Marktberichte

Heißkalte Wechselbäder Dax schließt im Plus

Nach den zweistelligen Kursgewinnen zum Wochenbeginn hat sich der deutsche Aktienmarkt am Dienstag nur mit Mühe im Plus halten können. Gewinnmitnahmen dominierten über weite Strecken den Handel. Das von der US-Notenbank Fed angekündigte milliardenschwere Stützungsprogramm für Hypotheken und Konsumentenkredite sorgte am Nachmittag für kräftigen Auftrieb. Der deutsche Leitindex Dax legte zeitweise bis zu drei Prozent zu und erreichte sein Tageshoch bei 4693 Zählern. In den letzten Stunden des Handels gewannen Konjunktursorgen wieder die Oberhand.

Der Dax tauchte in den letzten Minuten kurzzeitig ins Minus und ging schließlich mit einem dünnen Plus von 1,3 Prozent bei 4560 Punkten aus dem Handel. Der MDax hielt sich 1,02 Prozent im Plus bei 5175 Zählern. Der Technologie-Index TecDax schloss 1,89 Prozent im Plus bei 474 Punkten. Händlern zufolge machten sich erneut Sorgen über einen beschleunigten wirtschaftlichen Abschwung breit.

Das Stützungsprogramm der Fed hatte an den europäischen Börsen zunächst für eine breite Aufwärtsbewegung gesorgt. Dennoch mochte wie am Vortag, als der Dax zehn Prozent gewonnen hatte, keine Euphorie aufkommen. "Wir sind immer noch nicht ganz aus dem Gröbsten heraus", warnte Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein.

Händler erklärten die Kursgewinne mit einer etwas besseren Stimmung durch den anstehenden Machtwechsel in den USA. Auch die Erleichterung über die vorläufige Rettung der angeschlagenen Großbank Citigroup wirkte noch nach. Zudem greife immer mehr die Hoffnung auf staatliche Konjunkturprogramme.

Am Nachmittag erreichten neue Konjunkturdaten den deutschen Aktienmarkt. Die amerikanische Wirtschaft ist im dritten Quartal so stark geschrumpft wie seit sieben Jahren nicht mehr. Finanzminister Henry Paulson warnte im Zusammenhang mit dem Fed-Programm aber vor überzogenen Hoffnungen: "Es braucht Zeit, um die Schwierigkeiten unserer Märkte und unserer Wirtschaft zu überwinden, und weitere Herausforderungen werden auf uns zukommen." Allerdings gab es auch einen Lichtblick: Trotz Finanzkrise, schlechter Arbeitsmarktlage und Kursabstürzen ist die US-Verbraucherzuversicht im November überraschend gestiegen. Auch in Deutschland hat die Rezession den Verbrauchern die Kauflaune offenbar noch nicht verdorben, wie eine Umfrage der GfK-Marktforscher ergab.

In der Schlussauktion fielen die VW-Aktien um weitere vier Prozentpunkte und schlossen mit einem Minus von 22,7 Prozent auf 255 Euro. Damit drückten sie den Dax alleine um 91 Punkte. Zugleich legten die Aktien der Deutschen Bank in der Schlussauktion nochmals rund 50 Cent zu und gingen mit einem Aufschlag von vier Prozent aus dem Handel, was dem Dax immerhin ein Plus von knapp fünf Zählern einbrachte. Aktien der Commerzbank legten 4,8 Prozent zu.

Zu den Gewinnern im Dax zählten weit hinter der Hypo Real Estate (+ 9,2 %) die Aktien von ThyssenKrupp mit einem Plus von 3,6 Prozent. Die Stahlbranche zeigte sich erleichtert darüber, dass der Bergbaukonzerne BHP Billiton die feindliche Übernahme des Konkurrenten Rio Tinto abgeblasen hat. Ein Zusammenschluss hätte zu einer noch größeren Preismacht der Erzproduzenten geführt, erklärte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Von "guten Nachrichten" nicht nur für die Stahlindustrie, sondern für die Weltwirtschaft sprach auch der europäische Stahlverband Eurofer.

Eine Nachricht aus Frankreich belasteten den Kurs der Allianz-Aktie. Der französische Versicherungskonzern Axa hat wegen der weltweiten Finanzkrise seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr zurückgeschraubt. 2008 werde der Betriebsgewinn nur noch zwischen 3,6 Mrd. Euro und 4,0 Mrd. Euro liegen, teilte der zweitgrößte europäische Versicherungskonzern mit. Allianz-Aktien gaben um 1,3 Prozent ab. Der Wert hatte am Vortag schon mehr als 20 Prozent zugelegt.

Der Münchner Siemens-Konzern hat sich mit dem Insolvenzverwalter seiner pleitegegangenen früheren Handy-Sparte BenQ Mobile auf einen Vergleich geeinigt. Siemens leiste eine Bruttozahlung von 300 Mio. Euro, teilte das Unternehmen am Dienstagabend nach Abschluss der Gespräche in München mit. Inklusive noch ausstehender Forderungen bleibe ein Nettobetrag von 255 Mio. Euro. Eine Ergebnisbelastung im laufenden Geschäftsjahr 2008/2009 (Ende September) ergebe sich für Siemens daraus aber nicht, da ausreichend Geld zur Seite gelegt worden sei. Die Siemens-Aktie war zuvor mit einem Aufschlag von 2,9 Prozent aus dem Handel gegangen.

Scharrende Hufe im MDax

Im MDax legten Beiersdorf-Titel nach dem Verkauf der Tochter Futuro an den amerikanischen Mischkonzern 3M um 1,8 Prozent zu. Händler sahen den Kursmotor allerdings eher in Spekulationen um eine mögliche Aufnahme des Nivea-Herstellers in den Dax. Ein Händler sagte: "Es wird darauf spekuliert, dass Continental und auch HRE aus dem Dax fallen könnten - das treibt Beiersdorf als möglichen Nachrücker an."

Andere Kandidaten seien Salzgitter, deren Aktien um 8,8 Prozent zulegten, und Q-Cells, die mit 6,8 Prozent ins Plus drehten. Versatel-Papiere notierten trotz eines möglichen Verlust ihres TecDax-Platzes 5,5 Prozent im Plus.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen