US-Arbeitsmarkt macht Beine Dax schießt hoch
03.02.2012, 17:45 Uhr
(Foto: dpa)
Mit einer dicken Überraschung legt der deutsche Aktienmarkt am letzten Handelstag der Woche kräftig zu: Die US-Wirtschaft schafft im Januar rund doppelt so viele neue Arbeitsplätze wie erwartet und entzünden damit die Hoffnung auf eine rasche Rückkehr der US-Wirtschaft zu kräftigem Wachstum. Das schiebt den Markt auf breiter Front an.
Mit so einer positiven Überraschung hatte kaum einer der Volkswirte im Vorfeld gerechnet. Im Januar wurden in den USA außerhalb des Agrarbereichs 243.000 Arbeitsstellen geschaffen - und damit doppelt so viele wie erwartet. Die Arbeitslosenquote kam auf 8,3 Prozent zurück. "Das ist eine gute Nachricht für den US-Konsum und den Immobilienmarkt", so ein Händler.
Der Dax, der bis dahin nur ein kleines Plus verbucht hatte, schoss daraufhin in die Höhe und ging mit einem Tagesplus von 1,7 Prozent aus dem Handel. Auf Wochensicht verbuchte der Dax ein Plus von 3,9 Prozent, in den fünf Wochen seit dem Jahreswechsel lag das Plus sogar bei 14,7 Prozent. Die Nebenwerte trieben den MDax am Freitag 2 Prozent nach oben auf 10.413,97 Zähler. Der TecDax ging mit 1,4 Prozent Plus aus dem Handel bei 771,75 Zählern.
Die Erholung des Arbeitsmarktes schreitet voran, heißt es von der Helaba. Insbesondere der Rückgang der Arbeitslosenquote sei sehr positiv zu beurteilen. Die Lohnentwicklung von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr sei aber weiterhin moderat, was auf das noch immer hohe Arbeitskräfteangebot hinweise. Erfreulich seien auch die nach oben revidierte und stabile Wochenstundenzahl sowie der Anstieg des Indexes der geleisteten Arbeitsstunden. Dieser deute eine steigende Industrieproduktion an. Auch der ISM-Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungsgewerbes überzeugte.
Etwas Rückenwind hatte der Markt zuvor auch aus Europa bekommen. Der europäische Einkaufsmanagerindex ist im Januar in zweiter Veröffentlichung auf 50,4 Punkte von 48,3 im Vormonat gestiegen und liegt damit erstmals seit vier Monaten wieder über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. "Offenbar fließen zuvor wegen einer befürchteten Rezession und einer Sprengung der Eurozone abgezogene Gelder jetzt nach Deutschland zurück", meint Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.
Autotitel preschen vor
Fast alle Dax-Titel verbuchten Zuwächse, allen voran die Automobilaktien. Daimler notierten nach gut aufgenommenen Januar-Absatzzahlen an der Gewinnerspitze 3,1 Prozent, BMW und Volkswagen legten je 2,9 Prozent zu.
Größere Zuwächse verzeichneten darüber hinaus auch die Papiere von RWE, die 2,8 Prozent zulegten. Lufthansa gingen 2,4 Prozent fester aus dem Handel, Munich Re kletterten um 2,8 Prozent.
Einziger Tagesverlierer war die Deutsche Börse, die im Nachgang der geplatzten Fusion mit der New Yorker Nyse Euronext 0,3 Prozent einbüßte.
Nur unterdurchschnittlich kletterten die Papiere von Banken. Die Commerzbank, während des Handelstages einer der stärksten Titel, ging mit einem Tagesplus von 0,9 Prozent aus dem Handel. Die Deutsche Bank musste noch an den schwachen Quartalsergebnissen des Vortages knacken und ging 0,4 Prozent fester aus dem Handel. Analysten von Barclays senkten ihre Einschätzung des europäischen Finanzsektors von Overweight auf Marketweight. Der zähe Kreditfluss wirkt sich nach Einschätzung der Branchenexperten negativ auf die Proftabilität aus.
Rheinmetall holt auf
Bei hohen Umsätzen kletterten im MDax die Papiere von Rheinmetall mit 5,6 Prozent Plus unter die stärksten Gewinner. "Im Markt ist eine große Kauf-Order", so ein Händler. Die Stimmung für die Aktien sei sehr schlecht gewesen, weil der Markt auf die Sparmaßnahmen in den Verteidigungshaushalten geschaut und eine schwache Automotive-Konjunktur erwartet habe. Zumindest die Szenarien einer schwachen Autokonjunktur lösten sich aber mehr und mehr auf. Außerdem habe die Aktie in der Aufholjagd der Märkte Nachholbedarf: Der MDax sei nun wieder fast an den Tiefs vom Juli letzten Jahres angekommen, Rheinmetall fehlten dorthin noch etwa 25 Prozent.
Ihren Höhenflug vom Vortag setzten die Papiere von Sky Deutschland fort, die um 9,3 Prozent stiegen. Einige Analysten hatten sich positiv zum Bezahlfernsehsender geäußert, nachdem dieser am Vortag Jahreszahlen vorgelegt hatte. Daraufhin waren die Sky-Aktien um fast 20 Prozent gestiegen.
Nach einer Herabstufung fanden sich Papiere von Gerresheimer auf der Verliererseite wieder. Die Aktien gaben 0,6 Prozent nach. DZ-Bank-Analyst Michael Bissinger setzte die Papiere auf "Halten" von zuvor "Kaufen". Die Aktie sei nun fair bewertet unde das von der Bank ausgegebene Kursziel von 38 Euro annähernd erreichtm, schrieb er in einem Kommentar. Seit Jahresanfang haben Gerresheimer mehr als 15 Prozent zugelegt.
Unter den kleinen Werten im SDax zogen dagegen die Papiere von Wacker Neuson 4,4 Prozent an. Das Rekordjahr des Baumaschinenherstellers gibt den Papieren ordentlich Auftrieb. Das Unternehmen steigerte Umsatz und Ergebnis 2011 kräftig und erwartet auch für 2012 weiteres Wachstum.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts