Lufthansa mit Gegenwind Dax treibt abwärts
19.11.2002, 20:20 UhrDer Dax wurde am Dienstag aus seiner Erfolgsspur geworfen. Nach den Zuwächsen der vergangenen Tage sorgten Gewinnmitnahmen für Abschläge bei den Standardwerten. Auch bei MAN war Sand im Getriebe, nachdem aktuelle Geschäftszahlen für Enttäuschung sorgten. Größter Verlierer war allerdings die Lufthansa-Aktie die unter schlechten Nachrichten der Konkurrenz litt. Der Dax fiel 0,4 Prozent auf 3.207 Zähler.
Händler hatten eine Erklärung für die Minuszeichen parat: Die Kursgewinne in der vergangenen Woche seien überzogen gewesen, hieß es. Darauf deuteten einige charttechnische Indikatoren hin. Ein Rückfall des Dax bis auf 3050 Zähler sei daher nicht auszuschließen, hieß es weiter.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie von MAN. Der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugkonzern hat im dritten Quartal einen Einbruch des operativen Gewinns auf 82 Millionen Euro nach 112 Millionen Euro im Vorquartal erlitten und damit die Erwartungen von Analysten deutlich verfehlt. Für das Gesamtjahr hielt das Unternehmen allerdings an seiner Prognose, ein Ergebnis auf dem Vorjahresniveau zu erreichen fest. Probleme macht allerdings weiter die Druckmaschinentochter MAN Roland, die ihre Ergebniserwartungen für das Gesamtjahr deutlich gesenkt hat. Die MAN-Aktie drehte nach schwachem Start zunächst deutlich ins Plus, fiel dann jedoch wieder 1,2 Prozent auf 12,87 Euro.
Die Deutsche Post muss im Beihilfe-Streit mit der EU-Kommission mehr zurückzahlen als bislang gedacht. Der Rückzahlbetrag belaufe sich auf über 900 Millionen Euro und nicht auf 850 Millionen Euro, bestätigte die Post am Dienstag einen entsprechenden Zeitungsbericht. Grund für den höheren Betrag seien Zinszahlungen, hieß es weiter. Diese hält die Post allerdings für falsch und will daher Rechtsmittel gegen den Beschluss einlegen. Die Aktie Gelb fiel 0,6 Prozent auf 11,30 Euro.
Die US-Investmentbank Bear Stearns hat ihre Gewinnprognose für die Bayer-Aktie für das Jahr 2003 um fast 70 Prozent auf 0,62 Euro gesenkt. Im laufenden Jahr rechnen die Experten mit einem Gewinn von 1,19 Euro je Aktie und reduzierten ihre bisherigen Schätzungen damit um 20 Prozent. Das Kursziel für die Papiere senkte die Bank auf 20 von zuvor 25 Euro. Die Bewertung beließen sie bei „underperform“. Die Aktie gab 0,2 Prozent auf 23,21 Euro nach.
Die SAP-Aktie verlor 1 Prozent auf 83,14 Euro. Der US-Softwarehersteller und SAP-Konkurrent Siebel Systems hatte sich zuvor pessimistisch zu einem baldigen Aufschwung der Technologiebranche geäußert.
Größter Verlierer im Dax war die Lufthansa-Aktie. Händler begründeten dies mit schlechten Nachrichten vom Schweizer Konkurrenten Swiss International. Die Luftfahrtkrise macht dem Unternehmen weiter zu schaffen. Die Schweizer wollen ihre Flotte um acht Maschinen reduzieren und die Belegschaft um 300 Mitarbeiter verkleinern. Die Aktie der Lufthansa gab 3,2 Prozent auf 11 Euro nach.
Auch Versorgerwerte präsentierten sich schwach und setzten ihre Talfahrt der vergangenen Tage fort. Händler machten die anhaltenden Probleme des britischen Energiemarktes dafür verantwortlich. E.On und RWE hatten vergangene Woche wegen hoher Abschreibungen auf ihre jeweiligen britischen Tochtergesellschaften beim Reingewinn die Erwartungen der Analysten verfehlt. Viele britische Versorger kämpfen nach der Liberalisierung des dortigen Strommarktes auf Grund von Überkapazitäten mit einbrechenden Einnahmen. Die RWE-Aktie gab 3,1 Prozent auf 29,20 Euro nach, E.On verlor 2,1 Prozent auf 44,76 Euro.
Im MDax meldete sich AWD zu Wort. Der Finanzdienstleister hat sein Gewinnziel für das Gesamtjahr bekräftigt und erwartet ein Umsatzplus von ca. 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. AWD will Ende November seine Zahlen für die ersten neun Monate vorlegen. Die Aktie verbuchte ein Plus von 0,7 Prozent auf 14,40 Euro.
Der Haarpflege- und Kosmetikkonzern Wella hat seinen operativen Gewinn in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres um fast zwölf Prozent auf gut 186 Millionen Euro gesteigert. Der Umsatz nahm 6,3 Prozent zu. Auf Grund der geschäftlichen Entwicklung im dritten Quartal halte Wella trotz konjunkturell schwieriger Rahmenbedingungen am prognostizierten Umsatzplus von 10 bis 14 Prozent in diesem Jahr fest, hieß es weiter. Der Gewinn solle überproportional zu den Erlösen wachsen. Auch gelte weiterhin das mittelfristige Ziel, die Ebit-Rendite bis 2005 auf 13 Prozent zu steigern. Die Aktie legte 4,8 Prozent auf 55 Euro zu.
Der Arzneimittelhersteller Stada hat in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres seinen Umsatz um 15 Prozent auf 465,1 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen verbesserte sich um knapp 36 Prozent auf 77,4 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr bekräftigte das Unternehmen seine Prognosen. Die Aktie konnte 2,7 Prozent auf 37,80 Euro zulegen.
Die Deutsche Bank hat im Auftrag der Familie Schwarz zwei Millionen Aktien des Arzneimittelherstellers Schwarz Pharma zu 29 Euro je Aktie platziert. Der Anteil der Familie Schwarz an dem im MDax notierten Unternehmen sinkt damit auf 68 von zuvor 73 Prozent. Die Aktie verbuchte ein Kursplus von 8,1 Prozent auf 31,89 Euro.
Quelle: ntv.de