EZB senkt Dax sinkt
05.12.2002, 20:20 UhrDie Zinssenkung der Europäischen Zentralbank konnte dem Dax am Donnerstag nur kurz Auftrieb verleihen. Danach sorgten Gewinnmitnahmen und neu entfachte Ängste der Anleger vor einem Irak-Krieg für einen heftigen Rückschlag. Der Markt sackte zeitweise rund vier Prozent ab, fing sich bis zum Abend allerdings wieder und schloss mit einem Verlust von 2,9 Prozent bei 3.225 Zählern.
Nach Angaben von Händlern sorgte vor allem eine Ankündigung der US-Regierung, es gebe solide Hinweis darauf, dass der Irak verbotene Waffen besitze für schlechte Stimmung. Das habe den Konflikt der beiden Ländern wieder in das Bewußtsein der Anleger zurückgerufen.
Die Zinssenkung um 50 Basispunkte auf nun 2,75 Prozent sei vom Markt erwartet worden und bereits in den vergangenen Tagen größtenteils in die Kurse eingearbeitet worden, so ein Händler. Die Entscheidung sei notwenig gewesen, da das US-Zinsniveau viel niedriger als das europäische sei und die Wachstumsaussichten in Europa weiterhin schwach seien.
Börsianer äußerten die Hoffnung, dass nun in den nächsten Tagen frisches Geld in Aktien fließe. Ein Händler sagte, der Dax habe somit bis zum Ende des Jahres noch Potenzial, auf rund 3600 Punkte zu steigen.
Volkswirte zeigten sich in ersten Reaktionen zufrieden mit der EZB-Entscheidung. „Eine sehr weise Entscheidung“, kommentierte Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin. Die Höhe des Zinsschrittes überraschte allerdings mehrere Volkswirte, die nun nicht mehr viel Luft für weitere Zinssenkungen sehen. In der Regel stimulieren Zinssenkungen mit einer Zeitverzögerung das volkswirtschaftliche Wachstum.
Der Siemens-Konzern rechnet im laufenden Geschäftsjahr wegen geringerer Sondererträge und höherer Belastungen aus Pensionsplänen mit Druck auf die Gewinne. Das operative Ergebnis solle aber trotz der schwachen Konjunktur steigen, wurde im Vorfeld der heutigen Bilanz-Pressekonferenz bekannt. Beim Umsatz stellt sich der Konzern nach eigenen Angaben auf Rückgänge ein. Für das Mobilfunkgeschäft gaben die Münchener sich optimistisch, der Handy-Absatz soll in 2003 über dem Vorjahreswert von 33 Millionen Stück liegen, der Weltmarktanteil auf 9 von 7,8 Prozent steigen. Die Aktie fiel 5,4 Prozent auf 46,57 Euro.
Die EDV-Dienstleistungstochter der Deutschen Telekom T-Systems sucht einem Zeitungsbericht zufolge nach Partnern, um im Ausland zu wachsen. Es gebe Sondierungsgespräche mit Konkurrenten über eine Minderheitsbeteiligung an der T-Systems-Tochter ITS, so der Bericht. T-Systems wolle mit einem Partner weltweit Kunden ansprechen können. Dem Bericht zufolge ist der IT-Dienstleister Cap Gemini Ernst & Young an einer Partnerschaft interessiert. Die Aktie legte 2,4 Prozent auf 12,60 Euro zu. Börsianer verwiesen zudem auf den Kurssprung beim Konkurrenten France Telecom. Das wie die Deutsche Telekom hoch verschuldete Unternehmen erhält eine Finanzspritze vom französischen Staat.
Der ThyssenKrupp-Konzern hat im abgelaufenen Geschäftsjahr auf Grund der schwachen Konjunktur in seinen Abnehmermärkten einen Umsatzrückgang um drei Prozent auf 36,7 Milliarden Euro verbucht. Analysten hatten durchschnittlich mit einen Umsatz von 36,2 Milliarden Euro gerechnet. Der Jahresüberschuss des Düsseldorfer Mischkonzerns verringerte sich auf 216 von 665 Millionen Euro im Vorjahr. Für die Papiere ging es 2,5 Prozent auf 11,90 Euro nach unten.
Der geplante Verkauf der Rhein-Chemie-Gruppe des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer an die US-Beteiligungsgesellschaft Advent International ist gescheitert. Dies bestätigte Bayer am Nachmittag. Die Finanzierung des vereinbarten Kaufpreises von 215 Millionen Euro sei nicht gesichert gewesen, hieß es zur Begründung. Die Aktie fiel 4,1 Prozent auf 22,32 Euro.
Größter Verlierer war zeitweise die Lufthansa-Aktie, die 4,1 Prozent auf 10,90 Euro nachgab. Ein Partner der Star Alliance bereitet der deutschen Fluglinie Kopfschmerzen. Die zweitgrößte US-Fluggesellschaft United Airlines steht am Rand eines Konkurses, nachdem die US-Regierung am Mittwoch Kreditgarantien in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar abgelehnt hat. Sollte United Airlines wirklich pleite gehen, stehe ein Fragezeichen hinter dem Fortbestand der Star Alliance, so ein Händler.
Quelle: ntv.de