Marktberichte

"US-Gewitter" macht Rabatz Dax sackt weg

Griechenland bleibt ein ungelöstes Problem. Die Schulden-Misere schwebt wie eine dunkle Wolke über den Finanzmärkten. Am Nachmittag donnert es aber gewaltig von der US-Konjunkturfront: Unerwartet schlecht ausgefallene Daten lassen den Dax weiter nachgeben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach den deutlichen Gewinnen am Vortag schließt der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch mit Verlusten. Gewinnmitnahmen sorgten laut Marktteilnehmern am Vormittag für fallende Kurse. Am Nachmittag donnerte es dann gewaltig aus Richtung USA mit aktuellen Konjunkturdaten: Die Industrie im US-Bundesstaat New York verlor im Juni überraschend stark an Fahrt. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe brach auf minus 7,79 Punkte von plus 11,88 Zählern im Mai ein, wie die New Yorker Federal Reserve am Mittwoch mitteilte. Das Barometer rutschte damit erstmals seit November 2010 in den negativen Bereich. Analysten hatten dagegen mit einem Anstieg auf plus 12,50 Punkte gerechnet. Die Daten gelten als Frühindikator für die gesamte Industrie in den USA.

"Die Stimmung in der amerikanischen Industrie hat sich nach dem Rückgang im Vormonat nochmals deutlich eingetrübt", kommentierte eine Volkswirtin die Zahlen. Weniger spektakulär die Daten zu den Verbraucherpreisen: Die Import- und Erzeugerpreise vom Vortag hätten bereits auf eine leichte Entspannung an der Preisfront hingewiesen. Vor allem der im Berichtsmonat rückläufige Ölpreis habe den Inflationsdruck gedämpft. Dass die Gesamtjahresrate dennoch einen Anstieg gegenüber dem Aprilwert verzeichnet habe, sei einem Basiseffekt geschuldet.

7100er Marke wackelt

Dax
Dax 23.949,11

Der Dax fiel daraufhin bis auf 7093 Punkte, erholte sich wieder etwas, blieb aber im negativen Terrain stecken und ging mit einem Minus von 1,2 Prozent und 7115 Zählern aus dem Handel. Der MDax büßte 0,5 Prozent auf 10.635 Punkte ein. Der TecDax kam 1,2 Prozent zurück auf 882 Punkte.

Am Dienstag hatten ermutigende Konjunkturdaten aus China und den USA den Leitindex 1,7 Prozent höher bei 7204 Zählern schließen lassen. Für Zurückhaltung sorgte aber das noch immer ungelöste Schuldendrama in Griechenland. Im Streit über ein neues Hilfspaket konnten sich die Euro-Staaten bislang nicht auf einen Weg zur Beteiligung privater Gläubiger einigen. Am Dienstag hatten die Anleger die Probleme im Zusammenhang mit der griechischen Schuldenkrise noch weitgehend ignoriert.

S&P sorgt für Wirbel

Die Warnung der Ratingagentur Moody's vor einer Herabstufung französischer Banken sorgte für Aufregung im gesamten Sektor. Der Branchenindex büßte etwa 1 Prozent ein und damit deutlich mehr als der Gesamtmarkt.

Moody's hatte angekündigt, wegen der Schuldenkrise in Griechenland und des vergleichsweise starken Engagements der französischen Banken in dem Mittelmeerstaat deren Bonitätsnoten zu überprüfen. In Frankfurt reagierten die Titel der Deutschen Bank mit einem Minus von etwa 1,1 Prozent. Commerzbank gaben 2,2 Prozent nach.

Analysten bewegen die Kurse 

Aufgrund der dünnen Nachrichtenlage stehen Umstufungen der Analysten im Blick. So hat die HSBC Adidas auf "Overweight" von zuvor "Neutral" angehoben und das Kursziel auf 65 Euro von 50 Euro erhöht. Die Aktie gewann 0,8 Prozent. Mit FMC, Deutsche Börse und VW gingen nur noch drei weitere Werte im Leitindex mit einem positiven Vorzeichen aus dem Handel.

Leichter zeigten sich die Kurse des Versorgers Eon. Die Titel büßten 1,5 Prozent ein. Stützend wirkten dabei noch die Analysten der Citigroup, die Eon auf "Hold" nach "Sell" heraufstuften. Auch die Societe Generale sieht in dem Versorger einen Kauf und hat sie mit der Aufnahme in die Premium-List geadelt.

Auch RWE gaben nach. Hintergrund: Die Citigroup ist etwas vorsichtiger gegenüber RWE. "Das Haus sieht das Risiko einer Kapitalerhöhung um 5 Mrd. Euro", so ein Händler. Daneben könnten für 8 Mrd. Euro Vermögenswerte verkauft werden. RWE büßten 2,4 Prozent ein.

ThyssenKrupp konsolidierten mit einem Minus von 2,7 Prozent laut Händlern den starken Anstieg aus der vergangenen Woche. "Die Aktie hat innerhalb von einer Woche 10 Prozent gemacht", so ein Marktteilnehmer. Da sei ein Rücksetzer nichts besonderes. Dieser könnte bis auf das alte Hoch bei knapp 34,00 Euro führen.

K+S "dreht"

Die von K+S mitgeteilte Preiserhöhung für Kaliumchlorid in Europa blieb praktisch ohne Auswirkung auf den Aktienkurs. "Das war nach den Berichten von Wettbewerbern abzusehen", meinte ein Händler. Die Aktie befinde sich derzeit in einer unspektakulären Seitwärtsbewegung. Am Ende schlug ein Minus von 0,9 Prozent zu Buche.

Fraport hebt ab, MLP auch

Im MDax lagen Fraport 0,1 Prozent im positiven Bereich. Marktteilnehmer beurteilen die Verkehrszahlen des Flughafenbetreibers für Mai positiv. "Die Passagierzahlen sehen gut aus", so ein Händler. Das Minus bei den Frachtzahlen liege an einem Basiseffekt aufgrund von Nachholbedarf wegen der Vulkan-Asche. Zudem haben die Analysten der Deutschen Bank die Aktie auf "Kaufen" hochgenommen.

MLP profitierten von einer Hochstufung durch die Analysten von JP Morgan Cazenove. Die Aktien des Finanz- und Versicherungsmaklers waren mit einem Plus von 3,7 Prozent einer der größten Gewinner im SDax. Die Experten lobten, dass sich das Unternehmen auf die wachstumsstarken Segmente der Vermögensverwaltung und Krankenversicherung konzentriere. Sie setzten die Aktien hoch auf "Overweight" von "Neutral" und erhöhten das Kursziel auf neun von 8,60 Euro.

Gerry-Weber-Aktien gehörten dagegen zu den Verlierern im SDax. Die Papiere der Modefirma rutschten um bis zu 4,1 Prozent ab. Die Analysten von Cheuvreux setzten Gerry Weber herunter auf "Underperform" von "Outperform" und führten als Grund die Kursgewinne der vergangenen Monate an. Die Papiere haben seit Jahresbeginn knapp 22 Prozent an Wert zugelegt.

Die Verluste von 4,0 Prozent der Aixtron-Aktie begründete ein Händler mit einer Studie des Marktforschungsinstituts Gartner. Danach werden die Ausgaben für Halbleiterausrüster 2012 einen Rückgang um 2,6 Prozent erleiden. "Nachdem die Aktie gestern an der 200-Tage-Linie bei 26,80 Euro gescheitert ist, sieht auch der Chart nicht mehr so gut aus", ergänzte er.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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