Rückenwind aus USA Dax rettet sich ins Ziel
05.02.2009, 17:55 UhrSchließlich hat es doch gereicht. Der Deutschen Aktienindex Dax hat sich kurz vor Schluss noch zu einem moderaten Plus gerettet. Dabei verharrte der Index nahezu den ganzen Tag im Minus und lugte zum ersten Mal eine Stunde vor Handelsende in die Gewinnzone.
Los ging es am Morgen mit einem herben Tiefschlag durch die Deutsche Bank. Das Geldhaus musste auf der Hauptversammlung einen Rekordverlust einräumen. Dadurch startete die Aktie dick im Minus und zog den gesamten Index nach unten. Daran konnten auch reuige Worte von Deutsche-Bank-Chef Ackermann nichts ändern.
Dem folgte eine lange Phase ohne nennenswerte Impulse und mit schwachen Umsätzen, bis am frühen Nachmittag der EZB-Zinsentscheid anstand. Eine Senkung des Leitzinses war zwar nicht zu erwarten, doch die Börsianer hörten beim Kommentar der Notenbanker ganz genau hin. Der gefiel offenbar nicht und der Index rutsche auf knapp ein Prozent Minus ab.
Einen deutlicheren Abwärtstrend gab es durch schwache Konjunkturdaten aus den USA. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe kletterten auf ein Rekordniveau, das es seit 26 Jahren nicht mehr gab. Zwar stieg die Produktivität der US-Industrie überraschend an, aber das half nur bedingt. Mit zunehmender Dauer kam aber verstärkt Rückenwind aus den USA, wo guten Zahlen von Wal-Mart und gestärkte Finanztitel den Handel beflügelten. So gelang dem Dax noch der Sprung ins Plus.
Der Leitindex Dax lag mit 0,39 Prozent bei 4510 Punkten im Plus. Der MDax legte mit einem Zuwachs von 0,59 Prozent auf 5245 Punkte deutlicher zu. Für den TecDax ging es mit 0,47 Prozent auf 485 Punkte nach oben.
"Charttechnisch sieht es für den Dax nicht schlecht aus", betonte Marktanalyst Giuseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz. "Wenn er sich in Reichweite der 4500 Punkte halten kann, ist ein Sprung über diese Marke möglich, sobald aus den USA ein entsprechender Impuls kommt. Dann geht es sicher recht schnell weiter in Richtung 4700 Punkte."
Die Aktien der Deutschen Bank brachen um bis zu zehn Prozent ein, nachdem das Institut die Anleger mit dem Verzicht auf einen konkreten Ausblick enttäuscht hatte. "Da der Jahresauftakt aber offenbar ganz gut gelaufen ist, konnte sich die Aktie wieder etwas erholen", sagte ein Händler. Zum Handelsschluss lag sie zwar nur noch 4,2 Prozent im Minus bei 20,35 Euro, bildete damit aber immer noch das Schlusslicht im Dax.
Im Fahrwasser der Wall Street legten vor allem die konjunkturabhängigen Werte kräftig zu. So gehörten die Titel des Düngemittel-Herstellers K+S mit einem Plus von 4,9 Prozent auf 41,79 Euro zu den Favoriten. In Toronto legten die Aktien des Konkurrenten Potash 4,8 Prozent zu. Die Papiere des Chip-Herstellers Infineon, die zunächst nach schwachen Geschäftszahlen des Konkurrenten Hynix bis zu 6,5 Prozent verloren hatten, schlossen 5,1 Prozent im Plus bei 0,725 Euro. Damit führten sie die Gewinnerliste im Dax an.
Auch SAP legen deutlich zu. Münchener Rück stiegen um 2,60 Prozent und profitieren von einer Hochstufung auf Neutral durch die Analysten der UBS, nachdem sie am Vortag deutlich nachgegeben hatten. In der zweiten Reihe ziehen Hannover Rück sogar um 4,1 Prozent an auf 27,84 Euro.
HHLA und Air Berlin im Aufwind
Im Nebenwerte-Index MDax gehörten die Titel von Hamburger Hafen (HHLA) zu den Favoriten. Sie stiegen trotz eines zurückhaltenden Ausblicks um 8,7 Prozent auf 22,01 Euro. "Der kräftige Anstieg des Baltic Dry Index schürt offenbar bei einigen Anlegern die Hoffnung, dass die Weltkonjunktur die Talsohle bald durchschritten hat", sagte ein Händler. Der Baltic Dry Index spiegelt die Preise für Schiffsfracht wider.
An der Spitze der Gewinnerliste im Kleinwerte-Index SDax standen die Papiere von Air Berlin, die sich um 8,6 Prozent auf 4,19 Euro verteuerten. Der Billigflieger transportierte im Januar zwar weniger Passagiere, steigerte jedoch die Auslastung seiner Maschinen und die durchschnittlichen Erlöse.
Rochade im TecDax
Im TecDax stiegen dagegen die Aktien des Softwareherstellers IDS Scheer nach Bilanzvorlage um 5,07 Prozent auf 5,80 Euro. Das Unternehmen übertraf die Erwartungen des Marktes und sieht in diesem Jahr keine weiteren Kosten für den Konzernumbau auf sich zukommen.
Im Technologieindex gab es bald ein Stühlerücken. Der Windkraftanlagenhersteller Repower wird zum 9. Februar aus dem TecDax ausscheiden. Das Biotech-Unternehmen Medigene wird dafür wieder aufrücken. Repower erfüllt nicht mehr die Voraussetzung einer Marktkapitalisierung von zehn Prozent.
Quelle: ntv.de