 4,4 Prozent nach. Börsianer führten einen belastenden Pressebericht an. Das Kartellamt will einem Pressebericht zufolge rund 30 deutsche Gasversorger zu Preissenkungen zwingen. Wie die Zeitung unter Berufung auf Kreise berichtete, plant die Behörde einen Vergleich mit allen Versorgern, gegen die sie im Frühjahr Missbrauchsverfahren eingeleitet hat. Strittige Verfahren sollen eingestellt werden, wenn sich die Versorger zu früheren Preissenkungen oder Entschädigungszahlungen verpflichten.
Aktien von Escada büßten im SDax 2,9 Prozent ein. Der Nobelmodekonzern wird nach Aussage seines Vorstandschefs Bruno Sälzer trotz eines Einbruchs im Markt für Damenmode seine Ziele für das Geschäftsjahr 2007/08 erreichen. Wie Vorstandschef Bruno Sälzer in einem Interview sagte, sieht er keine Auswirkungen mehr auf das Ergebnis für das am 31. Oktober zu Ende gegangene Geschäftsjahr, obwohl die Nachfrage im Oktober drastisch zurückgegangen sei. Ein Händler sagte, er sei nicht überrascht, dass sich die Kursreaktion in Grenzen halte, da Escada bereits mehrmals in diesem Jahr die Jahresziele nach unten korrigiert hatte, zudem erwarte das Unternehmen, dass 2009 schwierig bleiben werde.
Premiere gewannen nach einem Medienbericht zu Bundesliga-Rechten 5,2 Prozent. Einem Agenturbericht zufolge ist der deutsche Kabelnetzbetreiber UnityMedia nicht an einem nationalen Exklusivrecht für die Bundesliga-Übertragung interessiert. Vielmehr sehe UnityMedia-Chef Parm Sandhu sein Unternehmen als Vermarkter für Bezahlfernsehen. Um dieses Ziel zu erreichen, könne sich Sandhu eine Partnerschaft mit Premiere vorstellen. Einem Händler zufolge sei die Meldung zwar positiv zu werten, allerdings gab der Börsianer zu bedenken, dass die Vergabe der TV-Rechte entscheidend ist und bisher noch nicht einmal begonnen hat.
Der TecDax erholte sich etwas von den harschen Verlusten der vergangenen Tage. An der Indexspitze sprangen Conergy zeitweise um 16 Prozent nach oben. Bis Handelsschluss schmolz das Plus jedoch auf 3,9 Prozent zusammen. Börsianer machten die allgemeine Erholung bei den Solarwerten für den Sprung verantwortlich. Zudem gebe es immer mal wieder Leerverkäufer, die auf fallende Kurse spekuliert hätten und nun wieder zukaufen müssten.
Quelle: ntv.de