Marktberichte

Auf Drei-Jahres-Tief Dax rutscht wieder ab

Im Sog der Wall Street ist der Dax am Donnerstag kurz vor Handelsschluss auf ein Drei-Jahres-Tief von 4803 Punkten gefallen. In der Schlussauktion erholte er sich etwas und beendete den Xetra-Handel 2,5 Prozent im Minus bei 4887 Punkten. Der MDax gab seine streckenweise recht ansehlichen Kursgewinne am Abend fast komplett wieder ab und notierte zuletzt nur noch 0,12 Prozent im Plus bei 5711 Punkten. Der TecDax folgte dem Leitindex nicht mit in die Tiefe und schloss 1,60 Prozent im Plus bei 542 Punkten.

"Der entscheidende Punkt ist, dass das Vertrauen in das Finanzsystem als solches verloren gegangen ist", sagte ein Händler. "Darum sind die Zinssenkungen der großen Zentralbanken von gestern auch verpufft. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wie in Russland und Island auch bei uns die Börse für ein paar Tage dicht zu machen. Dann könnten alle etwas zur Ruhe kommen." Ein anderer Börsianer argumentierte ähnlich. "Wir brauchen ein paar ruhige Tage ohne neue Hiobsbotschaften, bevor sich das Geschäft wieder erholt. Denn es gibt durchaus Anleger, die gerne einsteigen wollen. Aber sie trauen sich nicht."

Die Aktie der Commerzbank blieb von dem Kursrutsch am Nachmittag nahezu unberührt. Mit einem Plus von 7,98 Prozent hielt sie sich an der Dax-Spitze. Auch Hypo Real Estate (HRE) scherte mit einem Plus von 7,03 Prozent aus der allgemeinen Abwärtsbewegung aus. Analysten hatten die zuvor stärkeren Kursgewinne der beiden Bankentitel vor allem mit einer technischen Gegenbewegung nach den jüngsten, deutlichen Verlusten erklärt. Einem Bericht der "New York Times", wonach die US-Regierung Beteiligungen an amerikanischen Banken plant, maßen sie nur eine leicht positive Wirkung zu.

Nachbörslich wurde bekannt, dass sich ein Fonds von den Bermudas in größerem Stil bei der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate eingekauft hat. Der Orbis Global Equity Fund mit Sitz in Hamilton auf den Bermudas habe am Mittwoch Aktien erworben und halte damit nun 5,01 Prozent der Stimmrechte an der Bank, teilte die Hypo Real Estate mit. Weitere Angaben machte das Unternehmen nicht.

Die Aktien des Düngemittelherstellers K+S kletterten 3,27 Prozent ins Plus. Zeitweilig hatte die K+S-Aktie alle Rivalen überrundet und die Gewinnerliste im Dax angeführt. Der weltgrößte Agrar- und Biotechkonzern Monsanto hatte zuvor signalisiert, dass der Agrarboom ungebrochen ist und die Kreditkrise bei US-Farmern bisher auch keine Liquiditätsengpässe zur Folge gehabt habe. DZ-Bank-Analyst Heinz Müller wies in einem Kommentar zudem darauf hin, dass K+S erneut Preiserhöhungen in Europa habe durchsetzen können, wo rund 60 Prozent des Umsatzes generiert würden.

Die Papiere von Continental folgten dagegen der Marktbewegung abwärts und gaben zuletzt 3,69 Prozent ab. "Hauptbelastung ist weiter die Sorge, dass die Übernahme durch Schaeffler noch platzen könnte", sagte ein Börsianer.

Auf der Verliererseite stachen vor allem die Aktien von Infineon heraus - die Aktie verlor 13,7 Prozent. Schwere Abschläge gab es auch für RWE (-7,97 Prozent) und BMW (-5,0 Prozent). Finanztitel blieben von dem Kursrutsch weitgehend verschont. Lediglich die Aktien der Deutschen Bank, der Deutschen Börse, von Munich Re und der Allianz mussten Kursverluste hinnehmen. Die Postbank-Aktie verteuerte sich um knapp zwei Prozent.

Kräftige Kursverluste verbuchte Dax-Schwergewicht Eon. Händler verwiesen auf einen Bericht im "Handelsblatt", wonach das Unternehmen bei seinem Einstieg in den russischen Strommarkt auf Widerstände stößt. Die Integration des Stromproduzenten OGK-4 verlaufe äußerst schleppend, schreibt das Blatt unter Berufung auf Konzernkreise. Mehrere Börsianer betonten zudem, Eon habe OGK-4 möglicherweise zu teuer gekauft. Die Papiere des größten deutschen Versorgers büßten 10,1 Prozent auf 28,25 Euro ein.

Sondergutachten beflügelt Wirecard

Im Technologie-Index TecDax sorgten die Aktien von Wirecard mit einem Plus von bis zu 37 Prozent auf 4,65 Euro für Aufsehen. Der Spezialist für Online-Zahlungen hatte bekanntgegeben, ein Sondergutachten habe keine Hinweise auf irreführende Bilanzierung ergeben. Damit sollten die Spekulationen um Bilanzmanipulationen ausgeräumt sein, schrieb Analyst Jochen Reichert von SES Research in einem Kommentar. Er bekräftigte seine Kaufempfehlung. Wirecard-Papiere gingen 28 Prozent höher bei 4,34 Euro aus dem Handel.

Quelle: ntv.de

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