Vormittag pfui, Nachmittag hui Dax schließt versöhnlich
22.03.2010, 17:40 UhrDas nach wie vor schwelende Griechenland-Problem wirkt sich negativ aus das Handelsgeschehen in Frankfurt aus. Allerdings kommt Rückenwind aus New York, wo die US-Börsen positiv eröffnen. So kann der Dax seine Verluste vollständig abbauen.
Unsicherheit über die Lösung der griechischen Haushaltsprobleme hat am Montag viele Anleger auf Nummer sicher gehen lassen. Zahlreiche Investoren steckten die Gewinne der vergangenen Wochen ein. Allerdings gelang es dem Dax am Nachmittag, seinen Kursverlust abzubauen. Grund waren unter anderem die Zugewinne an den New Yorker Börsen. "Konsumwerte und der Pharmasektor stützen die US-Märkte", sagt ein Händler. Zudem gab man sich in New York erleichtert über das Ende des Gesundheitsstreits.
Die Erholung ging zudem mit Aussagen des luxemburgischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker einher, Griechenland werde die EU nicht verlassen und die griechischen Maßnahmen für den Staatshaushalt seien glaubwürdig.
Der Dax gewann 0,1 Prozent und schloss bei 5988 Punkten. Der MDax legte um 0,2 Prozent auf 7976 Zähler zu. Der TecDax verzeichnete ein Minus von 0,4 Prozent und lag bei 816 Punkten.
Auslöser des Gerangels um Griechenland ist die Weigerung von Bundskanzlerin Angela Merkel, beim EU-Gipfel ab Donnerstag auch über Hilfen für Griechenland zu sprechen. "Anleger werden angesichts der Aussicht, dass sich Griechenland an den IWF wenden könnte, nun wieder deutlich nervöser", sagte Marktstratege Kornelius Purps von Unicredit. Eine Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird von Analysten vor allem aus politischen Gründen negativ gesehen. Das würde den Eindruck erwecken, dass die Euro-Zone sich nicht selber helfen kann, erklärten Börsianer.
Das Thema Griechenland belastete insbesondere Finanzwerte. Commerzbank verloren 0,5 Prozent; Deutschen Bank verbilligten sich um 0,2 Prozent.
Auch konjunkturabhängige Titel gehörten zu den Verlierern, allen voran die Stahlwerte. ThyssenKrupp lagen mit 1,2 Prozent im Minus. Die Analysten von Goldman Sachs haben das Kursziel für ThyssenKrupp auf 28 von 30 Euro gesenkt. Salzgitter verloren 0,7 Prozent. Im MDax büßten Klöckner & Co. 0,8 Prozent ein.
Eher defensive Titel waren dagegen auf der Gewinnerseite. Henkel stiegen um 1,5 Prozent. Das Unternehmen will seine Nettoverschuldung 2010 um weitere 300 Millionen Euro senken und den Barmittelfluss aus dem operativen Geschäft im Vergleich zum Vorjahr erhöhen. Ziel des Dax-Konzerns sei es, in diesem Jahr bei der Bonitätsbewertung wieder ein "A"-Rating zu erreichen, sagte Finanzvorstand Lothar Steinebach der "Börsen-Zeitung".
Für FMC ging es 3,2 Prozent nach oben. Hier stützt die Billigung der Gesundheitsreform durch das US-Repräsentantenhaus. "Die Bedrohung für FMC ist vom Tisch", sagt ein Händler. Schließlich habe das Management des Unternehmens bereits zuvor gesagt, dass es mit einem Gesetz in dieser Form leben könne und nicht sonderlich stark davon betroffen sein werde.
Das Börsendebüt von Kabel Deutschland (KDG) überzeugte nicht vollends. Die Aktie stieg etwas über den Emissionspreis von 22 Euro auf 22,29 EUR. Nach Ansicht von Händlern sorgten die Emissionsbanken dafür, dass der Börsengang nicht zum "Flop gerinne".
In der zweiten Reihe tendierten Praktiker 2,3 Prozent fester. Die Analysten von Bank of America-Merrill Lynch haben die Aktie Händlern zufolge auf "Kaufen" von "Neutral" hochgestuft. Lanxess gewannen ebenfalls nach positiven Analystenkommentaren 8,4 Prozent.
EADS legten um 1,6 Prozent zu. Grund war eine Meldung, wonach der Flugzeughersteller mit einem Milliardenkredit der Bundesregierung für die Entwicklung seines Langstreckenfliegers A350 rechnen könne.
Den TecDax zogen die Solarwerte runter. "An den fundamentalen Problemen der Branche wie Förderungskürzungen und Überkapazitäten hat sich ja nichts geändert, daher werden hier kurzfristige Gewinne natürlich schnell mitgenommen", meinte ein Händler. Q-Cells verzeichneten einen Abschlag von 0,7 Prozent; Solarworld verbilligten sich um 1,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts