Marktberichte

Kräftiger Rückenwind aus den USA Dax steigt auf Jahreshoch

Klein wirkt der Mensch gegenüber Geldströmen und Wassermassen: Im Herbst 2010 weiß sich die US-Notenbank nicht anders zu helfen, als die Geldschleusen erneut sperrangelweit zu öffnen.

Klein wirkt der Mensch gegenüber Geldströmen und Wassermassen: Im Herbst 2010 weiß sich die US-Notenbank nicht anders zu helfen, als die Geldschleusen erneut sperrangelweit zu öffnen.

(Foto: REUTERS)

Die deutschen Aktien reagieren am Donnerstag mit kräftigen Kursgewinnen auf die Ausweitung der Geldmenge in den USA. Am Tag nach der Bekanntgabe der neuen Milliardenhilfen für die US-Wirtschaft bewegt sich der Dax auf breiter Front nach oben.

Der Blick hebt sich, die Skepsis der Experten bleibt.

Der Blick hebt sich, die Skepsis der Experten bleibt.

(Foto: dpa)

Der erneute Geldregen der US-Notenbank Fed und eine Reihe weiterer Unternehmensbilanzen haben Aktienanleger weltweit in Jubellaune versetzt. Am deutschen Aktienmarkt knackte der Dax am Donnerstag die psychologisch wichtige Marke von 6700 Punkten und schloss mit einem kräftigen Plus von 1,77 Prozent auf 6734,69 Punkte. Dabei markierte der deutsche Leitindex mit seinem Schlusskurs nicht nur ein neues Jahreshoch, sondern erreichte im Handelsverlauf bei 6757 Punkten auch den höchsten Stand seit Mitte Juni 2008. Auch der MDax schritt auf einem zuletzt vor zweieinhalb Jahren erreichten Niveau voran und legte um 0,88 Prozent auf 9456,47 Punkte zu. Der TecDax rückte um moderate 0,51 Prozent auf 821,76 Punkte vor.

Auch an der Wall Street langten die Investoren bei Aktien zu: Bis Handelsschluss in Euro pa stiegen Dow-Jones-Index und S&P500 jeweils rund 1,5 Prozent, der Nasdaq-Composite kletterte um 1,3 Prozent.

DAX
DAX 23.703,65

Wie erwartet, will die Fed weiter Staatsanleihen kaufen, um die Wirtschaft anzukurbeln und der hohen Arbeitslosigkeit die Stirn zu bieten. Bis Ende des zweiten Quartals 2011 will sie Papiere für über 600 Mrd. Dollar aufnehmen. Hingegen gaben weder die Euro päische Zentralbank noch die Bank of England auf ihren jeweiligen Sitzungen Signale für eine weitere Lockerung, sondern hielten an ihrem Kurs fest.

MDAX
MDAX 30.146,41

Mit monatlichen Anleihekäufen von 75 Mrd. Dollar bis Ende des zweiten Quartals 2011, die fortlaufend überprüft und gegebenenfalls angepasst werden sollen, hätten die US-Währungshüter die Erwartungen des Marktes erfüllt, erklärte ein Marktteilnehmer. Die dadurch entstehende Liquidität dürfte ihren Weg an die Börsen finden. "Man könnte auch von einer Inflationsbörse und der Flucht in Sachwerte sprechen", merkte ein weiterer Händler angesichts der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank skeptisch an. Ohne Auswirkungen blieb dagegen die Entscheidung der Euro päischen Zentralbank (EZB), die Zinsen unverändert zu lassen. Die Aussagen von EZB-Präsident Trichet folgten der bisherigen Linie der Notenbank.

TecDax
TecDax 3.567,30

An den Aktienmärkten platzte nach Tagen angespannten Wartens der Knoten. "Jetzt können sich die Anleger wieder auf die vielen guten Ergebnisse konzentrieren", sagte ein Händler. Auch die 7000-Punkte-Marke im Dax sei nun kein weiter Weg mehr. Auch die anderen Börsen Euro pas feierten denFed-Beschluss: der Euro Stoxx50 kletterte um 1,9 Prozent auf 2884 Zähler.

Die Lage am Donnerstag: Der Dax gewinnt an Stärke.

Die Lage am Donnerstag: Der Dax gewinnt an Stärke.

(Foto: REUTERS)

Angeführt wurde der Dax von Heidelbergcement. Die Aktien des Baustoffkonzerns zogen um 8,9 Prozent auf 40,95 Euro an. Das Unternehmen habe überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt, so die Analysten der WestLB. Die meisten Eckdaten hätten die Erwartungen erfüllt, einige hätten sogar darüber gelegen. Ein Händler sprach auch von Nachholbedarf der Aktie angesichts der massiven Gewinne, zumal im Vorfeld der Zahlen über eine Gewinnwarnung spekuliert worden sei.

Hinter Heidelcement wanderten vor allem Papiere konjunkturabhängiger Firmen sowie Finanzwerte in die Depots. Auf den Spitzenpositionen im Dax befanden sich die Aktien des Autoherstellers BMW mit einem Plus von 4,7 Prozent auf 54,08 Euro , des Chemiekonzerns BASF mit 3,8 Prozent. Die BASF-Aktie profitierte davon, dass Morgan Stanley das Kursziel aufvon 60 63 Euro erhöht und die Empfehlung "Overweight" bestätigt hatte. Allianz und Deutsche Bank gingen mit jeweils plus 2,3 Prozent aus dem Handel.

Überdurchschnittlich legten auch Infineon mit 3,8 Prozentauf 5,88 Euro zu. Die Papiere des Chipherstellers profitierten von guten Vorgaben aus der Branche. Daimler wurden von einem Bericht in der "FAZ" beflügelt. Das Unternehmen könnte demnach eine Dividendevon 2,00 Euro zahlen. "Das wären rund 40 Cent über Konsens", sagte ein Händler. Daimler gewannen 3,4 Prozent auf 50,00 Euro .

Negativ fielen dagegen Deutsche Telekom und Beiersdorf auf. Die Geschäftszahlen der Telekom bewegten sich nach Einschätzung von Merck Finck im Rahmen der Erwartungen, das unbereinigte Vorsteuerergebnis (Ebitda) blieb leicht darunter. Enttäuschend stelle sich dagegen die Situation in den USA dar, wo das Unternehmen netto Vertragskunden verloren habe. Die Sanierung von T-Mobile USA wird nach Meinung von Merck Finck schwierig werden. Die Telekom-Aktie fiel um 1,7 Prozent auf 10,27 Euro .

Beiersdorf gaben um 1,9 Prozent auf 44,92 Euro nach. Die Drittquartalszahlen lägen deutlich unter den Erwartungen, stellten die Analysten von equinet fest. Das Wachstum der Consumer-Sparte in Euro pa bleibelahm, was zu einer gesenkten Zielvorgabe für die Sparte geführt habe. Die Anhebung der Ziele bei Tesa sei bereits vom Markt erwartet worden.

Ebenfalls nicht punkten konnten Adidas. Die Aktien des Sportartikelherstellers fielen trotz eines Ergebnisses über Markterwartungen und einer angehobenen Jahresprognose um 3,3 Prozent und waren damit Dax-Schlusslicht. Die neuen Ergebnis-Ziele des Managements seien nicht so optimistisch wie erwartet, betonte DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm.

Ebenfalls unbeliebt waren Fresenius Medical Care (FMC), die laut Händlern von einer Herunterstufung belastet wurden. Die Aktie des Dialysespezialisten gaben um 2,5 Prozent auf 43,82 Euro nach. Nach dem starken Lauf der vergangenen Monate dürfte den Aktien nun die Puste ausgehen, schrieben die Analysten von Cheuvreux. Die Papiere haben seit Jahresbeginn 21,7 Prozent gewonnen, der Dax stieg im selben Zeitraum nur um gut elf Prozent.

Euro paweit unter den Spitzenwerten waren BHP Billiton, die im Stoxx50 rund 6,6 Prozent zulegten. Die kanadische Regierung hatte überraschend ein Veto gegen den Verkauf des heimischen Düngemittelkonzerns Potash an den Bergbauriesen BHP eingelegt. Die Titel des deutschen Potash-Konkurrenten K+S legten um 1,8 Prozent zu.

Nach dem auf dem Flug von Singapur nach Sydney sind die Aktien des Flugzeugbauers EADS und des Triebwerk-Lieferanten Rolls-Royce eingebrochen. Die Papiere von Rolls-Royce verloren an der Londoner Börse am Donnerstag bis zum Nachmittag um mehr als fünf Prozent auf 621 Pence. An der Pariser Börse fiel der Kurs der Airbus-Muttergesellschaft EADS im Tagesverlauf um vier Prozent, in Frankfurt um 3,7 Prozent auf 18,30 Euro . Bei dem Zwischenfall war eine A380 der australischen Fluglinie Qantas mit 459 Menschen an Bord nach einem Triebwerkschaden in der Luft in Singapur notgelandet. Der von der europäischen EADS gebaute A380 ist das weltgrößte Passagierflugzeug.

Das Handelsvolumen im Dax sprang von 82 Mio. am Vortag auf 130 Mio. Aktien, der Umsatz kletterte von 2,7 Mrd. auf 3,9 Mrd. Euro .

Die Geldschwemme aus den USA trieb Investoren zudem aus dem US-Dollar: Der Euro kletterte in der Spitze um mehr als einen US-Cent auf 1,4264 Dollar und näherte sich damit dem Jahreshoch von 1,4582 Dollar, das er am 13. Januar vor Ausbruch der Schuldenkrise in der Euro -Zone aufgestellt hatte. Doch das Hilfspaket schürte auch Inflationsängste, was wiederum den Goldpreis antrieb.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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