Marktberichte

Infineon findet keinen Boden Dax rettet 7600 Punkte

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind zum Wochenschluss vorsichtig geblieben und haben Gewinne mitgenommen. Mit Ach und Krach konnte der deutsche Leitindex Dax den Indexstand von 7600 Punkten halten, was auch an der freundlichen Tendenz an den US-Märkten lag. Besonders schwer erwischte es die Papiere von Infineon, die mehr als zehn Prozent abgaben.

Der Dax beendete den letzten Handelstag der Woche mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 7612,26 Punkte. Der MDax verlor 1,1 Prozent auf 9671,87 Zähler. Der TecDax brach 2,9 Prozent auf 940,02 Punkte ein.

"Das Thema Subprime ist beherrschend. Das wird uns doch alle noch länger beschäftigten", sagte Nico Breite, Aktienhändler bei der NordLB. Börsianern zufolge geht die Angst vor weiteren Milliarden-Abschreibungen auf zweitklassige Hypothekendarlehen und davon abgeleitete strukturierte Finanzprodukte um. In der Folge könnten Banken weniger Kredite an Unternehmen vergeben, warnte Heino Ruland, Anlagestratege beim Beraterhaus FrankfurtFinanz. "Dann droht eine Rezession."

Die Papiere des Chipkonzerns Infineon brachen zum Wochenschluss erneut ein. Während des gesamten Handelstages notierten die Papiere weit oben auf der Verliererliste und beendeten den Handel mit einem dicken Abschlag von 10,4 Prozent auf 8,15 Euro. Guiseppe Amato, Händler bei Lang&Schwarz, begründete den Kursrutsch mit Kurszielsenkungen und einem Bericht über sinkende Chippreise. Dem US-Marktforschungsunternehmen iSuppli zufolge waren Speicherchips im dritten Quartal 1,5 Prozent günstiger geworden. Zudem drückten frische negative Analystenkommentare auf die Stimmung.

Am stärksten zogen die Papiere der Automobilbranche am Dax, allen voran Daimler mit einem Minus von 2,6 Prozent auf 66,55 Euro. Belastet wurden die Branchenwerte von dem Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn, die bei den Autobauern teils zu Produktionsausfällen führen. BMW gab 1,1 Prozent auf 41,79 Euro ab, Volkswagen sank 1,7 Prozent auf 170,15 Euro. Porsche verlor 5,5 Prozent auf 1460,50 Euro.

Befürchtungen, die Banken könnten auch im vierten Quartal höheren Abschreibungsbedarf haben, drückten auf die Kurse der Finanztitel. Die Aktien des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate gaben 3,5 Prozent auf 36,52 Euro nach, die Commerzbank verlor 2,1 Prozent auf 25,73 Euro, die Deutsche Bank notierte zu Handelsschluss 1,5 Prozent im Minus bei 84,06 Euro. Auch die im MDax notierten Banken ließen Federn: Die IKB verlor 5,8 Prozent auf 12,35 Euro, die Aareal Bank schloss 4,4 Prozent im Minus bei 27,61 Euro.

Am deutschen Markt trennen sich die Anleger von Banktiteln. Commerzbank verlieren 1,7 Prozent, Deutsche Bank 1,3 Prozent und die Aareal Bank im MDax knapp fünf Prozent. Die Anteilsscheine der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB verbilligten sich um 4,9 Prozent, was Händler auf einen Zeitungsbericht zurückführten, wonach dem Institut weitere Verluste drohen und ein zusätzliches Rettungspaket geschnürt werden müsse. Einzig die Papiere der Postbank stachen mit einem Tagesplus von 2,9 Prozent auf 52,69 Euro heraus. Börsianer verwiesen auf latente Übernahmegerüchte und dass die Bank wegen ihrer starken Ausrichtung auf das Privatkundengeschäft weniger als andere Institute von der Subprime-Krise betroffen sei.

Im Plus schlossen auch die Papiere der Metro. Die Übernahme des Discounters Plus durch Edeka weckte bei den Branchentiteln die Hoffnung auf eine Konsolidierung im Einzelhandel. Die Metro-Aktie legte 2,8 Prozent auf 64,19 Euro zu.

Solartitel ziehen TecDax runter

Größter Verlierer im TecDax waren nach dem Ende des Bieterstreits aber die Aktien von Tele Atlas mit einem Minus von neun Prozent auf 29,34 Euro. Damit notierte die Aktie leicht unter den 30 Euro je Aktie, die die niederländische TomTom für den Anbieter von Digitalkarten geboten hat. Der US-Navigerätehersteller Garmin teilte mit, er verfolge sein niedrigeres Angebot nicht weiter.

Zudem standen die Solarwerte massiv unter Druck. Nach der Ankündigung einer Wandelanleihe fielen die Papiere von Solon zeitweise um mehr als zehn Prozent, bei Handelsschluss blieb ein Minus von 6,5 Prozent auf 75,99 Euro. Das Volumen der Schuldverschreibung von 200 Mio. Euro sei im Verhältnis zur Marktkapitalisierung recht ordentlich, sagten Händler. Ein Analyst hielt die Kursreaktion aber für übertrieben. "Zwar ist die Schuldverschreibung höher als gedacht, allerdings hat Solon mittlerweile eine ganz vernünftige Eigenkapitalbasis, sodass man sich keine Sorgen machen muss", sagte der Experte. Die Index-Schwergewichte Q-Cells und Solarworld gaben fünf beziehungsweise 2,3 Prozent ab.

Einen schlechten ersten Tag erwischten gleich drei Unternehmen, die heute den Gang auf das Aktienparkett wagten. Frühe Zeichnungsgewinne beim Bambusplantagen-Betreiber Asian Bamboo machten schon im frühen Handel Verlusten Platz. Nach einem ersten Kurs von 18,10 Euro, der deutlich über dem Ausgabepreis von sieben Euro lag, gab die Aktie bis Handelsschluss auf 16,49 Euro nach. Das im Medizinsektor tätige Softwareunternehmen MeVis hatte ebenfalls kein Glück, die Titel starteten mit 55 Euro genau auf ihrem Ausgabepreis, fielen bis Handelsschluss jedoch auf 50,88 Euro. Der Preis für die Aktie sei zu hoch angesetzt worden, lautet das Urteil von Börsianern. "Dabei hat MeVis eine gute Story: Planbare Gewinne und eine gute Pipeline von Produkten - das ist besser als Unternehmen, die ihr Geschäftskonzept nur auf Hoffnungen aufbauen", sagte der Händler. Letzter im Bunde war die Münchner Immobilienfirma Fair Value. Die Aktien wurden jedoch nicht öffentlich angeboten, sondern lediglich nach einer Privatplatzierung am Markt notiert. Der Ausgabepreis lag nach Unternehmensangaben bei 10,50 Euro. Nach einem ersten Kurs von 10,35 Euro fiel die Aktie bis Handelsschluss auf 10,10 Euro.

Quelle: ntv.de

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