Marktberichte

Später Impuls aus Ägypten Dax schießt vor

Meldungen über einen bevorstehenden Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mubarak treiben die deutschen Standardwerte im Schlussgeschäft überraschend in die Höhe. Das Börsenbarometer schließt so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr. Deutschen Börse legen einen Start-Ziel-Sieg hin.

Ägyptens Präsident Husni Mubarak (nicht im Bild) steht offenbar vor dem Rücktritt.

Ägyptens Präsident Husni Mubarak (nicht im Bild) steht offenbar vor dem Rücktritt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die deutschen Standardwerte haben dank einer Rally im späten Handel ihre Rekordjagd doch noch fortgesetzen können.

Der Dax schloss mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent bei 7340 Punkten. Damit landete das deutsche Börsenbarometer - nachdem es zwischenzeitlich ins Minus gerutscht war, - auf dem höchsten Stand seit Anfang 2008. Für den MDax ging es indes um 0,3 Prozent auf 10.489 Punkte nach unten, der TecDax verlor 0,6 Prozent auf 893 Punkte.

Dass es im späten Handel für den Dax noch so kräftig nach oben ging, führten Händler darauf zurück, dass kleine Rückschläge von Anlegern für einen Einstieg genutzt wurden. Der Kaufdruck sei weiter hoch, hieß es. Ein anderer Marktteilnehmer verwies auf Gerüchte um einen möglicherweise bevorstehenden Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak. Dass einige Börsianer zuvor Kasse gemacht hatten, bezeichnete ein Analyst von der Hamburger Sparkasse als "eine Konsolidierung auf hohem Niveau". Insgesamt sei der Markt nach wie vor in einer sehr stabilen Verfassung.

Den größten Teil des Handestages hatten sich die Anleger allerdings bedeckt gehalten. Dabei mangelte es nicht an Gesprächsstoff und Fantasie. Im Fokus stand die Deutsche Börse, nachdem der Börsenbetreiber am Vortag bestätigt hatte, mit dem Konkurrenten Nyse Euronext in "fortgeschrittenen Gesprächen" über einen möglichen Zusammenschluss zu sein.

Viel Fusion und viel Fantasie lassen den Markt unterschwellig brodeln.

Viel Fusion und viel Fantasie lassen den Markt unterschwellig brodeln.

(Foto: picture alliance / dpa)

Während in den vergangenen Monaten große Übernahmen überwiegend jenseits des Atlantiks stattgefunden haben, ist die Übernahmewelle damit jetzt auch nach Deutschland geschwappt. Die Aktien des Frankfurter Börsenbetreibers Deutsche Börse brannten ein regelrechtes Kursfeuerwerk ab und schlossen 6,5 Prozent höher. Am Mittwoch hatten die in New York gehandelten Titel bereits 14 Prozent zugelegt.

Bankentitel wurden von schwachen Zahlen der Credit Suisse belastet. Der Reingewinn der Schweizer Großbank war im vergangenen Jahr um rund ein Viertel auf 5,1 Mrd Franken gesunken. Auch die Entwicklung in Portugal setzte die Finanzwerte unter Druck. So gaben Allianz 0,4 Prozent, Commerzbank knapp 1,0 Prozent und Deutsche Bank 1,8 Prozent nach. Eine schwache Nachfrage nach einer neuen portugiesischen Staatsanleihe mit fünf Jahren Laufzeit hatte die Renditen für Rentenpapiere des Landes in die Höhe getrieben. Zehnjährige portugiesische Anleihen rentierten mit bis zu 7,641 Prozent und so hoch wie noch nie seit der Euro-Einführung.

Bank of England hält die Füße still

Die Agenda der makroökonomischen Kennziffern war dünn bestückt. Am Mittag verkündete die Bank of England ihre Entscheidung, den Leitzins - trotz der Inflationsgefahren - wie von Experten erwartet bei 0,5 Prozent zu belassen. Damit ist der Schlüsselzins weiterhin nur halb so hoch wie im Euroraum. Wie der geldpolitische Ausschuss um BoE-Gouverneur Mervyn King mitteilte, wird das Ankaufprogramm für Staatsanleihen nicht ausgeweitet. Analysten rechnen damit, dass die Zentralbank den Leitzins erst gegen Jahresende erhöhen wird. Am Markt wird jedoch ein früherer Zinsschritt für möglich gehalten.

Air France schickt Lufthansa auf Sinkflug

Schlusslicht im Dax waren Deutsche Lufthansa. Sie verloren nach einer Gewinnwarnung des Erz-Rivalen Air France-KLM 2,5 Prozent. Air France brachen in Paris um bis zu zehn Prozent ein.

Als "wie erwartet etwas schlechter" wurden die Gewinnziffern von Heidelcement im Handel aufgenommen. Das operative Ergebnis habe mit rund 383 Mio. Euro deutlich unter der Erwartung von 423 Mio. Euro gelegen, hieß es. Allerdings hatten Händler die Begründung des Unternehmens mit einem "sehr frühen Wintereinbruch" bereits erwartet. Die Titel gaben 0,7 Prozent nach.

Fraport im Minus

Im MDax belasteten Gewinnmitnahmen  - trotz starker Verkehrszahlen - die Papiere von Fraport. Die Titel büßten 0,5 Prozent ein. Ein Händler sprach von einem "Tag der Konsolidierung". "An den Zahlen ist nichts zu rütteln, die waren gut," sagte er. Es dürfe nicht vergessen werden, dass die Aktien in den vergangenen Wochen gut gelaufen seien.

Zu den größten Gewinnern im MDax zählten Gerresheimer. Dank eines Rekordgewinns im abgelaufenen Geschäftsjahr und der Ankündigung einer Dividendenzahlung konnten die Aktien 3,9 Prozent zulegen. Die Titel hatten in den vergangenen Handelstagen rund 10 Prozent verloren.

Am TecDax-Ende knüpften die Papiere des Schaltkreis-Herstellers Dialog Semiconductor an ihre jüngste Schwäche an. "Die Zahlen für das vierte Quartal sind in Ordnung, der Zukauf war allgemein zwar erwartet worden, der Zeitpunkt kommt aber etwas überraschend", sagte ein Händler. Unter dem Strich sei die Aktie nach der brillanten Rally des Vorjahrs aber reif für eine Korrektur, weder die Zahlen noch die am Morgen ebenfalls angekündigte Akquisition seien gut oder überraschend genug, um dies zu verhindern. Dialog Semiconductor verloren 7,4 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa

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