Marktberichte

VW-Aktien brechen ein Dax tritt auf der Stelle

Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag nach dem satten Plus zum Wochenstart neue Kraft getankt. Unter dem Strich war für die Standardwerte nicht viel zu holen. Für Aufregung sorgte jedoch die Platzierung eines großen Pakets an VW-Aktien, die den Kurs des Autobauers kräftig in den Keller drückten.

Der Dax beendete den Handel mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 5613,2 Punkte. Unter den Nebenwerten war hingegen mehr los: Der MDax gab 0,6 Prozent nach auf 7186,45 Punkte. Der TecDax sank 1,0 Prozent auf 752,81 Zähler.

Die Standardwerte standen am Dienstag im Schatten.

Die Standardwerte standen am Dienstag im Schatten.

(Foto: REUTERS)

DAX
DAX 23.681,41

Börsianer sprachen von weiterhin guter Stimmung auf dem Parkett. "Allerdings könnte die Erholung nach dem Plus von mehr als 6 Prozent in den vergangenen Tagen an Dynamik verlieren", sagt ein Händler. Solange aber Liquidität an den Markt fließt, gebe es keinen Grund für ernsthafte Rücksetzer.

Einen willkommenen Anlass für Gewinnmitnahmen bot am frühen Mittag der ZEW-Index. Die Konjunkturerwartungen der befragten Finanzexperten waren demnach deutlich stärker gesunken als von Analysten erwartet. Nach einem kurzen Rücksetzer war dem Markt jedoch nichts mehr anzumerken. "Die Risikobereitschaft der Anleger ist nach dem jüngsten Rücksetzer zurückgekehrt", sagte ein Marktteilnehmer. Das wird auch in der Reaktion auf den ZEW-Index deutlich. Die Erwartungskomponente ist auf den niedrigsten Stand seit Juli gefallen; das signalisiere, dass im ersten Quartal 2010 das Wachstum auf Jahressicht den Höhepunkt erreicht haben dürfte, heißt hieß es von einem Beobachter.  Technische Analysten sehen erst bei Dax-Kursen oberhalb von 5.720/5.730 bzw. 5.760 Punkten die Gefahr einer neuerlichen Abwärtswelle gebannt. Auf Tagessicht ist der Dax bei 5.540 Punkten unterstützt, bei 5.700 Punkten liegt ein Widerstand.

Katar schickt VW auf Talfahrt

Im Fokus stand die Entscheidung Katars, etwa die Hälfte seiner stimmrechtslosen Volkswagen-Anteile zum Verkauf anzubieten.  Die VW-Stämme - sie sind anders als die Vorzüge im Dax gelistet - fielen um acht Prozent auf 102 Euro. Händler halten es nun für wahrscheinlicher, dass die Stämme im Dax bald durch die Vorzüge ersetzen werden. Die Vorzüge brachen um 15,8 Prozent auf 60,22 Euro ein. Sie lagen damit leicht über dem von Händlern genannten Platzierungspreis des Katar-Anteil.

Die übrigen Autotitel im Dax verbuchten ebenfalls Verluste, wenn auch deutlich geringere: Daimler fielen 0,3 Prozent, für BMW ging es um 2,2 Prozent nach unten.BMW rechnet auch im kommenden Jahr nicht mit einer Erholung der Automobilkonjunktur. Der Autobauer will sein bisheriges Sparprogramm "Number One" laut einem "Handelsblatt"-Bericht ausweiten. Ziel sei es, zusätzlich bis zu 200 Mio. Euro in Verwaltung und Vertrieb einzusparen.

Eon verloren 0,4 Prozent. Der Verkauf des deutschen Stromnetzes an Tennet ist wie erwartet ausgefallen. "Seit gestern gibt es bereits Kreisemeldungen, die den Kern ziemlich genau treffen", so ein Händler. Die Anleger warten nun auf die für Mittwoch angekündigten Quartalszahlen.

Nach den jüngsten Aufschlägen verloren Commerzbank mit Gewinnmitnahmen 2,4 Prozent. Gesucht waren hingegen defensive Aktien. Die stärksten Kursgewinne verbuchten FMC mit 2,2 Prozent Plus, gefolgt von Henkel mit 1,9 Prozent Aufschlag und Fresenius mit 1,8 Prozent Plus.

Bilfinger Berger frohlockt

Nach einem Quartalsgewinn über den Erwartungen legten Bilfinger Berger an der MDax-Spitze 7,6 Prozent zu. Mit dem Börsengang seiner Infrastruktursparte Concessions will der Konzern Finanzkreisen zufolge fast eine Mrd. Euro erlösen, 700 bis 750 Mio. Euro davon sollten demnach dem Mutterkonzern zufließen. Vorstandschef Herbert Bodner wollte diese konkrete Summe gegenüber n-tv nicht bestätigen, rechnet für sein Unternehmen bei einer erfolgreichen Platzierung jedoch damit, "dass wir erhebliche Mittel freisetzen". Analyst Marc Nettelbeck von der DZ Bank bestätigte seine Kaufempfehlung für die Aktien mit einem fairen Wert von 51,00 Euro. Überraschend sei, dass das Unternehmen seine Bautätigkeit in den kommenden Jahren auf ein Drittel des derzeitigen Volumens zurückführen wolle. Der Markt atme auf, weil das eine klare Richtung hinein in den Dienstleistungsbereich sei.

Aareal Bank kletterten dank guter Quartalszahlen um 1,5 Prozent nach oben. "Der Überschuss liegt erheblich über den Erwartungen, und auch der Ausblick sieht ganz gut aus", sagte ein Händler.

Heidelberger-Druck-Papiere stiegen um 6,4 Prozent. "Die Zahlen sind unseres Erachtens zwar schwach ausgefallen, aber der Cash Flow war stark und das Management hat die Prognosen bestätigt", sagte ein Händler zum Zwischenbericht des Druckmaschinen-Herstellers.

Mit Abschlägen zeigten sich Tognum und Rheinmetall. Bei Tognum sieht ein Analyst Warnsignale. Zwar seien die Zahlen auf den ersten Blick "in Ordnung", die Margen sähen "sehr gut" aus. Der Auftragseingang liege aber etwa 15 Prozent unter den Prognosen. "Negativ ist, dass der Auftragseingang unter dem Umsatz liegt", sagt der Analyst. Damit stelle sich die Frage, ob das vergleichsweise gute Quartal fortschreibbar sei. Die Tognum-Papiere verloren 3,5 Prozent. Bei Rheinmetall wurden Gewinne mitgenommen. Nachdem die Aktie seit Jahresbeginn etwa 75 Prozent gewonnen hatte, gab der Kurs nun 2 Prozent nach.

Biotech-Schwergewicht überzeugt

Qiagen standen nach der Bilanzvorlage mit einem neuen Ausblick lange Zeit an der Indexspitze und gewannen bei Handelsschluss 4,5 Prozent. Das Indexschwergewicht sieht sich nach einem deutlichen Umsatz- und Gewinnanstieg im dritten Quartal gut für weiteres Wachstum aufgestellt und hebt die Jahresprognosen an. Händler nennen die Zahlen am Morgen "besser als erwartet". Cheuvreux-Analyst Oliver Reinberg stufte die Aktien nach den Zahlen von "Underperform" auf "Outperform" hoch und setzt das Kursziel von 14,50 auf 18,50 Euro herauf. Die Quartalsbilanz habe die Markterwartung übertroffen, schrieb der Experte. Die spezifizierte Prognose hob Reinberg ebenfalls positiv hervor.

Besser lief es nur noch für die Papiere von Carl-Zeiss Meditec, die sich ohne fundamentale Nachrichten um 5,8 Prozent verteuerten.

Bescheidenere Gewinne von 0,3 Prozent gab es bei Jenoptik-Papieren . Der Technologiekonzern hatte im dritten Quartal trotz operativ roter Zahlen die Schätzungen der Analysten leicht übertroffen. Ein Analyst stufte die Kursentwicklung aber angesichts dünner Umsätze als wenig aussagekräftig ein, ein anderer monierte die hohe Bewertung der Aktie.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ/dpa-AFX

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