Besser nicht hinsehen Dax schließt schwach
13.01.2009, 17:44 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat sich bei schwacher Tendenz seitwärts bewegt. Der Leitindex Dax fällt um 1,7 Prozent auf 4636,94 Punkte und näherte sich damit seinem Niveau vor Weihnachten. Der MDax mittelgroßer Werte verliert 1,3 Prozent auf 5350 Zähler. Der TecDax gewinnt dagegen 0,2 Prozent auf 479 Punkte nach.
"Die Stimmung am Markt ist schlecht und bleibt schlecht", sagt ein Händler. "Auch charttechnisch sieht es nicht gerade rosig aus. Die nächste Unterstützung liegt bei 4500 Punkten. Sollte diese Marke nicht halten, könnte der Dax bis auf 4000 Zähler fallen."
Das zweite Konjunkturpaket, auf das sich die Spitzen der Berliner Regierungskoalition in der Nacht geeinigt hatten, hellte die Stimmung der Anleger kaum auf. Börsianer lobten das 50 Milliarden Euro schwere Hilfspaket, mit dem die Regierung den Abschwung abfedern will. "Es wird die deutsche Wirtschaft aber nicht vor der härtesten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg bewahren", meint Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research.
Kaufbereitschaft sei Fehlanzeige, heißt es. Nach den schwachen Zahlen von Alcoa rückten statt dessen einmal mehr Rezessionssorgen in den Fokus. Anleger trennen sich vor diesem Hintergrund vor allem von Aktien, die als konjunktursensibel gelten.
Vorgaben trüben Stimmung
Händler verweisen auch auf die zuletzt sehr schwachen Konjunkturdaten aus den USA und der Eurozone. Außerdem hätten die Zahlen von Alcoa die Investoren erneut daran erinnert, dass eine der schwächsten Berichtsperioden seit vielen Jahren auf die Börse zukomme. Vor diesem Hintergrund seien die Erwartungen vieler Analysten zu hoch, hier bestehe erheblicher Nachholbedarf.
Andere Börsianer führen die Kursverluste auch auf die negativen Vorgaben aus Japan zurück. Die Börse in Tokio hatte nach einem Feiertag belastet von Spekulationen um einen Milliardenverlust bei Sony 4,79 Prozent verloren. "Wenn Japan so überproportional nachgibt, belastet das auch den deutschen Markt", sagt ein Börsianer.
"Die Zahlen von Alcoa sind kein gutes Omen", ergänzt ein Kollege. "Allerdings ist der Markt auf Enttäuschungen vorbereitet, daher sollten die Kursverluste nicht allzu hoch ausfallen", sagte ein Händler. Der größte US-Aluminiumhersteller, dessen Geschäftszahlen die US-Bilanzsaison eröffnen, hatte am Vorabend einen überraschend hohen Verlust bekanntgegeben.
Ein Händler spricht von "erschreckend niedrigen Umsätzen" im Dax. Auch nach der Weihnachtspause habe sich das Geschäft in keiner Weise belebt. Es habe den Eindruck, als ob die großen institutionellen Anleger weiterhin einen Bogen um die Aktienmärkte machten. Diese seien vielmehr am Anleihen- und Geldmarkt engagiert.
Autotitel geben ab
Der Automobilsektor baute die Verluste aus. "Spezielle Gründe für die Abgaben gibt es nicht", äußert sich ein Händler. Er vermutet allerdings, dass sich einige Anleger mit Beginn der Quartalsberichterstattung aus dem Sektor zurückzögen. Die Aktien litten aber vor allem unter der extrem geringen Aufnahmebereitschaft im Markt. BMW verlieren 4,5 Prozent, während Daimler 3,1 Prozent einbüßen. MAN verzeichnen Abschläge von 3,5 Prozent und VW von 7,6 Prozent.
Für Gesprächsstoff sorgte auf dem Börsenparkett die Zukunft der Postbank. Das Kursplus von 11,6 Prozent erklärten Händler mit der Erleichterung der Anleger darüber, dass die Deutsche Bank an ihrem Plan zum Einstieg bei Deutschlands größtem Filialinstitut festhält. "Angesichts der Schwierigkeiten, in denen die Finanzbrache steckt, hatten Anleger offenbar befürchtet, dass das Geschäft in letzter Minute platzt", sagte einer. Ein anderer Börsianer verwies auf Gerüchte um eine vorzeitige Komplett-Übernahme der Postbank. Deutsche Bank verbilligen sich um 0,9 Prozent.
Berichte über einen möglichen Einstieg der Post bei der Deutschen Bank im Rahmen des Einstiegs des Branchenprimus belasten die Post-Aktien. Die Titel weiten ihren Verlust aus und fallen um 6 Prozent.
Metro drehten nach positiven Start ins Minus und geben 0,8 Prozent ab. Der Konzern hatte für das vierte Quartal schwache Geschäftszahlen präsentiert. "Viele Anleger hatten mit Schlimmerem gerechnet", sagt ein Händler. "Die am Markt kursierenden Flüsterschätzungen lagen unter den Prognosen der Analysten." Im Sog des nachgebenden Gesamtmarktes konnten die Metro-Titel ihre Anfangsgewinne aber nicht halten.
Beiersdorf gewinnen nach Vorlage der Quartalszahlen 0,8 Prozent. "Die Zahlen bieten keine Überraschungen", sagte ein Händler. Der Konsumgüter-Hersteller hatte für 2008 ein Umsatz- und operatives Gewinnplus bekanntgegeben - trotz der Wirtschaftskrise.
Continental verlieren im MDax 6 Prozent. Ein Börsianer verweist auf die Auftragsvergabe von General Motors (GM) für die Batterien des neuen Elektroautos Chevy Volt an das koreanische Unternehmen LG Chem. "Die Bestätigung der Nachricht dürfte negativ auf die Conti-Aktien wirken." Der GM-Auftrag sei derzeit der größte Zuliefererauftrag auf dem Markt.
HRE unter Druck
Hypo Real Estate (HRE) geben 6,8 Prozent nach. Der angeschlagene Immobilienfinanzierer kann länger unter dem Schutz des Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) bleiben. Der SoFFin habe den für die Hypo Real Estate Group zunächst bis 15. Januar 2009 zugesagten Garantierahmen im Gesamtumfang von 30 Milliarden Euro bis zum 15. April 2009 verlängert, teilte der Immobilienfinanzierer mit. "Die Verhandlungen über die neue Kapitalunterstützung für HRE dauern nun schon sehr lange - das erscheint nicht sehr vertrauenswürdig", urteilt ein Händler.
S üdzucker-Titel gewinnen 2,7 Prozent. Die Tochter CropEnergies erhöhte die Umsatzerwartung für das Geschäftsjahr 2008/09 nach Neun-Monats-Zahlen.
Quelle: ntv.de