Ein Hui für TUI Dax taucht ab
29.08.2002, 20:10 UhrAuf dem Frankfurter Parkett bestimmten am Donnerstag die Versicherer die Richtung - und die zeigten deutlich nach unten. Das schlechte Ergebnis der Münchener Rück und die vorläufige Flut-Schadens-Bilanz der Allianz drückten den Dax mit 0,6 Prozent auf 3.661 Punkte ins Minus. Das gute TUI-Ergebnis konnte die Anleger dagegen zunächst kaum trösten.
Der Handelstag sei sehr unruhig gewesen, so ein Händler. Die Schadensbilanz der Allianz nach dem Hochwasser habe die Anleger bereits am Morgen aufgeschreckt, die sehr schwachen Zahlen der Münchener Rück hätten dann den Verkaufsdruck noch weiter verstärkt.
Zusätzlicher Druck kam am Nachmittag durch schlechter als erwartete US-Konjunkturzahlen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind nach Angaben des US-Arbeitsministeriums in der Woche zum 24. August auf 403.000 gestiegen und lagen damit deutlich über den Erwartungen von 387.000 Anträgen. In der Vorwoche hatten 395.000 US-Amerikaner einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt.
Die Münchener Rück ist im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust nach Steuern belief sich nach Angaben des Unternehmens auf 383 Millionen Euro nach einem Gewinn von 493 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Vor Steuern fiel ein Fehlbetrag von 1,32 Milliarden Euro an, im Vorjahr hatte noch ein Plus von 769 Millionen Euro in den Büchern gestanden. Im zweiten Quartal fielen nach Angaben des Rückversicherers Wertberichtigungen auf Wertpapiere von 1,5 Milliarden Euro an. Für das Gesamtjahr wollte das Unternehmen keine Ergebnisprognose abgeben. Die Aktie gab 2,8 Prozent auf 178,07 Euro ab. Im Sog der schlechten Zahlen aus München sowie von Swiss Re brach auch die im Mdax notierte Aktie der Hannover Rück ein. Sie verlor 6,1 Prozent auf 22,36 Euro.
Ein erstes Fazit der Jahrhundertflut in Mitteleuropa legte am Morgen die Allianz vor. Die Schadensbelastung liegt nach Schätzungen des Versicherungskonzerns bei netto bis zu 550 Millionen Euro. Dies entspreche weniger als zwei Prozent des erwarteten Schadensvolumens für das Geschäftsjahr 2002, so die Münchener weiter. Die Aktie verlor 2,6 Prozent auf 132,00 Euro.
TUI hat im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten erfüllt. Der Konzernumsatz lag bei 5,25 Milliarden Euro und damit leicht über den Schätzungen von 5,22 Milliarden Euro. Der Konzernverlust betrug in den vergangenen drei Monaten 45 Millionen Euro. Beim operativen Ergebnis konnte TUI mit 146 Millionen Euro die Erwartungen der Analysten, die bei 99 Millionen Euro gelegen hatten, deutlich übertreffen, verbuchte aber gegenüber dem Vorjahr einen Einbruch um 55 Prozent. Die Aktie legte 8,1 Prozent auf 23,25 Euro zu. Geholfen haben dürfte auch die Vorstellung der Pläne für die neue Billigfluglinie, die TUI in Zusammenarbeit mit der Germania aufbauen will.
Schlechte Nachrichten gab es für Infineon. Nach Angaben von Händlern hat die US-Investmentbank Morgan Stanley den Chip-Sektor auf „in line“ von zuvor „attractive“ abgestuft. Ganz offiziell setzte die Bank bereits das Kursziel für die Infineon-Aktie auf 16 von zuvor 23 Euro nach unten. Für die Aktie des deutschen Halbleiter-Konzerns ging es 3,5 Prozent auf 11,37 Euro nach unten.
Größter Verlierer im Dax war die Aktie von Adidas-Salomon. Grund war nach Händlerangaben eine Gewinnwarnung des US-Sportschuhherstellers Footstar. Das habe Befürchtungen genährt, dass auch der deutsche Marktführer unter der schwachen Nachfrage leiden könnte. Die Aktie verlor 3,6 Prozent auf 75,00 Euro. Im Mdax gab Puma 2,5 Prozent auf 58,80 Euro ab.
Von guten Halbjahreszahlen profitierte der Finanzdienstleister AWD. Der Überschuss ist um drei Millionen auf 17,8 Millionen Euro gestiegen. Für das Gesamtjahr haben die Hannoveraner ihre Prognosen bekräftigt. Bei der kürzlich übernommenen Tecis war das Geschäft dagegen rückläufig. Das das Unternehmen aber erst ab dem 1. Oktober konsolidiert wird, waren die Zahlen noch nicht bilanzwirksam. Die AWD-Aktie legte um 8,4 Prozent auf 15,88 Euro zu.
Quelle: ntv.de