Hoffen auf die EZB Dax schließt im Plus
21.08.2012, 17:35 UhrNeu angefachte Spekulationen um die Euro-Rettung stützen die europäischen Börsen an. Auch am Frankfurter Aktienmarkt steigen die Kurse.
Verhaltener Optimismus an den europäischen Aktienmärkten: Die Hoffnung auf baldige Hilfen der Europäischen Zentralbank für kriselnde Euro-Staaten gaben dem deutschen Aktienmarkt Auftrieb. Der Dax legte 0,7 Prozent auf 7089 Punkte zu, während der MDax 0,9 Prozent auf 11.255 Zähler gewann. Der TecDax lag mit 796 Punkten 0,5 Prozent über dem Schlusskurs vom Vortag.
"Bei vielen Investoren heißt es: Raus aus den Anleihen, rein in die Aktien", saget ein Händler. Die Zinsen für Staatsanleihen aus Deutschland liegen seit längerem unter dem Niveau der Inflation und teilweise sogar im Minus. Am Dienstag legte die Finanzagentur zum zweiten Mal eine Null-Zins-Anleihe auf. Die Bundesschatzanweisungen sollen am Mittwoch versteigert werden.
Was macht die EZB?
"Das Fundament der aktuellen Bewegung im Dax ist und bleibt die Hoffnung der Investoren auf den großen Wurf der Europäischen Zentralbank", sagte Marktstratege Lars Kremkow vom Broker Activtrades. Die Anleger sähen die Zeit gekommen, dass die Währungshüter in Frankfurt den großen Worten auch entsprechende Taten folgen lassen. Damit soll die Eurokrise nachhaltig entschärft werden.
EZB-Chef Mario Draghi hatte vor einigen Wochen Hilfen zur Bewältigung der Schuldenkrise in Aussicht gestellt. Diese knüpfte er an die Bedingung, dass sich diejenigen Staaten, denen die Notenbank unter die Arme greifen soll, zunächst an den Euro-Rettungsfonds wenden und sich den entsprechenden Spar- und Reformauflagen unterwerfen. Seither wird über die Art möglicher EZB-Eingriffe spekuliert.
Die Analysten der Barclays Bank betonten allerdings in einem Marktkommentar, dass der Teufel im Detail stecke. "Eine begrenzte und mit strengen Auflagen verbundene Hilfe der EZB wird die finanziellen Belastungen, denen die Euro-Peripherie ausgesetzt ist, wohl kaum kurzfristig verringern." Auch Ian Williams, Aktienstratege des Brokerhauses Peel Hunt, warnt vor überzogenen Hoffnungen an die Ratssitzung der Notenbanker Anfang September. "EZB-Vertreter werden voraussichtlich weiter die Notwendigkeit konstruktiver Maßnahmen der Regierungen betonen, während sie wiederholen, dass die Einzelheiten jeglicher Intervention erst noch ausgearbeitet werden müssen."
Bank-Aktien legen zu
Getragen von den EZB-Spekulationen setzten die Finanzwerte ihren Erholungskurs fort. Der Branchenindex für die Banken der Euro-Zone gewann 1,5 Prozent. Fünf der zehn größten Euro-Stoxx50-Gewinner gehörten zu diesem Sektor. Deutsche Bank und Commerzbank zogen 5 beziehungsweise 3,8 Prozent an.
Gefragt waren auch konjunkturabhängige Werte wie ThyssenKrupp, Infineon oder
HeidelbergCement. Sie profitierten Händlern zufolge von der Hoffnung, dass bei einer Überwindung der Schuldenkrise die Wirtschaft wieder in Fahrt komme, sagen Börsianer. Eine "mutige Grundstimmung" setz sich am Markt durch, meinte ein Händler. "Man merkt klar die beginnende Umschichtung in Konjunkturzykliker und raus den defensiven Werten".
Im Kleinwerte-Index SDax legten Sixt trotz eines Gewinnrückgangs 1,7 Prozent zu. Die Ergebnisse seien besser als erwartet ausgefallen, betont DZ Bank-Analyst Christian Douglas. Er sei optimistisch, dass der Autovermieter beim Gesamtjahresgewinn seine bisherige Prognose von 1,72 Euro je Aktie übertreffen könne.
Quelle: ntv.de