Marktberichte

Unter 6500 Punkten Dax stürzt ab

Inflationsängste und Sorgen um die Bankbranche haben die Kurse am deutschen Aktienmarkt ins Rutschen gebracht. "Die Inflationsangst ist das dominierende Thema", sagte ein Händler. Der weiter hohe Abschreibungsbedarf großer Banken und die Sorge um das Konsumklima und damit auch um die Autoindustrie, die ohnehin unter dem hohen Euro leidet, drückten den Leitindex zusätzlich.

Der Dax schloss mit einem dicken Minus von 2,4 Prozent bei 6460 Punkten. Der MDax baute um 2,0 Prozent auf 9164 Zähler ab. Der TecDax fiel gar um 4,0 Prozent auf 783 Punkte.

Als Hauptbelastungsfaktor nannten Börsianer die Erwartungen für Zinserhöhungen. Erste Daten aus deutschen Bundesländern lassen für Juni eine weitere Beschleunigung der Teuerung in der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone erwarten. Dies bestätige die EZB in ihrem Vorhaben, im Juli die Zinsen zu erhöhen, sagten Analysten.

Sorgen bereitet den Anlegern zudem weiterhin die Wirtschaftslage in den USA. Die US-Notenbank hatte den Leitzins am Vorabend wie erwartet unverändert bei 2,00 Prozent belassen. "Die Inflationsrisiken in den USA bestehen weiter, und die Fed hat die Unsicherheit nicht aus dem Markt genommen", sagte ein Börsianer.

Der starke Euro kam bei den Anlegern ebenfalls schlecht an. Der Exportindustrie entsteht dadurch vor allem im US-Markt ein beträchtlicher Wettbewerbsnachteil. Darunter leiden traditionell die Autowerte, die europaweit auf Talfahrt gingen. Auch die Lage der US-Autoindustrie bereite den Anlegern Sorge, hieß es in Frankfurt. Die Ratingagentur Fitch hatte General Motors und Chrysler heruntergestuft. In Frankfurt verloren Daimler 3,3 Prozent und BMW 4,2 Prozent.

Auf die Stimmung drückten schwache Ausblicke des SAP-Wettbewerbers Oracle und des Blackberry-Herstellers RIM sowie ein schwacher Auftragseingang von Nike. Die Unternehmen äußerten sich mit Blick auf die kommenden Quartale vorsichtig. Adidas fielen nach den Nike-Zahlen um 4,0 Prozent. SAP hielten sich nach dem Oracle-Geschäftsausweis mit einem Abschlag von 1,0 Prozent vergleichsweise gut.

Die Dax-Verliererliste wurde angeführt von Hypo Real Estate, die um 7,3 Prozent fielen. Händler verwiesen auf das Fristende für das Gebot von J.C. Flowers. "Das Gebot hat die Aktie zuletzt gestützt, damit dürfte es nun vorbei sein", sagte ein Marktteilnehmer mit Blick darauf, dass Aktionäre J.C.Flowers fast die Hälfte der Aktien angedient hatten. J.C.Flowers will aber nur 24,9 Prozent übernehmen.

Auch andere Finanztitel stehen mit der Kapitalerhöhung der Fortis-Gruppe unter Druck. So verloren Commerzbank 4,6 Prozent und Deutsche Bank um 3,3 Prozent. Selbst Postbank gaben um 2,1 Prozent nach, obwohl ein Verkauf des Instituts kurz bevorstehen könnte.

Aktien der Deutschen Börse büßten 6,3 Prozent ein. Händlern zufolge belasteten Medienberichte, wonach die alternative Aktien-Handelsplattform Turquoise Mitte August starten soll. Der Start der Handelsplattform sei mehrfach verschoben worden.

Infineon verloren 5,3 Prozent. Der Chiphersteller prüft einem Zeitungsbericht zufolge auch einen Zusammenschluss mit einem asiatischen Wettbewerber - neben den bereits bekannten Kandidaten NXP und Freescale. Eine Entscheidung soll dem Bericht zufolge bis zum späten Sommer fallen.

Premiere stiegen im MDax um 0,5 Prozent. Der vom Medienunternehmer Rupert Murdoch kontrollierte US-Konzern News Corp. darf den deutschen Bezahlsender übernehmen. Um nicht zu mächtig zu werden, sicherte News Corp. den EU-Wettbewerbshütern zu, dass andere Anbieter weiter Zugang zur Satellitenplattform von Premiere haben werden. Nach Meinung von Händlern kommt das zwar nicht unerwartet, sollte aber dennoch positiv wirken.

EADS verloren nach einem negativen Analystenkommentar 4,7 Prozent. Die Societe Generale hatte die Titel in einer Branchenstudie von "Hold" auf "Sell" abgestuft und sie im Sektor mit "Leastpreferred" bezeichnet. Die Analysten rieten dazu, die Aktien der britischen BAE Systems zu kaufen und EADS dafür zu verkaufen.

Praktiker verloren trotz gut aufgenommener Zahlen des Konkurrenten Hornbach 2,1 Prozent. "Auf den ersten Blick sehen die Zahlen gut aus und das Wachstum auf vergleichbarer Fläche in Deutschland stimmt optimistisch", sagte ein Börsianer am Morgen. Möglicherweise strahle das leicht positiv auf Praktiker aus, der Effekt sollte aber nach den bereits vorgelegten eigenen Quartalszahlen des Baumarktes doch begrenzt sein.

Im SDax gaben Escada nach Vorlage der Halbjahres-Ergebnisse 3,3 Prozent ab. Nach zwei Warnungen waren die operativen Probleme allseits bekannt, sagte ein Händler. Die Ergebnisse seien unterdessen im Rahmen der Analystenprognosen ausgefallen.

Quelle: ntv.de

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