Neues Sechs-Jahreshoch Dax schwingt sich hoch
19.01.2007, 18:10 UhrAm deutschen Aktienmarkt sah am Freitag zunächst alles nach einem leicht negativen Wochenausklang aus. Mit Eröffnung der US-Börsen war die Lethargie jedoch wie verflogen und der Dax drehte deutlich ins Plus. Das deutsche Börsenbarometer erreichte dabei zeitweise sogar den höchsten Stand seit rund sechs Jahren.
Der Dax legte bis zum Abend 0,9 Prozent auf 6747,17 Punkte zu. Der MDax kletterte 1,1 Prozent auf 9653,99 Zähler. Einzig die Technologiewerte blieben standhaft in den Miesen und drückten den TecDax auf Tagesbasis 0,3 Prozent ins Minus.
Anlass für den kräftigen Schub waren deutlich besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten: Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes ist Anfang 2007 überraschend auf das höchste Niveau seit drei Jahren gestiegen. Der so genannte Michigan-Index kletterte auf 98,0 von 91,7 Punkten im Vormonat. Dies ist der höchste Stand seit Januar 2004. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf lediglich 92,5 Punkten gerechnet. Das gestiegene Vertrauen beruht auf den niedrigeren Benzinpreisen und einer optimistischeren Einschätzung der persönlichen Finanzlage.
Sattes Plus für die Deutsche Börse
Die größten Kursgewinne verbuchten die Titel der Deutschen Börse mit einem Aufschlag von satten fünf Prozent auf 164,30 Euro. "Es gibt Gerüchte, wonach der Konzern in drei Teile aufgeteilt werden soll", begründete ein Händler den erneuten Run auf die Titel. Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, nach der gescheiterten Übernahme der Euronext erwäge der Konzern, seine Managementstruktur in die drei Segmente Aktien, Derivate und Abwicklung aufzuteilen.
Pünktlich zum Wochenende kamen einmal mehr Gerüchte um eine mögliche Übernahme der Commerzbank auf und trieben die Aktie 4,5 Prozent ins Plus auf 32,89 Euro. Als Käufer wird diesmal die US-Bank Merrill Lynch gehandelt. "Angeblich will Merrill Lynch nächste Woche 38 Euro je Commerzbank-Aktie bieten", sagte ein Händler. Das deutsche Finanzhaus ist bereits seit längerem ein heißer Übernahmekandidat. Commerzbank und Merrill Lynch lehnten einen Kommentar ab.
Ordentliche Kursgewinne verbuchte auch die Aktie von DaimlerChrysler. Die Papiere des Stuttgarter Autobauers gingen bei einem Stand von 48,82 Euro aus dem Handel, ein Tagesplus von 3,9 Prozent. Für Kauflaune bei den Investoren sorgt unter anderem ein positiver Analystenkommentar von Morgan Stanley. Zudem soll sich der Aufsichtsrat des Konzerns informierten Kreisen zufolge auf einer außerordentlichen Sitzung am 13. Februar auch mit den Sanierungsplänen für die angeschlagene US-Tochter Chrysler beschäftigen.
Die zuletzt gut gelaufenen ThyssenKrupp-Titel konnten überraschend positive Geschäftszahlen nur kurzzeitig in Kursgewinne umsetzen. Bei Handelsschluss notierten die Papiere mit einem Abschlag von 0,6 Prozent auf 36,08 Euro unter den wenigen Verlierern des Tages. "Die guten Zahlen nehmen viele Anleger zum Anlass, um Kursgewinne einzustreichen", sagte ein Marktteilnehmer. Der Industriekonzern hat sein Ergebnis im ersten Geschäftsquartal kräftig gesteigert.
Am Vormittag hatten noch die als enttäuschend empfunden Geschäftszahlen des US-Computerriesen IBM die Stimmung der Anleger am deutschen Aktienmarkt getrübt. IBM hatte im vierten Quartal zwar seinen Gewinn um elf Prozent gesteigert, beim Geschäft mit Computer-Hardware aber die Erwartungen einiger Analysten verfehlt. Im Dax litten vor allem die Aktien des Chipherstellers Infineon unter der Enttäuschung über IBM. "IBM hat Probleme mit dem Hardware-Geschäft, das belastet Infineon", sagte ein Händler. Infineon verloren zwei Prozent und waren damit das Schlusslicht im Leitindex. Ohne unmittelbaren Zusammenhang wurden auch die Papiere von SAP im Schlepptau der Tech-Flaute mit ins Minus gezogen und verloren 0,6 Prozent auf 37,83 Euro.
Bauwerte geben MDax Auftrieb
Die Aktien von Hochtief und BilfingerBerger legten am Freitag weiter zu. Die Analysten der HVB stuften die Aktien von Hochtief auf "hold" von "sell" hoch. Die Gewinnschätzungen ließen die Analysten ebenso unverändert wie das Kursziel, das bei 54 Euro liege. Die Papiere von Hochtief gewannen 5,8 Prozent auf 56,20 Euro, BilfingerBerger legten 3,7 Prozent auf glatte 60 Euro zu.
Für zwischenzeitliche Verunsicherung bei den Anlegern sorgt MTU Aero Engines. Der Triebwerkshersteller stellt nach einer Überprüfung seines Jahresabschlusses durch die "Bilanzpolizei", die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung, seine Bilanzierung um. Nach Unternehmensangaben hat dies keinen wesentlichen Einfluss auf das Konzernergebnis, das Vorsteuerergebnis 2005 sinke um 0,1 Mio. auf 58,6 Mio. Euro. Kurz nach Bekanntgabe der Untersuchung verlor die Aktie zunächst deutlich, fand bis Handelsschluss mit einem Tagesplus von 1,6 Prozent jedoch wieder auf sicheres Terrain zurück.
Quelle: ntv.de