188 Punkte verloren Dax stürzt ab
04.09.2008, 17:39 UhrKonjunktursorgen haben dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag sehr stark zugesetzt. Der Dax geriet klar unter die Marke von 6300 Punkten und setzte damit seine Talfahrt fort. Nach Einschätzung der EZB belasten die Finanzkrise und die hohen Ölpreise die Wirtschaft im Euro-Raum stärker als bislang angenommen. Die Währungshüter senkten ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von 1,8 auf 1,4 Prozent.
Auch die Inflationsgefahr bleibt hoch. Für 2008 wird nun seitens der EZB ein Wert von 3,4 bis 3,6 Prozent für die Euro-Zone prognostiziert. Die Währungshüter beließen den Leitzins für den Euro-Raum unverändert bei 4,25 Prozent, so dass deshalb kein positiver Impuls für den Handel ausging.
Negative Nachrichten kamen auch aus den USA. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg erneut. Auch die Rohöllagerbestände in den Vereinigten Staaten sanken stärker als erwartet. Die stärker als erwartet gestiegene Produktivität der US-Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres wurde am Markt dagegen kaum zur Kenntnis genommen. Die durch diese Fakten schwachen US-Börsen rissen den Dax am späten Nachmittag noch stärker in die Tiefe.
Der Dax schloss mit einem kräftigen Minus von 2,9 Prozent bei 6280 Punkten. Der MDax gab gar um 3,2 Prozent nach und lag bei 8281 Zählern. Der TecDax verlor 3,0 Prozent und wies 794 Punkte auf.
Autowerte wie Daimler, BMW und Volkswagen gaben nach den am Vorabend veröffentlichten US-Absatzzahlen nach. VW verloren 2,3 Prozent. Daimler gaben 2,8 Prozent nach. BMW sanken ebenfalls um 2,8 Prozent. Die Verkaufszahlen fielen einem Händler zufolge kaum überraschend aus. Während sich die Marke Mercedes weiter schwach präsentiere, habe Volkswagen erneut überdurchschnittlich stark zugelegt.
Aktien der Deutschen Post verloren 3,7 Prozent. Händler verwiesen auf einen Pressebericht, demzufolge der Logistiker seine milliardenschweren Probleme in den USA nicht in den Griff bekommt. Außerdem drückten Medienberichten über ein drohendes Scheitern des Postbank-Verkaufs auf den Kurs. Auch Postbank verloren 1,6 Prozent.
Auch Finanzwerte gerieten ins Trudeln. Allianz verloren 3,5 Prozent, und Hypo Real Estate verbilligten sich um 3,6 Prozent.
SAP fielen trotz positiver Aussagen des Vorstands um 1,2 Prozent. Der Chef von Europas größtem Softwareanbieter, Henning Kagermann, sieht sein Unternehmen in Europa und Asien weitgehend von den Auswirkungen der Finanzkrise verschont. In Europa sei der Geschäftsausblick stark, sagte er. Auch in Asien sei das Geschäft "gesund". Bald werde sich auch die Entwicklung in Nordamerika normalisieren.
Die Aktien der Deutschen Börse verzeichneten einen Abschlag von 4,8 Prozent. "Die Umsätze am Markt sind weiter niedrig, und die aktuellen Umsatzzahlen waren nicht gerade prickelnd", sagte ein Händler. Daneben stünde die Deutsche Börse durch die steigende Konkurrenz alternativer Handelsplattformen weiter unter Druck.
Nach einem Jahr der Kontinuität kommt wieder Bewegung in den Dax. Der Touristik- und Schifffahrtskonzern TUI verliert seinen Platz an den bislang im MDax notierten Düngemittelhersteller K+S. TUI-Aktien fielen um 5,0 Prozent. Händler verwiesen auf den endgültig beschlossenen Dax-Abstieg sowie einen Presseartikel, demzufolge die geplante Fusion von Germanwings, TUIfly und Condor- also der Billigflugtöchter von Lufthansa, TUI und Thomas Cook - auf der Kippe steht.
Die Titel von K+S verloren 1,0 Prozent, da die Entscheidung über den Dax-Aufstieg keine Überraschung für den Markt darstellte. Die Aktie hatte in Erwartung dessen schon vorher deutlich zugelegt.
Im TecDax brachen Aixtron um 8,0 Prozent ein. Händler verwiesen auf einen Artikel der taiwanesischen Zeitung "Digitimes", der von einer Verzögerung bei den Expansionsplänen der LED-Bauer berichtet. Dies drücke auf die Stimmung für den Zulieferer, sagten Händler. Cheuvreux verwies auch auf die sichabschwächende Nachfrage im LED-Geschäft, die Produzenten an Aixtron weitergeben könnten.
Quelle: ntv.de