Marktberichte

Rezessionsangst flammt auf Dax rutscht wieder ab

Die Zitterpartie am deutschen Aktienmarkt ist am Mittwoch in eine neue Runde gegangen. Der Dax st ürzte um 6,5 Prozent auf 4862 Punkte ab, nachdem in den Handelsräumen die Angst vor einer weltweiten Rezession umging. Die psychologisch wichtige Marke von 5000 Punkten musste der deutsche Leitindex damit wieder aufgeben. Der MDax verlor 6,52 Prozent auf 5657 Zähler. Der TecDax gab 5,63 Prozent ab auf 553 Punkte.Zwar sei die Stimmung nicht panisch gewesen, berichteten Händler, doch die Nervosität sei sehr hoch. "Offenbar sind Schwankungen von über fünf Prozent jetzt normal", stöhnte ein Börsianer.

An den anderen europäischen Börsen sah es nicht viel besser als in Frankfurt aus: Die Leitindizes in London, Amsterdam, Madrid und Paris verbuchten Abschläge von bis zu 7,6 Prozent. Der Stoxx50, in dem die 50 größten börsennotierten Unternehmen Europas vertreten sind, brach um 6,6 Prozent auf 2250 Zähler ein.

Rezessionsängste drückten auf die Stimmung, sagten Händler. Schwache Konjunkturdaten aus den USA - vor allem stärker als erwartet gesunkene Einzelhandelsumsätze im September - taten ein übriges. "Die Krise ist voll beim Konsum angekommen. Das lässt nichts Gutes für das nächste Quartal erwarten", sagte Rainer Sartoris, Analyst bei HSBC Trinkaus. "Die Partylaune ist realwirtschaftlicher Ernüchterung gewichen", kommentiert Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank die Lage.

Noch zu Beginn der Woche hatten die Aktienindizes in Reaktion auf die Rettungspakete zahlreicher Regierungen zugelegt - allerdings nach heftigen Kurseinbrüchen in der Woche zuvor. "Pakete dieser Größenordnung werden nicht einfach verpuffen", sagte ein Händler. Doch Aussagen von Janet Yellen, Präsidentin der Fed von San Francisco, rückten das Thema Rezession wieder in den Vordergrund. Ihrer Einschätzung nach haben sich die Aussichten für die US-Wirtschaft merklich verschlechtert. Das Land scheine in einer Rezession zu sein, sagte sie. Unerwartet schwache Konjunkturdaten trübten zusätzlich die Stimmung. Dementsprechend reagierten auch die US-Investoren mit Aktienverkäufen. Zu Handelsschluss in Europa notierte der Dow-Jones-Index 3,9 Prozent tiefer. Der Nasdaq-Composite sackte um 3,3 Prozent ab.

Anders als in der vergangenen Woche gerieten diesmal vor allem die Aktien der Unternehmen unter Druck, die besonders stark unter einer Konjunkturschwäche zu leiden haben. Besonders starke Verluste müssen Industrie-, Bank- und Autowerte hinnehmen. Siemens-Aktien führen mit einem Abschlag von 14,0 Prozent das breite Feld der Verlierer an. Infineon liegen dicht auf und geben 12,6 Prozent ab. Aktien von MAN und der Deutschen Bank verbilligen sich um rund zwölf Prozent. K+S geben 11,4 Prozent nach.

Während bei den Autobauern und ihren Zulieferen der Einbruch bei den Pkw-Neuzulassungen im September als Erklärung herhalten kann, belegen die herben Kursverluste bei Werten wie Adidas (-11,2 Prozent), SAP (-8,9 Prozent) oder auch Metro (-7,5 Prozent) die neu aufgeflammenten Rezessionssorgen hin.

Ein pessimistischer Ausblick des südkoreanischen Stahlherstellers Posco hat die Aktien seiner europäischen Konkurrenten ins Minus gedrückt. "Bereits in den USA waren die Stahlwerte unter Druck", sagte ein Händler. "Der Posco-Ausblick hat dann die schlechte Stimmung verstärkt." Die weltweite Nummer vier der Branche hatte angesichts der Finanzkrise vor einer Abschwächung des Wachstums im vierten Quartal gewarnt. Die Papiere von ThyssenKrupp fielen 11,3 Prozent in die Tiefe.

Die Aktien von Fresenius Medical Care zählten mit einem Plus von 0,9 Prozent neben Henkel (+0,3 Prozent) und Deutsche Telekom (+0,1 Prozent) zu den wenigen Titeln auf der Gewinnerseite. Weit oberhalb des Marktgeschehens fanden Anleger dagegen erneut die VW-Aktie wieder. Volkswagen schwebte zuletzt 11,0 Prozent im Plus. "VW ist mittlerweile eine eigene Anlageklasse", sagte ein Händler. Die Aktie habe sich völlig von fundamentalen Faktoren abgekoppelt.

Quelle: ntv.de

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