Am Ende des Tages Dax schließt im Minus
12.02.2009, 18:25 UhrSorgen über die Entwicklung der US-Wirtschaft haben die Aktienmärkte am Donnerstag ins Minus gedrückt. Auch überraschend gute Einzelhandelsdaten aus der größten Volkswirtschaft der Welt halfen den Börsen in Europa und des USA nicht auf die Sprünge. "Der Markt befindet sich in der Hand kurzfristig orientierter Händler und die fundamentalen Käufe fehlen, weshalb die Entwicklung auch so volatil ist", konstatierte Marktstratege Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Der Dax ging mit einem Minus von 2,7 Prozent bei 4407 Punkten aus dem Handel. Das Tagestief lag bei 4371 Zählern. Der Nebenwerte-Index MDax verlor 1,17 Prozent auf 5180 Zähler. Im Technologiewerte-Index TecDax ging es 1,64 Prozent nach unten auf 490 Punkte.
Börsianer befürchteten, dass es der neuen US-Regierung nicht gelingt, die angeschlagene Wirtschaft zu beleben. Sie äußerten sich weiter kritisch über die US-Pläne zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise. "Viele hehre Ziele, aber kaum Aussagen, wie sie erreicht werden sollen", sagte ein Marktteilnehmer. "Außerdem ist fraglich, ob diese Maßnahmen auch greifen. Die ersten Konjunkturpakete sowohl bei uns als auch in den USA sind schließlich weitgehend verpufft."
Der US-Kongress hatte sich auf ein 789 Mrd. Dollar schweres Konjunkturpaket verständigt. US-Finanzminister Timothy Geithner verteidigte die Entscheidung, bislang keine genaueren Informationen zu seinem Bankenrettungsplan mitzuteilen: "Wir wollen dies vorsichtig tun und sorgsam beraten, damit wir nicht wieder in die Lage kommen und Details bekanntgeben, ohne uns über die benötigte Zuwendung und den Umfang im Klaren zu sein."
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sank Anfang Februar weniger stark als erwartet. "Die Daten sind katastrophal", sagte ein Händler. Dass sich hingegen die US-Verbraucher zum Jahresauftakt überraschend in Kauflaune gezeigt hatten, werteten Marktexperten lediglich als positiven Ausreißer. "Man kann deshalb sicher nicht davon ausgehen, dass der US-Konsum in nächster Zeit wieder anspringt", sagte HSBC-Trinkaus-Volkswirt Rainer Sartoris.
Unter Druck standen diesseits und jenseits des Atlantiks erneut Bankenwerte. Bei Banken werde weiter auf unangenehme Überraschungen spekuliert, sagte ein Händler. Zu den größten Verlierern im Dax zählten die Aktien der Commerzbank mit einem Minus von 4,35 Prozent auf 3,52 Euro. Händler verwiesen hier auch auf die kräftigen Kursgewinne der vergangenen Woche und sprachen von Gewinnmitnahmen. Postbank verloren knapp zwei Prozent.
Ganz oben auf der Verkaufsliste standen jedoch die Aktien von Volkswagen mit einem Minus von 6,9 Prozent auf 251,61 Euro. Spitzenreiter unter den wenigen Gewinnern waren Deutsche-Bank-Titel mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 22,38 Euro.
Der Halbleiter-Konzern Infineon sieht für das laufende Jahr weiter schwarz. Laut Aussagen auf der Hauptversammlung sei 2009 auf jeden Fall ein Umsatzrückgang von mindestens 15 Prozent zu erwarten. Zudem rechnet das Unternehmen damit, dass Infineon aufgrund des gesunkenen Börsenwerts den Dax bald verlassen muss. Die Aktie büßte 4,61 Prozent auf 0,725 Euro ein und war damit eine der schwächsten Werte im Leitindex.
Im MDax meldete der Handels- und Touristikkonzern Arcandor für das erste Geschäftsquartal ein leichtes Umsatzplus, zog zugleich aber seine Prognosen für das Gesamtjahr 2008/09 zurück. Der gesenkte Ausblick "ist zwar eine Enttäuschung, kommt aber angesichts des aktuellen konjunkturellen Umfelds nicht ganz unerwartet", kommentierte ein Analyst. Die Aktie schloss 5,38 Prozent höher bei 1,96 Euro.
Europas größte Kupferhütte Norddeutsche Affinerie (NA) rutschte wegen des scharfen Kupferpreiseinbruchs im ersten Geschäftsquartal erstmals seit fünf Jahren wieder in die Verlustzone, rechnet für das laufende Geschäftsjahr aber mit einem positiven operativen Ergebnis. "Bei den geringen Umsätzen heute reichen solche leicht positiven Nachrichten schon für Kursgewinne", sagte ein Händler. Die Aktien rückten um 1,89 Prozent auf 25,36 Euro vor.
Positiv wurden auch die Aussagen des Werkzeugmaschinenbauers Gildemeister aufgenommen, dessen Aktie 1,32 Prozent auf 6,13 Euro gewann. Im Schlussquartal 2008 brachen zwar die Bestellungen ein, doch seine Jahresziele erreichte das Unternehmen trotzdem und setzte damit neue Rekordmarken. Die Dividende soll nun von 0,35 auf 0,40 Euro pro Aktie angehoben werden.
Der Klinikbetreiber Rh ön-Klinikum hält nach einem Umsatz- und Gewinnplus im abgelaufenen Geschäftsjahr an seinen Zielen für 2009 fest. Überraschungen gab es bei den vorgelegten Eckdaten laut einem Händler nicht. Die Aktie stieg um 0,77 Prozent auf 15,62 Euro.
Quelle: ntv.de