Au Schwarte! Dax speckt ab
21.06.2007, 17:36 UhrNach dem Anlauf auf das Dax-Rekordhoch am Mittwoch und kräftigen Kursverlusten an der New Yorker Wall Street haben die Anleger am Donnerstag kräftig Gewinne mitgenommen.
Der Dax sank unter die magische Marke von 8.000 Punkten auf 7.964 Zähler, was einem Minus von 1,6 Prozent entsprach. "Hier ist ein munterer Ausverkauf, vor allem bei Aktien, die noch relativ viel Speck haben", beschrieb ein Börsianer das Geschäft.
Am Mittwoch war der Leitindex bis auf fünf Zähler an seine Rekordmarke von 8.136 herangerückt. Die Sorge vor steigenden Zinsen hatte die Anleger an den US-Märkten am Mittwoch kurz vor Handelsschluss zu Verkäufen veranlasst. Außerdem sind zwei Hedge-Fonds in eine Schieflage geraten. Die betroffenen Fonds leiden unter den Folgen der so genannten Subprime-Krise (siehe link unten rechts).
Die steigenden Renditen an den Anleihemärkten verstärkten bei den Investoren die Erwartung höherer Zinsen. Zinserhöhungen sind Gift für die Aktienmärkte, da sie die Finanzierungskosten der Unternehmen nach oben schrauben und so auf die Gewinne drücken.
Die Meinungen am Markt, wie es weitergehen wird, waren zweigeteilt. Einige sehen Kurspotenzial von 30 Prozent nach oben. Andere befürchten einen ebenso starken Kurssturz. Dass trotz der starken Rallye keine Euphorie am Markt herrscht, wird insgesamt positiv bewertet.
Gegen den negativen Markttrend behaupteten sich als einziger Dax-Wert Infineon Technologies auf der Sonnenseite mit plus 1,2 Prozent auf 12,81 Euro. Händler verwiesen auf positive Vorgaben aus Asien. Epcos in der zweiten Reihe gaben allerdings 1,1 Prozent auf 16,09 Euro nach.
Schlusslicht im Dax waren die Titel des Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzerns MAN mit einem Minus von 2,9 Prozent. Auch ein Großauftrag für MAN Diesel änderte nichts an der Verkaufslaune der Investoren. "Die Aktie ist zuletzt gut gelaufen, da nehmen jetzt wohl einige Gewinne mit", sagte ein Händler.
Oben auf den Verkaufslisten der Anleger standen auch die Autowerte mit einem Minus bei DaimlerChrysler-Aktien von 2,3 Prozent und bei BMW-Titeln von 212 Prozent.
VW-Papiere büßten 1,8 Prozent ein. Der Wolfsburger Konzern hatte gemeldet, in den ersten fünf Monaten deutlich mehr Autos verkauft zu haben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Auch Finanzwerte kamen angesichts der Spekulationen auf höhere Zinsen unter Druck. Außerdem verstärkten Nachrichten über im Zuge der US-Immobilienkrise ins Straucheln gekommenen Hedgefonds von Bear Stearns die Skepsis der Investoren. Die Aktien des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate verbilligten sich 2,2 Prozent. Deutsche Bank fielen 2,1 Prozent zurück.
Den Kursverlust von 1,8 Prozent bei der Deutsche Börse erklärten Börsianer teilweise mit den Fusionsverhandlungen zwischen der Londoner Börse (LSE) und der Mailänder Borsa Italiana. Nach Ansicht der DZ Bank verbleibt nach einer Fusion von LSE und Borsa Italiana für die Frankfurter lediglich die spanische Börse BME als ernst zu nehmender Partner.
Auch die Versorger ließen Federn: RWE gab 0,7 Prozent auf 79,22 Euro nach. Die WestLB hat ihr Kursziel auf 83,50 von 86 gesenkt.
E.on verloren entgegen den Erwartungen 1,4 Prozent. Der Konzern trennt sich von der österreichischen Mobilfunkfirma One, womit der Verkauf von Randaktivitäten abgeschlossen ist.
Continental rutschte 1,2 Prozent ab. Der Reifenhersteller deutete eine Erhöhung der Dividende an, sollte keine Großakquisition gelingen.
Siemens verbilligten sich 1,8 Prozent auf 105,43 Euro. Die UBS hat das Kursziel für das Dax-Schwergewicht von 107 auf 122 Euro angehoben.
Mit Skepsis reagierten die Anleger auf den überraschenden Abgang von MLP-Finanzchef Nils Frowein zum Monatsende. Analysten zeigten sich hier ebenfalls ratlos. "Wenn man innerhalb von zehn Tagen das Haus verlässt, dann sorgt das für Spekulationen", hieß es. Der Abgang von Frowein hinterlasse schon eine kleine Lücke im Management. Die Titel gaben 2,5 Prozent nach.
Stada wurden am Donnerstag ex Dividende gehandelt. Die Aktionäre des Generikaherstellers erhalten 0,62 Euro pro Aktie. Auch die Papiere von Krones werden unter Abschlag der Dividende von 1,60 Euro pro Anteilsschein gehandelt. Kl öckner & Co. schüttete ebenfalls eine Gewinnbeteiligung für die Aktionäre aus. Die Dividende beläuft sich beim Stahlhändler auf 0,58 Euro pro Aktie.
Quelle: ntv.de