Zwischen Hoffen und Bangen Dax treibt ins Minus
15.04.2009, 17:57 UhrAm deutschen Aktienmarkt ist nach den Kursgewinnen der Vortage wieder etwas Ernüchterung eingekehrt. "Keiner weiß genau, wo es hingeht, man hangelt sich von einer Nachricht zur nächsten", sagte ein Händler.
Der deutsche Leitindex Dax verlor 0,1 Prozent auf 4549 Punkte. Der MDax tendierte mit 5150 Zählern 0,4 Prozent im Plus, während der TecDax 1,6 Prozent auf 546 Punkte zulegte. Viele Anleger hielten sich zurück, da im Tagesverlauf noch eine Reihe von Konjunkturdaten aus den USA auf der Agenda stehen. Außerdem werden im Wochenverlauf weitere Bilanzdaten von Banken erwartet.
"Es schaut nicht schlecht aus. Der Dax will offensichtlich nach oben und bewegt sich in die richtige Richtung", sagte Aktienhändler Fidel Helmer von Hauck & Aufhäuser. Allerdings seien die Umsätze weiterhin sehr gering. Bleibe der Index über der Marke von 4500 Punkten stehe einem weiteren Anstieg nichts entgegen, sagte Helmer.
Unterstützung kam von US-Konjunkturdaten: Der Abschwung der Industrietätigkeit im US-Bundesstaat New York hat sich im April überraschend stark abgebremst. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg auf minus 14,65 Punkte von minus 38,23 Zählern im März und erreichte den höchsten Stand seit September 2008. Analysten hatten lediglich mit einem kleinen Plus auf minus 35 Punkte gerechnet. Die Daten gelten als Frühindikator für die gesamte Industrie in den USA.
Banken im Blick
Im Finanzsektor vermieste die Schweizer UBS mit einem Milliardenverlust im Quartal die Stimmung. Negativ aufgenommen wurden auch die Nachrichten von Technologieschwergewicht Intel. Der weltgrößte Chiphersteller hatte zwar bessere Zahlen als erwartet vorgelegt, doch auf eine Prognose für die nächsten Monate verzichtet.
Zu den Verlierern zählten die Aktien der Deutschen Bank mit einem Minus von 4,5 Prozent. Commerzbank gaben 3,2 Prozent nach, sie hatten am Vortag allerdings 13 Prozent gewonnen. Händler verwiesen auf Zahlen von UBS und die Kursverluste der US-Banken am Vortag. Die Finanzkrise drückt die UBS auch zum Jahresauftakt tief in die roten Zahlen und zwingt die Schweizer Großbank zu weiterem Stellenabbau. Für das erste Quartal prognostizierte die UBS einen Verlust von zwei Mrd. Franken. Mit Spannung waren Investoren nun auf den am Donnerstag anstehenden Zwischenbericht von JP Morgan. Am Freitag folgt Citigroup. Beide Banken haben die Erwartungen mit zuversichtlichen Aussagen über die Geschäfte zu Jahresbeginn hochgeschraubt.
Generell hielten sich viele Anleger zurück, da noch eine Reihe von Konjunkturdaten aus den USA erwartet wurden. Zudem wurden im Wochenverlauf weitere Bilanzdaten von Banken erwartet.
In Frankfurt war zudem VW ein Gesprächsthema. Ein Zeitungsbericht, wonach die EU-Kommission derzeit wegen des VW-Gesetzes nicht vor dem Europäischen Gerichtshof klagen will, drückte die Aktien in der Spitze um drei Prozent ins Minus. "Das könnte bedeuten, dass Porsche im Rechtsstreit um die 20-prozentige Sperrminorität mit dem Staat den Kürzeren zieht", erklärte ein Händler. Die EU-Kommission betonte allerdings, dass noch keine Entscheidung zum VW-Gesetz gebe. Die VW-Stammaktien erholten sich daraufhin und lagen 0,6 Prozent im Minus. Porsche fielen um 2,4 Prozent, die ebenfalls in keinem Index vertretenen VW-Vorz üge sogar um rund sieben Prozent.
RWE fielen nach einem negativen Analystenkommentar 0,4 Prozent. Goldman Sachs hatte die Titel von "Neutral" auf "Sell" gesenkt. RWE sei einer der teuersten Versorger und werde verglichen mit dem Sektor mit einem Aufschlag gehandelt, hieß es in einer Studie.
Aktien aus der Pharmabranche profitierten von einem Pressebericht. Bayer gewannen 1,3 Prozent, für Merck ging es um 1 Prozent nach oben. Händler verwiesen auf einen Bericht des "Wall Street Journals", wonach einige Pharmakonzerne wie Pfizer Preiserhöhungen durchgesetzt hätten. "Wenn das in diesem Umfeld möglich ist, ist das positiv für die ganze Branche", sagte ein Händler.
EADS im Plus
Im MDax bewegten Analystenkommentare die Kurse. EADS zählten nach einer Hochstufung durch Citigroup mit einem Plus von 5,4 Prozent zu den größten Gewinnern. Bei MLP, die mit einem Minus von über vier Prozent zu den Schlusslichtern im Index zählten, sorgte laut Händlern eine Herunterstufung durch die HSBC für Kursverluste. Eine Analystenempfehlung drückte auch die Aktien von Heidelberger Druck um 3,2 Prozent ins Minus.
Die Titel von Fraport rückten nach Verkehrszahlen in den Blick und verloren leicht. Der Flughafenbetreiber fertigte im März erneut weniger Passagiere ab als ein Jahr zuvor. Das Frachtvolumen brach um gut ein Fünftel ein. Damit wurden die Rückgänge im Vergleich zum Februar etwas gebremst. Händler zeigten sich wenig beeindruckt von den Zahlen. "Auch wenn sich der Rückgang nicht beschleunigt hat, sind die Verkehrszahlen weit davon entfernt, gesund zu sein", sagte ein Händler.
Die im TecDax gelisteten Titel von Infineon stiegen 1,8 Prozent, obwohl einige Börsianer nach dem enttäuschtenden Ausblick von Intel mit deutlichen Verlusten gerechnet hatten. Ein Händler erklärte: "Die Aktie ist vollkommen willkürlich von Zockern getrieben, fundamental gibt es schon seit längerem keine Erklärung mehr für die Kursbewegung".
Quelle: ntv.de