Marktberichte

Analysten warten auf Draghi Dax schüchtern erwartet

Besser angefangen als geendet: Die Dax-Kukrve zur Wochenmitte.

Besser angefangen als geendet: Die Dax-Kukrve zur Wochenmitte.

(Foto: REUTERS)

Ein zaghafter Einstieg in die Gewinnzone steht Anlegern zum Auftakt in den Donnerstagshandel am deutschen Aktienmarkt bevor. Der Arbeitskreis Indizes, der für die Deutsche Börse die Zusammensetzung die Auswahllisten überwacht, verblüfft die Experten mit einer unerwarteten Entscheidung. Im Blickfeld am Morgen: Deutsche Bank, Telekom und Talanx.

Kursgewinne an der Wall Street und in Tokio dürften den zum Handelsstart anschieben. Banken und Broker rechneten am Morgen mit einem Plus von 0,2 Prozent, nachdem der Leitindex am Mittwoch 0,3 Prozent höher bei 7455 Punkten geschlossen hatte.

Im Mittelpunkt des Börsengeschehens dürfte am Donnerstag die letzte Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr stehen. Die meisten Experten rechnen zwar nicht damit, dass die Notenbank den Zinssatz von derzeit 0,75 Prozent ändern wird. Spannend dürfte es aber in der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung werden (14.30 Uhr). Börsianer lauern auf Hinweise darauf, ob EZB-Chef Mario Draghi eine Zinssenkung für nächstes Jahr andeuten wird.

Als "alte Geschichte", aber dennoch stimmungstrübend werteten Händler am Morgen die Nachrichtenlage zur Deutschen Bank. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge soll die Bank Buchverluste von rund 12 Mrd. US-Dollar während der Finanzkrise 2008 nicht korrekt per "Markt-to-Market-Methode" angezeigt haben. Allerdings ermittele die US-Börsenaufsicht SEC hier bereits seit 2010 in dem Fall. Frühere Mitarbeiter sollen die Bank bei der US-Aufsicht angeschwärzt haben.

Ein wirklicher Überraschungseffekt sei hier nicht gegeben, hieß es am Morgen. "Eigentlich sieht man daran nur, was für ein grotesker und prozyklischer Unfug Mark-to-Market ist", sagte ein Händler: "Gerade in den stürmischen Zeiten damals brachte es nur Volatilität in die Bewertungen ohne zukünftige Aussagekraft".

Der tatsächliche Verlust der Deutschen Bank 2008 habe letztlich bei nur rund 4 Mrd. Euro für das Gesamtunternehmen gelegen. "Zudem konnte man damals gar nicht von 'Markt' sprechen, an den man etwas binden konnte", so der Händler weiter: "Die Bid-Ask-Spreads bei vielen illiquiden Papieren lagen damals bei 30 Prozent oder waren reine Fantasie-Quotes". Ein Gesamtportfolio danach zu bewerten sei "kaufmännischer Wahnsinn" gewesen.

Mit Spannung blickten Händler auf den "Capital Markets Day" bei der Deutschen Telekom. "Es gibt eigentlich nur zwei Fragen, die allen auf den Nägeln brennen", sagte ein Händler. Dies sei die künftige Wachstumsstrategie und die Dividendenpolitik. "Der Markt dürfte auf jede Indikation in Richtung der künftigen Ausschüttungsquote reagieren", meinte der Händler. Von dem Bonner Konzern wird nach Auslaufen der garantierten Dividende eine Absenkung erwartet.

Leichte Spanien-Delle

Am Mittwoch kam eine Auktion spanischer Staatsanleihen an den Märkten schlecht an. Daraufhin geriet nicht nur der Euro unter Druck, auch stiegen in der Folge die Renditen spanischer Benchmarkanleihen wieder an. Akzente könnten am Donnerstag die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen.

Nach Handelsschluss in Europa hatten die US-Standardindizes am Vortag etwas Boden gutgemacht. Der Dow Jones beendete den Handel 0,6 Prozent im Plus, der S&P500 verabschiedete sich mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent. Dagegen zog ein Kursrutsch bei den Apple-Aktien den Nasdaq-Composite nach unten, der Technologieindex verlor 0,8 Prozent. Apple-Papiere brachen um gut 6 Prozent ein, nachdem ein Marktforschungsinstitut für dieses Jahr einen Verlust von Marktanteilen des Computerkonzerns im Geschäft mit Tablet-Geräten prognostiziert hatte.

Der Eurostoxx50 gab seine Gewinne ab und beendete den Tag 0,1 Prozent niedriger bei 2588 Punkten. Der Nikkei-Index in Tokio gewann am Donnerstag gestützt auf einen schwächeren Yen 0,8 Prozent, der Index in Shanghai notierte kaum verändert.

Am frühen Morgen hatten Beobachter in Banken und Brokerhäusern bereits eine wenig veränderte Eröffnung an Europas Börsen prognostiziert. Im weiteren Verlauf dürfte es tendenziell aber eher nach oben gehen, hieß es. Die Anleger seien optimistisch gestimmt, dass die drohende Fiskalklippe zum Jahresende in den USA umschifft wird. Am Vorabend hatten Aussagen von Barack Obama die Anleger ermutigt. Der US-Präsident hatte erklärt, dass eine Einigung im Streit um die Fiskalklippe innerhalb einer Woche möglich sei.

Voraussetzung sei aber, dass die Republikaner einer höheren Besteuerung der Wohlhabenden zustimmten. Teile der Republikaner schließen dies grundsätzlich nicht mehr aus. Keine große Belastung stellt derweil die Herunterstufung der Bonität Griechenlands auf "Selective Default" durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) dar. Der Euro zeigt sich allerdings leicht belastet, was auch das Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten beschränken dürfte.

Entscheidung aus dem Arbeitskreis

Der erst im Oktober an die Börse gegangene Versicherer Talanx kann einen weiteren wichtigen Schritt am Finanzmarkt verbuchen. Die Aktien des Unternehmens werden zum 27. Dezember in den SDax aufgenommen, wie der Indexanbieter Deutsche Börse am Vorabend mitteilte.

Während die Aufnahme der Hannoveraner keine Überraschung darstellte, verblüffte die Börse die Experten mit dem Namen des ausscheidenden Unternehmens: Nicht die schwer angeschlagene Baumarktkette Praktiker, sondern Constantin Medien wird den SDax verlassen. Die Zusammensetzung von Dax, MDax und TecDax bleibt wie erwartet unverändert.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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