6.200 Punkte fest im Blick Dax stürmt nach vorn
15.06.2010, 17:50 UhrAnleger am deutschen Aktienmarkt beweisen Nerven. Trotz anhaltender Gerüchte über mögliche EU-Hilfen für Spanien und einer weiteren Herabstufung Griechenlands auf Ramsch-Status geht der Dax in die Offensive. Ein steigender Euro trägt dazu bei.
Der Dax setzt hat am Dienstag seinen Kletterkurs weiter fortgesetzt. Nach einem schwachen Handelsauftakt arbeitete sich der Leitindex immer weiter in die Gewinnzone vor und ließ sich auch von negativen Nachrichten nicht beirren. Am Ende des Handelstages verbuchte der Dax ein Kursplus von 0,8 Prozent auf 6175,05 Punkte. Die Nebenwerte trieben den MDax um 0,7 Prozent auf 8453,73 Punkte nach oben. Der Technologieindex TecDax stieg um 0,4 Prozent auf 775,79 Punkte.
Für Zuversicht auf dem Parkett sorgte eine Reihe geglückter Finanzierungsrunden in Europa. Erfolgreiche Anleiheauktionen in Spanien und Irland beruhigten Sorgen auf dem Parkett vor einem Hilferuf aus Madrid für Rettungsgelder aus dem EU-Hilfspaket. "Spanien kann sich weiter am Markt refinanzieren", das helfe, so der Händler. Der Euro legt im Fahrwasser der Bond-Auktionen weiter zu und steigt wieder über die Marke von 1,23 US-Dollar.
Frische Konjunkturdaten fielen dagegen nicht so positiv aus. Insbesondere der Konjunkturoptimismus der Börsenprofis hat durch die Schuldenkrise größere Schrammen erlitten. Das ZEW-Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten sank im Juni auf 28,7 Punkte von 45,8 Zählern im Vormonat. Experten hatten mit einem deutlich schwächeren Rücksetzer gerechnet. Hinzu kam die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands durch die Ratingagentur Moody's vom Vorabend. "Mit der Abstufung Griechenlands ist Moody's lediglich S&P gefolgt", so ein Händler. Wie schon S&P vor geraumer Zeit, stuft nun auch Moody's griechische Staatsanleihen auf dem Niveau von Ramsch-Anleihen ein.
Infineon räumt ab
Stärkster Wert auf dem Parkett waren die Papiere von Infineon, die 3,4 Prozent auf 5,107 Euro zulegten. Antreiber war ein Pressebericht, wonach der Konzern die Bank JP Morgan als Berater für eine mögliche Trennung von der Handy-Chip-Sparte gewonnen hat. "Das stärkt die Möglichkeit einer Trennung", so ein Händler.
Überdurchschnittlich stark stiegen auch die Papiere von Merck, die 2,9 Prozent auf 61,95 Euro kletterten. Fundamentale Gründe gab es keine, Börsianer attestierten den Papieren jedoch Nachholbedarf nach Kursrücksetzern in Folge der Ablehnung eines Medikaments in den USA. Auch charttechnische Gründe waren Händlern zufolge für das Plus verantwortlich.
Stärker als der Gesamtmarkt legten auch Aktien aus dem Banken- und Versicherungsbereich zu. Für die Allianz ging es 1,9 Prozent nach oben, die Deutsche Bank klettert 2 Prozent, die Commerzbank legte 1,8 Prozent zu, die Müncher Rück verbesserte sich um 1,2 Prozent.
Schwächster Dax-Wert waren die Aktien von Linde mit einem Minus von 0,7 Prozent nach einer Abstufung durch die Analysten von Nomura. Zwar erhöhten die Experten ihr Kursziel für die Aktie um 5 auf 110 Euro, sie senkten jedoch ihre Einstufung von "Kaufen" auf "Neutral".
Sky im siebten Kurshimmel
Das Kaufangebot der News Corp für den britischen Bezahlsender BSkyB gab den Titeln des Schwestersenders Sky Deutschland im MDax deutlich Auftrieb. Sie verteuerten sich um 18,2 Prozent. Das Vorhaben dürfte auch neue Spekulationen auf eine Komplettübernahme von Sky Deutschland durch Rupert Murdochs Medienkonzern schüren, erklärte ein Händler.
Nach der Ankündigung einer Kapitalerhöhung trennten sich dagegen viele Anleger von Heidelberger Druck-Aktien. "Die kommt zwar nicht ganz unerwartet, weil Heidelberger Druck den Deutschland-Fonds in Anspruch genommen hat", so ein Händler, "der Umfang ist mit 420 Mio Euro aber groß". Das könnte den Kurs belasten", ergänzt er. Die meisten Befragten werten die Verbesserung der Kapitalstruktur allerdings als längerfristig positiv. Die Titel verloren 8,4 Prozent und waren im MDax damit das Schlusslicht.
Im TecDax setzten die Papiere von Drägerwerk ihren guten Lauf vom Vortag fort. Grund dafür war ein positiver Analystenkommentar. Die Aktie notierte rund 5,3 Prozent im Plus und dominiert damit den TecDax. Die Commerzbank hatte die Einstufung auf "Add" gehoben, nachdem das Unternehmen am Vortag seine Prognose angehoben hatte.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa-AFX/rts