Marktberichte

Trotz konzertierter Aktion Dax sackt weiter ab

Die Notenbanken haben weltweit die Reißleine gezogen und in einer konzertierten Aktion die Leitzinsen gesenkt, aber das Zweifeln geht weiter. Das deutsche Börsenbarometer schaffte es am Mittwoch zwar, sich bis auf 0,2 Prozent an die Nulllinie heranzutasten, an dem Punkt begann es aber wieder auf den Stand vor der Zinssenkung - auf 5.080 Punkte - zurückzufallen.

Zuletzt notierte der Dax 5,9 Prozent leichter bei 5.013 Punkten. Ähnlich sieht es an den "Nebenschauplätzen" aus: Der MDax notierte bei Handelsschluss 4,8 Prozent niedriger bei 5.704 Punkten und der TecDax lag wieder mit 6,8 Prozent im Minus bei 534 Zählern.

Analysten zeigten sich von dem Zinsschritt überrascht, "auch wenn es sich in der Tendenz bereits abgezeichnet" hätte. Die EZB hatte noch am vergangenen Donnerstag beschlossen, den Zins trotz der Finanzmarktkrise unverändert bei 4,25 Prozent zu belassen. In ersten Reaktionen wurde gutgeheißen, dass die Notenbanken versuchen, die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft niedrig zu halten. Andererseits ändere sich aber an den Unsicherheiten an den Geldmärkten nichts, hieß es. "Die Banken zögern, sich gegenseitig Geld zu auszuleihen. Daran ändert die Zinssenkung erstmal nicht", so ein Volkswirt bei der Commerzbank.

Der Aktion vorausgegangen war ein Ausverkauf an den Börsen weltweit. Der deutsche Leitindex verlor in der Spitze 8,6 Prozent auf 4.870 Punkte. Damit gab er prozentual in etwa so stark ab wie am Tag der Anschläge vom 11. September 2001. Unter 5.000 Punkten hatte der Dax zuletzt im Herbst 2005 notiert.

Wie schon in den vergangenen Tagen gab es starke Befürchtungen im Markt, dass Banken zahlungsunfähig sein könnten. Die Börse von Tokio brach am Mittwoch zeitweise um fast zehn Prozent ein, so stark wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Wegen dramatischer Kurseinbrüche wurde der Handel an mehreren Börsen in Europa und Asien sogar ausgesetzt. Die Moskauer Leitbörse RTS stoppten den Handel wegen panikartiger Ausverkäufe "bis auf weitere Anweisung der Wertpapierbehörde". In Frankreich, Ungarn, Rumänien und Indonesien wurden die Geschäfte zumindest vorübergehend oder die mit bestimmten Aktien ausgesetzt.

Viele private Anleger flüchten aus den Aktien und legen ihr Geld in Gold an. Die Feinunze wurde am Dienstagabend in London mit 876,75 (836,50) Dollar gefixt. Der Kilobarren kostete 20 940 (Vortag: 20 280) Euro. Der Euro kostete im frühen Handel 1,3562 Dollar. Ein Dollar war 0,7376 Euro wert.

Kurz vor Aufnahme des Handels hatte die britische Regierung mitgeteilt, dass sie den angeschlagenen Banken mit bis zu 200 Mrd. Britischen Pfund unter die Arme greifen will. Dies milderte aber nicht den Druck auf die Papiere der Finanzhäuser.

Zuletzt notierten Deutsche Bank wieder 10,6 Prozent leichter. Hypo Real Estate fand sich bei minus 8,0 Prozent wieder. Allianz dümpelten bei minus 7,7 Prozent.

Die Finanzkrise schlägt inzwischen auch auf andere Branchen durch. Die letzten Optimisten verlassen das Boot, sagen einige Stimmen auf dem Parkett. BMW, die im September einen Absatzeinbruch um 14,6 Prozent verbuchten, wurden ebenfalls abgestraft. Der Kurs gab 7,7 Prozent nach. Die Papiere notierten unverändert. Den Angaben zufolge sind die Auslieferungen im vergangenen Monat binnen Jahresfrist auf 121.600 Einheiten geschrumpft. Daimler notierten 9,4 Prozent leichter.

VW scherten mit einem Kursgewinn von 2,5 Prozent auf 294 Euro erneut komplett aus der Reihe. Bereits am Dienstag hatten spekulative Käufe die VW-Aktien zeitweise um bis zu 54 Prozent in die Höhe getrieben. Continental rutschten 5,4 Prozent in den Keller. Schaeffler will den Antrag auf die Übernahme kommende Woche einreichen.

Infineon verloren 5,3 Prozent. Die japanische Zeitung "Nikkei" berichtet, im September seien die Preise für DRAM-Halbleiter um 24 Prozent eingebrochen.

Douglas schlossen 0,6 Prozent höher. Das Unternehmen hat die Umsatzprognose für 2007/2008 erhöht und die Ergebnisprognose bestätigt. GEA hat den Auftragseingang im September um 10,0 Prozent gesteigert.

Auch die GEA-Aktie machte erst einen Satz ins Plus, gab dann aber wieder bis auf minus 2,3 Prozent nach.

Erholung am Abend

Die deutschen Aktien haben sich am Mittwoch im späten Parketthandel etwas von ihren kräftigen Verlusten erholt. Der L-Dax ging bei 5053,11 Punkten aus dem Handel, nachdem der deutsche Leitindex im elektronischen Xetra-Handel um 5,88 Prozent auf 5013,62 Punkte eingebrochen war. Der L-MDax beendete den Handel bei 5732,11 Punkten. Auf Xetra hatte der Index der mittelgroßen Werte 4,77 Prozent auf 5704,96 Punkte verloren. Der L-TecDax schloss bei 539,68 Punkten. Im elektronischen Handel hatte der Technologiewerte-Index 6,76 Prozent auf 534,28 Zähler eingebüßt.

Quelle: ntv.de

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