Land unter Dax schwächelt
15.03.2010, 17:45 UhrDem Dax ist bei seinem Lauf in Richtung 6000 Punkte die Luft ausgegangen. Wegen Sorgen um die Erholung der Weltwirtschaft fällt der deutsche Leitindex deutlich. Besonders unbeliebt sind Chemie- und Finanzwerte, während Versorger- und Gesundheitswerte stützten.
Der Sprung des Dax über die psychologisch wichtige Marke von 6000 Punkten lässt auf sich warten. Der Leitindex gab 0,6 Prozent auf 5903,56 Punkte nach. Börsianern zufolge fehlt es an den notwendigen Impulsen für einen erneuten Anlauf. Der MDax schloss 0,7 Prozent im Minus bei 7851,36 Zählern, der TecDax gab 0,8 Prozent auf 827,09 Zähler nach.
Die US-Konjunkturdaten gaben nicht wie erhofft einen stärkeren Impuls. Die Daten zur Industrieproduktion fielen indes genau wie erwartet aus. "Der Handel verläuft ruhig und bisher auch in einer sehr engen Handelsspanne", sagte ein Händler. Es gebe einige wenige Einzelnachrichten, die die entsprechenden Titel bewegten. "Nach dem deutlichen Anstieg in den vergangenen Wochen zeigt der Markt jetzt erste Ermüdungserscheinungen", sagte ein anderer Händler. Die Warnungen des chinesischen Regierungschefs Wen Jiabao vom Wochenende, dass die Weltwirtschaft vor einem neuen Abschwung stehen könnte, hinterließen Spuren. "Dazu wirft der große Verfall am Freitag seine Schatten voraus, und im Vorfeld sind rational nicht erklärbare Verwerfungen normal." Zu dem auch "Hexensabbat" genannten Termin verfallen Futures und Optionen auf Indizes und Aktien. In den Tagen davor versuchen Anleger gern, die Kurse der von ihnen gehaltenen Aktien oder Derivate in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.
Blick über den Atlantik
Übergeordnetes Thema ist die Zinssitzung der US-Notenbank. Sollte die Fed am Dienstagabend überraschend ankündigen, dass sich die Zeit des billigen Geldes dem Ende nähert, könnte sich dies belastend für den Aktienmarkt auswirken.
Die Mehrzahl der Marktteilnehmer geht davon aus, dass in dem Kommuniqué nach dieser Sitzung erneut die Aussage außerordentlich niedriger" Zinsen für einen ausgedehnten Zeitraum" zu finden sein wird. Eine geldpolitische Wende dürfte damit noch länger auf sich warten lassen. Da im Vorfeld allerdings ein Hauch der Verunsicherung bestehe, könnte es im Vorfeld zu Gewinnmitnahmen kommen, so die Erwartung im Handel.
Vor diesem Hintergrund ist die für den Nachmittag erwartete Veröffentlichung der Kapazitätsauslastung der US-Industrie im Februar von Interesse. Sie gehört zu den wichtigeren Daten, an denen die US-Notenbank ihre Geldpolitik ausrichtet. Volkswirte erwarten im Mittel ihrer Prognosen, dass die Kapazitätsauslastung binnen Monatsfrist auf 72,5 Prozent von 72,6 Prozent gesunken sein wird.
Deutsche Bank im Fokus
Die Titel der Deutschen Bank erholten sich von den deutlichen Auftaktverlusten. Die Papiere waren zur Eröffnung um 3,8 Prozent eingebrochen, stabilisierten sich aber schnell wieder und schlossen 0,5 Prozent im Minus. Im Tagesverlauf setzte sich in den Handelsräumen die Vermutung durch, dass wohl ein Börsianer eine falsche Order eingegeben habe. Nach Angaben der Deutschen Börse wurde aber zunächst kein so genannter Misstrade beantragt. Marktteilnehmer können bei einer Fehleingabe einer Kauf- oder Verkaufsorder beim Börsenbetreiber die Rückabwicklung des Geschäftes beantragen.
MAN gaben um 2,3 Prozent nach. Als negativ werden im Handel die Aussagen von Finanzvorstand Frank Lutz im "Handelsblatt" gewertet, der die Lage auf dem Markt für Nutzfahrzeuge als weiterhin schwierig einstuft. Deutsche Telekom verbilligen sich um 0,7 Prozent. Die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch hatten die Aktie auf "underperform" herabgestuft.
Aus Furcht vor einer Abkühlung des chinesischen Wirtschaftswachstums gerieten die als konjunktursensibel geltenden Stahlwerte unter Druck. Im Dax gehörten Salzgitter und ThyssenKrupp mit Abschlägen von 2 beziehungsweise 1,3 Prozent zu den größten Verlierern. Auslöser der Konjunktursorgen waren die andauernde Furcht vor einer Straffung der Geldpolitik in China sowie Warnungen von Ministerpräsident Wen Jiabao vor einem neuen Abschwung der Weltwirtschaft. In der zweiten Reihe büßten Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co 3,5 Prozent ein.
Am anderen Ende des Dax legten Metro 0,8 Prozent zu. Grund war ein positiver Analystenkommentar von J.P. Morgan. Die Analysten sehen ermutigende Signale für die Geschäftsentwicklung in Osteuropa.
Im MDax verloren die Aktien von Krones nach gemischten Zahlen 0,4 Prozent. Beim Funktechnik-Anbieter Smartrac setzten nach wie erwarteten Zahlen Börsianern zufolge Gewinnmitnahmen ein.
Gefragt waren einige Vertreter der Solarbranche. Die von der schwarz-gelben Koalition geplanten Kürzungen der Förderung neuer Sonnenenergieanlagen auf sogenannten Freiflächen sollen erst von Oktober 2010 an wirksam werden. Q-Cells stiegen an der Indexspitze um 2,4 Prozent, auch Solarworld und SMA Solar legten zu.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa-afx