Marktberichte

Gute Stimmung Dax rettet ein Plus

Vielleicht haben die Börsianer die Hoffnung auf eine Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt doch noch nicht begraben. Viele Anleger nutzten die jüngsten Kursverluste am Dienstag auf jeden Fall zum Einstieg in Aktien. Bis zum Nachmittag kletterte der deutsche Leitindex bis zu 1,3 Prozent. Die satten Gewinne schmolzen im späten Handel aber wieder deutlich ab.

Am Ende nahm der Dax lediglich 0,3 Prozent mit in den Feierabend. Marktbeobachter machten eine allgemein gute Stimmung für den deutschen Markt aus, vor allem aus ausländischer Sicht.

Investoren aus Asien, Arabien und Russland strebten derzeit mit hoher Liquiditätin deutsche Titel, hieß es. Deutschland werde aufgrund der Exportstärke zugetraut, sich von einer möglichen Rezession in den USA abkoppeln zu können.

Für gute Stimmung sorgten auch die Geschäftszahlen von Goldman Sachs. Die US-Investmentbank übertraf mit ihrer Gewinnentwicklung im vierten Quartal die Erwartungen von Analysten. Einziger Wermutstropfen war die Einschätzung der Investmentbank zur Krise am US-Hypothekenmarkt. Zwar nähere sich die Krise ihrem Tiefpunkt, sie habe ihn aber noch nicht erreicht, so Goldman-Finanzchef Davis Viniar.

Die Wohnungsbaubeginne lagen im November in den USA im Rahmen der Experten-Erwartungen. Die Europ äischen Zentralbank (EZB) versucht Engpässen vorzubeugen und versorgt den Geldmarkt mit zusätzlicher Liquidität, um so die Folgen der Kreditkrise zu lindern (siehe link unten rechts).

Finanzwerte erholten sich vor diesem Hintergrund etwas von den teils herben Abschlägen am Vortag. Hypo Real Estate gewannen 0,5 Prozent, Commerzbank verteuerten sich um 0,7 Prozent. Beide Aktien hatten noch zum Wochenstart zu den größten Verlierern gezählt.

Die meistgefragte Branche im Dax waren die Autobauer. Die Aktien von BMW stiegen um 1,1 Prozent, Daimler um 0,4 Prozent und VW um 0,9 Prozent. "Das ist eine Erholung nach den jüngsten Kursverlusten", erklärte ein Händler. Zudem erwägt die Europäische Union, künftige Strafen für Autohersteller zu strecken, deren Fahrzeuge mehr Kohlendioxid als erlaubt ausstoßen.

Deutsche Börse gewannen 1,7 Prozent. Auch hier verwiesen Händler darauf, dass Anleger die jüngsten Kursverluste zum Einstieg nutzten.

Für Impulse sorgten auch zahlreiche Analystenkommentare. So verdankte die Siemens-Aktie ihr Plus von knapp 1,0 Prozent auf 103,57 Euro nach Aussage von Händlern hauptsächlich den Experten der UBS. Diese nahmen das Kursziel für den Technologiekonzern auf 135 von 122 Euro hoch und bekräftigen ihre Kaufempfehlung. Ein wenig dürfte die Aktie aber auch von der Hoffnung profitieren, dass das Siemens-Management bei einem Treffen am Montag die US-Börsenaufsicht SEC milde gestimmt hat, sagte ein Händler. Im Zuge der Ermittlungen im Schmiergeldskandal befürchten einige Börsianer, dass die SEC dem Technologiekonzern ein Bußgeld über mehrere Milliarden Euro auferlegen könnte.

Zu den deutlichsten Verlierern im Dax zählten TUI. Händlern zufolge hat die Deutsche Bank die Bewertung des Titels mit "Sell" und einem Kursziel von 16,10 Euro aufgenommen. Die Aktie verlor daraufhin 1,2 Prozent.

Unter Druck gerieten zunächst auch Versorger, nachdem sich Goldman Sachs hier negativ geäußert hat. RWE und Eon machten aber größtenteils Boden wieder gut. RWE und Eon notierten zuletzt 0,5 Prozent leichter. Goldman Sachs hatte RWE auf "Sell" von "Neutral" heruntergestuft. Händler verwiesen außerdem auf einen Bericht der "Börsen-Zeitung", in dem der Gazprom-Vizevorstandsvorsitzende Alexander Medwedew Interesse an einem RWE-Anteil verneint haben soll. Es seien immer wieder Gerüchte aufgetaucht, dass Gazprom an RWE interessiert sei, so die Börsianer. Das Dementi wirke entsprechend negativ.

Im MDax zogen Lanxess um 0,9 Prozent an. Lanxess-Chef Axel Heitmann hat den Investoren eine deutlich höhere Dividende in Aussicht gestellt.

Fraport rückten 1,0 Prozent vor. Der Frankfurter Flughafen hat die Baugenehmigung für eine neue Landebahn und ein drittes Terminal erhalten. Anliegerkommunen und Bürgerinitiativen wollen das auf rund vier Mrd. Euro veranschlagte Vorhaben wegen der Belastungen für die Region vor Gericht anfechten.

Im TecDax waren Software AG gefragt. Das Unternehmen hat seine Prognose für das kommende Geschäftsjahr nach einem gewonnenen Rechtsstreit leicht angehoben. In der Auseinandersetzung mit dem Vertriebspartner Consist wegen der Kündigung des Vertrages entschied ein US-Gericht zugunsten der Software AG. Somit ist der Weg für einen direkten Markteintritt in Brasilien frei. Die Titel profitierten mit einem Plus von 5,9 Prozent.

Springer gaben 3,5 Prozent nach. Medienberichten zufolge hat der Chef der PIN-Group, Günter Thiel sein Übernahmeangebot für den angeschlagenen Briefzusteller zurückgezogen. "Focus Online" meldete zudem, dass PIN-Vorstandschef Thiel auch seinen Rückzug vom Vorstandsamt angekündigt hat. Damit wäre der Plan vom Tisch, wonach Thiel durch Übernahme der Anteile der Springer-Gruppe die drohende Insolvenz von PIN abwenden wollte. Der PIN-Mehrheitsaktionär Springer hatte unmittelbar nach dem Beschluss des Bundestags für einen Mindestlohn im Briefbereich beschlossen, der Tochterfirma keine weiteren Finanzierungsmittel mehr bereitzustellen. Springer ist im SDax notiert.

Quelle: ntv.de

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