Marktberichte

T-Aktie: Die Neun im Visier Dax setzte Talfahrt fort

Aus Finnland wehte am Morgen ein eiskalter Hauch über das Frankfurter Parkett - nach anfänglichem Schrecken schienen die deutschen Standardwerte die erneute Umsatzwarnung des Handy-Riesen Nokia jedoch gut wegzustecken. Ab dem Mittag sorgten Abschläge bei den Index-Schwergewichten Allianz und Telekom dann aber doch wieder für deutliche Minuszeichen. Der Dax fiel 2,5 Prozent auf 4.246 Zähler.

Branchen-Primus Nokia senkte am Morgen seine Umsatzprognose für die zweite Jahreshälfte auf ein Wachstum von maximal zehn Prozent, bislang hatten die Finnen mit 15 Prozent gerechnet. Die Gewinnprognose von 0,83 Euro je Aktie für das Gesamtjahr bekräftigte Nokia dagegen. Ab 2003 strebt das Unternehmen dann ein jährliches Gewinn- und Umsatzwachstum von mehr als 10 Prozent an.

An den Börsen habe Nokia die Stimmung weiter eingetrübt, so ein Händler. Das Gebot der Stunde laute Vorsicht. Dazu komme noch, dass am Freitag ein dreifacher Verfallstermin von Optionen und Futures anstehe. Vor diesem sogenannten Hexensabbat seien die Anleger sehr nervös und investierten nur kurzfristig.

Die deutschen High-Tech-Werte zeigten sich nach der Nokia-Warnung angeschlagen. SAP fiel 5,4 Prozent auf 97,95 Euro, Infineon fiel 7,5 Prozent auf 14,80 Euro. Die Investmentbank Lehman Brothers hatte zuvor das Kursziel für die Aktie auf 20 von zuvor 37 Euro gesenkt. Epcos lag mit 3,2 Prozent bei 33,88 Euro in der Verlustzone. Siemens kam mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 58,68 Euro noch vergleichsweise glimpflich davon, nachdem eine Tochter des Elektronikkonzerns einen Auftrag des US-Postunternehmens United States Postal Services über 240 Millionen Dollar erhalten hatte.

Neuer Ärger könnte der Deutschen Telekom ins Haus stehen. Einem Zeitungsbericht zufolge hat der Bundesrechnungshof immer noch Zweifel an der Immobilienbewertung des Bonner Konzerns. Bei der Neubewertung der Immobilien im vergangenen Jahr seien zwar Grundstücke, nicht aber Gebäude niedriger bewertet worden. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom den Wert ihres Immobilienbesitzes um rund 2,5 Milliarden Euro abgewertet. Die T-Aktie fiel im Verlauf auf das neue Allzeittief von 9,20 Euro. Später erholte sich der Kurs ein klein wenig auf zum Schluss 9,34 Euro - immer noch ein Minus von 5,3 Prozent.

Größter Verlierer im Dax war aber der Finanzdienstleister MLP. Die Heidelberger hatten zwar eine zweite Einstweilige Verfügung gegen das Anlegermagazin "Börse online" wegen eines umstrittenen Artikels erwirkt. Das Blatt kündigte unterdessen an, gegen beide Verfügungen Widerspruch einlegen zu wollen. MLP gab 8,4 Prozent auf 31,14 Euro ab.

Unter Druck stand die Aktie der Allianz, die 5,1 Prozent auf 194,99 Euro nachgab. Händler führten die Abschläge auf Gerüchte zurück, wonach die Deutsche Bank Aktien des größten deutschen Versicherers platziere. Die Deutsche Bank hält 3,34 Prozent der Allianz-Aktien. Erst vor zwei Tagen hatte das Kreditinstitut mit der Platzierung von Aktien der Münchener Rück einen Kurseinbruch bei dem Rückversicherer ausgelöst.

Nach unten ging es auch für Volkswagen, die Aktie verlor 6,0 Prozent auf 49,25 Euro. Die Europäische Kommission erwägt gegen staatliche Sonderstimmrechte in privatisierten Unternehmen vorzugehen. Dazu zähle auch das deutsche Volkswagen-Gesetz, so die Kommission. Das niedersächsische Gesetz sieht eine Stimmrechtsbeschränkung auf 20 Prozent vor, um so eine feindliche Übernahme zu verhindern.

Gute Nachrichten gab es für die Energiekonzerne E.ON und RWE. Die Investmentbank Lehman Brothers stufte beiden Aktien auf "strong buy " von zuvor "buy" bzw. "market performer" nach oben. Hintergrund sei die Erholung des Inlandsmarktes, so die Analysten. Der faire Wert für die E.ON-Aktie liege bei 73,20 Euro, für die RWE-Aktie bei 48,80 Euro. Die E.ON-Aktie gewann 0,6 Prozent auf 56,81 Euro, für RWE ging es 0,3 Prozent auf 38,19 Euro nach unten.

Von der Umstellung der Berechnung des Deutschen Aktienindex auf Streubesitz wird vor allem die Deutsche Bank profitieren. Der Szenario-Berechnung der Deutschen Börse zufolge gewinnt die Aktie der Deutschen Bank 2,7 Prozentpunkte auf 9,88 Prozent an Gewicht im Dax. Außerdem ersetzt Siemens die Allianz als schwerster Wert im Blue Chip-Index. Wirksam wird die Umstellung ab dem kommenden Montag. Die Aktie der Deutschen Bank legte 0,2 Prozent auf 69,00 Euro ab.

Gewinner im Dax musste man am Donnerstag mit der Lupe suchen. Fresenius Medical Care hielt sich lange in der Pluszone. Die Aktie profitierte dabei von einer Aufstufung durch die Experten des Helaba Trust. Zum Schluss stand aber ein Minus von 0,4 Prozent auf 49,01 Euro angeschlagen.

Weiter deutlich nach oben ging es für die Aktie des insolventen Luftschiffbauers Cargolifter. Das Amtsgericht Cottbus hat dem Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning die Verwaltungs- und Verfügungsgewalt über das Vermögen des Unternehmens übertragen. Das kommt einer weitest gehenden Entmachtung des bisherigen Vorstand gleich. Das land Brandenburg hatte an einen solchen Schritt die Gewährung einer Soforthilfe über 4,15 Millionen Euro geknüpft. Der Kurs legte um 45 Prozent auf 1,70 Euro zu.

Quelle: ntv.de

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