Marktberichte

Unter 7400 Punkten Dax taucht ab

Gewinnmitnahmen lassen den deutschen Aktienmarkt deutlich fallen. Der Leitindex Dax durchbricht gleich zwei psychologisch wichtige Marken und verliert mehr als 126 Punkte. Starke Unternehmensergebnisse können angesichts enttäuschender US-Konjunkturdaten wenig ausrichten.

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(Foto: REUTERS)

Mit einem kräftigen Kursrutsch hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch endgültig einen Schlussstrich unter den Kletterkurs der vergangenen Wochen gesetzt. Schon am Dienstag waren die Kurse zeitweise abgetaucht, hatten sich aber bis Handelsende halbwegs gefangen. Nun kippten beinahe alle Standardwerte in die Verlustzone und zogen den Dax damit unter die Marke von 7400 Punkte.

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Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Minus von 1,7 Prozent bei 7373,93 Punkten. Der MDax sackte um 1,6 Prozent auf 10.580,62 Punkte abwärts. Der TecDax gab 0,5 Prozent auf 918,16 Punkte nach.

Auf der Unternehmensseite standen die Zeichen eigentlich auf steigende Kurse. In einer wahren Welle von Unternehmenszahlen konnten Anleger reihenweise gute Nachrichten aus der ersten Reihe der deutschen börsennotierten Konzerne finden. Doch Gewinnmitnahmen und neue Argumente für Sorgen um die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft machten den Bullen am Markt einen Strich durch die Rechnung.

Der US-Arbeitsmarkt entwickelte sich im April nicht so positiv wie von Ökonomen erhofft. Der Privatsektor schaffte nach Berechnungen des Dienstleisters ADP lediglich 179.000 Stellen, erwartet wurden im Schnitt 200.000 zusätzliche Jobs. Schlechte Nachrichten mussten Anleger auch im für die US-Konjunktur so wichtigen Dienstleistungssektor einstecken. Der Einkaufsmanagerindex der Branche sackte von 57,3 auf 52,8 Punkte und damit deutlich stärker als mit 57,0 Punkten prognostiziert. Insbesondere die Auftragseingänge entwickelten sich mau.

An den US-Börsen blieben diese Signale nicht ohne Folgen. Die großen US-Indizes gaben bis Handelsschluss im elektronischen Handel in Deutschland rund ein Prozent nach und belasteten damit auch das Geschäft in Frankfurt.

Zahlen machen Kurse

Unter den wenigen deutschen Aktien, die den Handelstag mit einem kleinen Plus abschließen konnten, notierten die Papiere von Henkel am stärksten. Der Konsumgüterhersteller startete dank seines florierenden Klebergeschäfts, neuen Produkten in der Kosmetik und der Nachfrage aus den Schwellenländern mit Zuwächsen ins neue Jahr. Aktionäre dankten dies mit einem Plus von 0,9 Prozent.

Auch die Aktien von Merck konnten sich nach einer positiven Analystenstudie ebenfalls um 0,9 Prozent verteuern. Experten der Bank of America-Merrill Lynch sprachen eine Kaufempfehlung für die Aktie des Pharma- und Chemiekonzerns aus.

Nach starken Quartalszahlen konnte sich über weite Strecken des Handels auch die Papiere des Autobauers BMW im Plus halten. Bis Handelsende drehten die Aktien jedoch ins Minus und schlossen 1,6 Prozent im Minus. Die Zahlen des Münchener Autobauers waren laut Börsianern unerwartet gut ausgefallen. Der operative Gewinn der Münchener lag rund 20 Prozent über der Konsensschätzung von Analysten. Die Zahlen für das erste Quartal hätten die Erwartungen deutlich übertroffen, schrieb DZ-Bank-Analyst Michael Punzet in einem Kurzkommentar. Gewinnmitnahmen hatten die Automobilwerte jedoch bereits am Vortag gedrückt, nachdem die Aktien der Branche in den vergangenen Wochen einen sehr guten Lauf hatten.

Auch die beiden übrigen Autobauer im Dax verloren deutlich. Für Daimler ging es um 1,8 Prozent nach unten. Vorzugsaktien von Volkswagen verloren mit 4,3 Prozent oder 5,70 Euro deutlich stärker, allerdings wurden die Papiere mit einem Dividendenabschlag von 2,26 Euro gehandelt, so dass unter dem Strich der Kursabschlag nur rund halb so groß war.

Die Aktien der Lufthansa waren mit einem Minus von 4,7 Prozent oder 0,71 Euro der schwächste Dax-Wert. Auch das Minus der Fluglinie fiel optisch größer aus als gerechtfertigt. Die Lufthansa hatte nach der Hauptversammlung am Dienstag ihren Aktionären eine Dividende von 0,60 Euro gezahlt, so dass das tatsächliche Minus der Aktie deutlich kleiner ausfällt. Auf den Kurs des Dax haben Dividendenabschläge ohnehin keine Auswirkung, da Gewinnausschüttungen in den Index mit eingerechnet werden.

Zu den weiteren Verlierern zählten die Anteilsscheine der Allianz, die um 1,6 Prozent nachgaben. Die unmittelbar vor Börsenstart bekannt gegebenen Eckzahlen des Versicherers für das erste Quartal stießen auf geteiltes Echo am Markt. Deutlicher im Minus notierten die Aktien von Siemens, die um 2,8 Prozent sanken. Der Elektrokonzern hatte zwar die Gewinnprognose angehoben. Einige Anleger hätten aber auf eine noch positivere Aussage gehofft, hieß es von Händlern.

Für die Titel des Industriegase-Spezialisten und Anlagenbauers Linde ging es nach der Vorlage von Quartalszahlen um 3,8 Prozent nach unten. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Kursrally.

Wincor enttäuscht

Im MDax brachen die Titel von Wincor Nixdorf um 13,1 Prozent ein. Der Geldautomaten- und Kassensystemhersteller enttäuschte einem Händler zufolge "auf ganzer Linie mit den Zahlen und dem Ausblick". Vor allem die immense Senkung der Ziele sei so nicht erwartet worden.

Um 2,6 Prozent nach unten ging es für die Papiere von Vossloh. Wegen der geringen Geschäftsaktivität in China sowie den Unruhen in Libyen habe der Verkehrstechnik-Konzern seine operativen Gewinnerwartungen deutlich verfehlt, schrieb Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel in einer Studie.

Quelle: ntv.de, mit rts

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