Roth & Rau zerrt am TecDax Dax schließt knapp im Plus
28.12.2010, 18:00 Uhr
Mit einem gefühlvollen Gasfuß und einer freien Strecke bleiben die 7000 Punkte für den Dax erreichbar.
(Foto: REUTERS)
Der deutsche Leitindex Dax driftet wenig verändert in den Abend. Für Autobauer geht es den zweiten Tag in Folge nach unten. Händler sprechen von insgesamt sehr dünnen Umsätzen. Im TecDax rauschen Roth & Rau in den Keller. Der Technologiewerteindex hält sich trotzdem im Plus.
Der Dax hat am Dienstag bei dünnen Umsätzen nahezu unverändert geschlossen. Der deutsche Leitindex beendete den Handel 0,02 Prozent fester bei 6972 Punkten. Größte Verlierer waren den zweiten Tag in Folge Autowerte. Überraschend schwach ausgefallene US-Konjunkturdaten vom Nachmittag prallten an dem Börsenbarometer ab. Der MDax verlor 0,13 Prozent auf 10.080,69 Punkte. Der TecDax konnte sich dagegen trotz des Einbruchs im Solarsektormit plus 0,78 Prozent auf 848,77 Punkte von seinen Vortagesverlusten erholen.
"Die Umsätze sind dünn und so wenige Tage vor Jahresende hat keiner mehr Lust, noch große Positionen einzugehen", sagte Händler Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel. Auch an den noch verbleibenden zwei Handelstagen in diesem Jahr erwartet der Experte keine großen Kursausschläge mehr. "Der Dax wird wohl um die 7000 Punkte pendeln."
Die US-Börsen tendierten zum Handelsschluss in Europa uneineinheitlich. Dow-Jones-Index und S&P500 pendelten um ihren Vortagesschluss, der Nasdaq-Composite gab um 0,2 Prozent nach. Das ohnehin schon niedrige Handelsvolumen im Dax fiel auf 32 (Montag: 44) Mio. Aktien. Der Umsatz sank auf rund 1,1 (1,5) Mrd. Euro.
Viel Aufmerksamkeit zogen die Anteilsscheine von Roth & Rau auf sich: Die Aktien des auf die Solarbranche spezialisierten Anlagenbauers sackten nach Berichten über die drohende Pleite eines US-Partners und einer erneuten Gewinnwarnung mehr als 10 Prozent ab. Zum zweiten Mal binnen zwei Monaten muss das sächsische Unternehmen Abschreibungen vornehmen. Diesmal geht es um 12,5 Mio. Euro, weil der US-Kunde SpectraWatt kurz vor dem Aus steht. Roth & Rauh hatte mitgeteilt, wegen des außerplanmäßigen Abwertungsbedarfs die Jahresziele nicht mehr erreichen zu können. Die Aktie beendete den Handelstag 11,5 Prozent im Minus bei 12,25 Euro. Roth & Rau waren damit der Abstand schwächste Wert im TecDax. Singulus-Titel setzten dagegen ihren Höhenflug vom Vortag fort und gewannen an der Spitze 5,67 Prozent auf 4,15 Euro.
Im Dax standen den zweiten Tag in Folge die Autowerte ganz oben auf den Verkaufslisten. Allmählich würden die Investoren skeptischer, was die Absatzchancen auf dem chinesischen Markt betreffe, sagte ein Börsianer. Dort wollen die Behörden mit der Begrenzung von Neuzulassungen und dem Auslaufen von Steuernachlässen dem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen und der Umweltverschmutzung Herr werden. "Mit dem, was Peking plant, wird der von allen bislang rosarot gesehene Wachstumsmarkt China eingeschränkt", sagte ein Händler. Einem anderen Börsianer zufolge drückten auch Gewinnmitnahmen die Titel. "Schließlich haben VW & Co in diesem Jahr mächtig zugelegt", fügte er hinzu.

Die Lage am Tag 1 nach Weihnachten: Der Zinsschritt in China hat Dax und Autoaktien deutlich mitgenommen.
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Die VW-Vorzugsaktien gaben 0,6 Prozent auf 121,25 Euro ab. Zusätzlich belastet von einer Verkaufsempfehlung vom Bankhaus Metzler standen BMW mit einem Minus von 1,6 Prozent auf 58,25 Euro ganz oben auf der Dax-Verliererliste. BMW -Titel seien derzeit 15 bis 20 Prozent teurer als der Sektor, sagte Analyst Jürgen Pieper. Bei Autowerten insgesamt seien keine weiteren positiven Überraschungen mehr zu erwarten und das zuletzt starke Wachstum dürfte sich abschwächen, sagte Pieper. Daimler-Titel gaben 0,1 Prozent nach. Ein Daimler-Sprecher sagte, der Konzern gehe von einer weiterhin positiven Marktentwicklung in China im kommenden Jahr aus. Daimler rechne bei Premium-Pkw in China 2011 mit einem prozentual zweistelligen Zuwachs des Marktes.
Börsianer zitierten aus einer Analyse der Credit Suisse, wonach es die Nachrichten aus der Volksrepublik nicht rechtfertigten, 10,2 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung von VW, Daimler und BMW zu vernichten. Gefahr bestehe nur dann, wenn kaufkräftige Chinesen aus irgendeinem Grund keine deutschen Autos mehr kaufen wollten.
Auf der Gewinnerseite fanden sich mit Eon und RWE einige der größten Verlierer des am Donnerstag zu Ende gehenden Börsenjahrs. Die Titel legten 0,1 beziehungsweise 0,7 Prozent zu. Fundamentale Erwägungen für die Käufe gebe es aber nicht, sagten Händler. Einige Anleger griffen bei den Versorgern wegen der Dividendenrendite zu, kommentierte ein anderer Händler.
Spitzenreiter im Dax waren die Aktien von HeidelbergCement mit einem Aufschlag von 0,93 Prozent auf 47,36 Euro. Zuvor war bekannt geworden, dass der Schweizer Konkurrent Holcim mehrere Betriebe vom französischen Mitbewerber Lafarge erwirbt, was ein Analyst als strategisch sinnvoll bezeichnete.
Große Hoffnungen hatten Börsianer am Nachmittag auf frische Konjunkturdaten aus den USA gesetzt. Alle Hoffnungen auf positive Signale zur Lage der US-Wirtschaft wurden jedoch bereits gegen 15.00 Uhr MEZ enttäuscht: Der Preisverfall im Häusermarkt setzt sich anscheinend fort. Gegen 16.00 Uhr erreichten dann Hinweise zum US-Konsum den Markt: Der Index für das US-Verbrauchervertrauen sank auf 52,5 von revidiert 54,3 Punkten im November, wie das Forschungsinstitut Conference Board mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 56,0 Punkte gerechnet. In den USA bestehe weiterhin eine Diskrepanz zwischen Stimmungsdaten und harten Zahlen, erklärte Postbank-Analyst Thilo Heidrich: "Während das Verbrauchervertrauen seit Monaten auf niedrigem Niveau dümpelt, werden die Konsumausgaben stetig ausgeweitet." Er rechne damit, dass die US-Verbraucher trotz ihrer schlechten Stimmung auch in den nächsten Quartalen maßgeblich für die Konjunkturerholung verantwortlich sein werden.
Insgesamt blieb die Lage am deutschen Aktienmarkt sehr ruhig. Zudem fehlten die britischen Investoren, da in London die Börse am Dienstag geschlossen blieb. Am Mittwoch wird in London zwar wieder gehandelt. Doch in Frankfurt wird es der letzte volle Handelstag sein, denn am Donnerstag wird die Börse schon um 14.00 Uhr (MEZ) schließen, um den Banken Zeit für den Jahresabschluss zu geben. Seit dem großen Verfallstermin Mitte Dezember schrumpfen die Umsätze an der Börse ohnehin zusehends, was das Risiko von Ausschlägen bei Einzelwerten allerdings erhöht. Alle Kursausschläge müssten vor dem Hintergrund der anhaltend dünnen Umsätze gesehen werden, ergänzte ein anderer Börsianer.
Der Eurostoxx50 schloss 0,08 Prozent schwächer bei 2824,30 Punkten. Auch in Paris ging es etwas nach unten. Die Londoner Börse blieb am Dienstag feiertagsbedingt geschlossen. Der New Yorker Dow Jones stand zum europäischen Börsenschluss minimal im Minus. Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,52 (Vortag: 2,60) Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,46 Prozent auf 125,13 Punkte. Der Bund Future gewann 0,30 Prozent auf 125,05 Punkte. Der Kurs des Euro stieg: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3195 (1,3136) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7579 (0,7613) Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts