Neues Jahreshoch Dax schließt über 5000
20.05.2009, 18:00 UhrGetragen von eher vage verankerten Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Wirtschaftsabschwungs setzt sich die Aufwärtsbewegung am deutschen Aktienmarkt auch zur Wochenmitte fort. Der Dax schlie ßt 1,6 Prozent im Plus bei 5038,94 Zählern und geht damit erstmals seit dem 6. Januar mit einem Schlusskurs über 5000 Punkten aus dem Handel. Das bisherige Jahreshoch im Handelsverlauf liegt bei 5111,02 Punkten. Der MDax gewann 2,26 Prozent auf 5989,48 Punkte, und für den TecDax ging es um 1,05 Prozent auf 639,49 Zähler nach oben.
"Viele Anleger haben wohl den Sprung auf den fahrenden Zug verpasst und steigen jetzt ein in der Hoffnung, noch ein paar hundert Pluspunkte mitzunehmen", hatte ein Händler am Nachmittag die Lage umrissen. "Es gibt zuversichtlich stimmende Frühindikatoren, niedrige Zinsen und äußerst günstige Bewertungen bei den Aktien", sagte Helaba-Stratege Markus Reinwand. Das rasante Tempo der Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen sei überraschend, kurzzeitige Korrekturen daher durchaus vorstellbar. "Aber zum Jahresende sehen wir den Dax durchaus wieder um 5800 Punkte", erklärte Reinwand. Andere Börsianer sprachen von einem "Strohfeuer", das kurz vor einem langen Wochenende bei sehr niedrigen Umsätzen entfacht werde.
Zweifel bleiben
Die Marktteilnehmer ignorierten "die durchaus vorhandenen schlechten Nachrichten weitgehend", hieß es in einem Kommentar der LBB. Stattdessen stürzten sie sich auf das, "was die Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturwende sowie ein Abflauen der Finanzkrise nährt".
An der Dax-Spitze notierten nach einem positiven HSBC-Analystenkommentar K+S 6,7 Prozent im Plus bei 53,20 Euro. Am Dax-Ende standen die Aktien von MAN. Anleger folgten hier einer Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs und sorgten für einen Kursverlust von 3,1 Prozent auf 46,42 Euro.
Neben den Stahl-Konzernen ThyssenKrupp und Salzgitter konzentrierten sich die Anleger auch auf Pharmawerte, die von positiven Nachrichten zu einigen Medikamenten profitierten: Bayer gewannen 6,3 Prozent, nachdem der Leverkusener Konzern für sein Krebsmittel Nexavar eine weitere Zulassung in Japan erhalten hat. Merck verteuerten sich um 2,7 Prozent. Der Darmstädter Konzern rechnet sich im Rennen um die erste Tablette gegen Multiple Sklerose Chancen gegen Novartis aus.
Bei Lufthansa reagierten Anleger erleichtert auf die Nachricht, dass die Übernahme der britischen Fluggesellschaft BMI womöglich nicht durchgezogen wird. Der Kurs stieg um 3,8 Prozent auf 9,88 Euro.
Auf der Verkaufsliste standen neben MAN vor allem auch zwei Titel aus der Versicherungsbranche: M ünchener Rück gaben 2,3 Prozent ab, Allianz fielen 1,9 Prozent ein.
Obama stützt Autobrance
Bei den Nebenwerten im MDax ragten Continental mit einem Plus von 18,2 Prozent heraus, wofür Händler mehrere Gründe anführten. Sie verwiesen unter anderem auf Medienberichte über eine Integration von Schaeffler in den Conti-Konzern. Der durch den Conti-Übernahmeversuch hoch verschuldete fränkische Konzern hat inzwischen bestätigt, dass eine derartige Option geprüft wird. "Das bringt wieder Fantasie in die Aktien", hatte ein Marktteilnehmer erklärt. Nun setzten einige Anleger auf eine Rückkehr der um Schaeffler vergrößerten Conti in den Dax.
Schließlich profitierten die Titel von geplanten Auflagen der US-Regierung zur Produktion spritsparenderer Autos. "Conti mit seiner Reifentechnologie kann da viel leisten, denn eigentlich bringen heutzutage nicht mehr die Autohersteller die entscheidenden neuen Technologien, sondern die Zulieferer", sagte ein Händler. Die Pläne von US-Präsident Barack Obama halfen auch anderen Aktien aus der europäischen Autobranche. "Europäische Autos sind in der Technologie viel weiter als die amerikanischen. Deshalb dürfte den meisten Herstellern die Einhaltung der geplanten US-Grenzwerte leichtfallen", sagte ein Händler. Aktien von Daimler gingen mit einem Aufschlag von 2,5 Prozent aus dem Handel. BMW gaben 0,8 Prozent ab.
Porsche-Angaben, wonach sich die Familiengesellschafter auf einen möglichen Einstieg eines Investors geeinigt haben, verhalfen der Aktie zu einem Kursplus von 8,7 Prozent. VW-Aktien schlossen nahezu unverändert.
Ebenfalls im Plus notierten die Aktien der Fernsehgruppe ProSiebenSat.1, nachdem die Analysten von Nomura das Kursziel auf sieben Euro hochgesetzt hatten. Die Titel stiegen um rund 10,9 Prozent auf 4,57 Euro. Die Papiere des Holzverarbeiters Pfleiderer verteuerten sich nach Zahlen um 18,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa / dj / rts