Rückenwind aus Amerika Dax schafft radikale Wende
24.09.2010, 17:37 UhrWas der Ifo-Geschäftsklimaindex nicht hinbekommen hat, schaffen die US-Auftragseingänge. Der Dax nimmt diese Vorgabe dankbar auf und legt kräftig zu. Der Absturz der Merck-Aktie gerät so fast in Vergessenheit.
Überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA haben den deutschen Aktienmarkt ins Plus gehievt. Nachdem lange Zeit ein Kurssturz bei der Merck-Aktie die Stimmung gedrückt hatte, machte der deutsche Leitindex nach Vorlage der US-Zahlen zum Auftragseingang langlebiger Güter seine Verluste mehr als wett. Auch die freundlich öffnenden US-Börsen wirkten sich sehr positiv auf das Frankfurter Handelsgeschehen aus.
Der Dax stieg um 1,8 Prozent und schloss bei 6298 Punkten. Der MDax gewann 1,8 Prozent auf 8808 Zähler. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 0,7 Prozent und lag bei 778 Punkten.
Zwar fiel der Orderbestand in den USA im August mit 1,3 Prozent stärker als erwartet. Ohne den Transportsektor ergab sich aber ein Plus von zwei Prozent. Wenn man dies berücksichtige, seien die Zahlen überraschend gut ausgefallen, sagte ein Analyst. "Der Markt sucht zurzeit nach guten Nachrichten und hat sie damit offenbar gefunden."
Nur äußerst geringen Auftrieb hatte am Vormittag der unerwartete Anstieg des Ifo-Index gegeben. Das Geschäftsklima hellte sich im September den vierten Monat in Folge auf. Die Erwartungen fielen dagegen gedämpfter aus, da sich die befragten Firmenchefs auf eine Abkühlung im Exportbereich einstellen.
Im Mittelpunkt am Aktienmarkt standen die Papiere von Merck. Nach einem herben Rückschlag bei der Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin stürzte sie um 10,2 Prozent ab. Ein Expertengremium der europäischen Arzneimittelbehörde EMA äußerte Bedenken über die Sicherheit des Medikaments. Für das Pharmageschäft von Merck gilt das Mittel als wichtigste Neuentwicklung. Die Markteinführung von Cladribin verzögere sich mit dem Votum um mindestens vier Jahre, schrieb JP-Morgan-Analyst Richard Vosser.
Deutlich im Plus notierten Adidas, die nach einem starken Quartalsergebnis des US-Konkurrenten Nike um 5,4 Prozent zulegten. Die im MDax gelisteten Titel von Puma stiegen um 5,9 Prozent.
Steigende Zulassungszahlen bei Nutzfahrzeugen gaben MAN massiven Auftrieb; die Aktie war mit plus 6,2 Prozent Spitzenreiter im Dax. Zusätzliche Unterstützung kam auch von einem positiven Kommentar der Nomura-Analysten.
Stark präsentierten sich im MDax auch Continental. Die Aktie des Autozulieferers ging nach einer Kursziel-Anhebung durch die Deutsche Bank um 5,7 Prozent hoch. Die Aussichten für die europäische Automobil-Konjunktur im zweiten Halbjahr seien besser als bislang gedacht, schrieb Analyst Gaetan Toulemonde in einer Branchenstudie. Das Kursziel erhöhte er auf 68 von 63 Euro.
Die Papiere von Axel Springer legten um 3,3 Prozent zu. Der Medienkonzern will sich mit dem Verkauf eigener Aktien frisches Geld für seine Expansion ins Haus holen. Das Unternehmen bietet nach eigenen Angaben institutionellen Investoren über eine Privatplatzierung rund 2,7 Millionen Aktien an. Gleichzeitig verkauft die Deutsche Bank weitere 2,8 Millionen Springer-Aktien aus ihrem Bestand.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ